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Age of Wonders: Planetfall (Taktik & Strategie) – Strategie mit Kampffokus

Nach langer Fantasy-Tradition versuchen sich die niederländischen Triumph Studios, die 2017 von Paradox Interactive übernommen wurden, an einem Strategiespiel in einem Science-Fiction-Szenario. In Age of Wonders: Planetfall gründet man eine Kolonie auf einem fernen Planeten, beutet die Umgebung aus und liefert sich an XCOM erinnernde Taktik-Schlachten. Wir haben das 4K-Strategiespiel auf PC und Konsolen getestet.

© Triumph Studios / Paradox

Diplomatie

Die diplomatischen Optionen sind ebenfalls recht überschaubar (Kompliment, Tribut, Nicht-Angriffspakt, Bündnis), aber immerhin transparent dargestellt und mit einer eigenen Währung verknüpft. Trotzdem schützt das nicht davor, dass sich die Computerintelligenz wankelmütig verhält und manche Abmachungen nicht länger als eine Runde halten – ganz so schlimm wie in der Frühphase von Civilization 6 ist es zum Glück nicht. Schön ist zumindest, dass man feindiche bzw. neutrale Einheiten über Einflusspunkte dazu bewegen kann, sich ohne Kampf von einem Feld zu verziehen.

Alles ist recht bodenständig in diesem System und ja, wenn ein Gegner einen Sektor übernimmt, auf den man Anspruch erhoben hatte, kann dank Casus Belli ein Krieg „ohne weitere Folgen“ erklärt werden. Die KI-Gegner machen von der Möglichkeit ebenso Gebrauch. Einen Diplomatiesieg erringt man, indem man sich einen ausgezeichneten Ruf bei den „Einheimischen“ erarbeitet und über längere Zeit mit ihnen verbündet ist.

Globale Zauber-Operationen

Dann gibt es noch die Operationen, die mit den globalen Zaubern aus Age of Wonders 3 vergleichbar sind. Sie sind mit einer eigenen Währung verbunden und ermöglichen es, die Armee im Kampf zu unterstützen, die Effizienz der Kolonien zu erhöhen, die Gegner auszuspionieren und ganze Sektoren auf den Karten zu verändern (Terraforming; Amazonen: Wald pflanzen; Dvar: Berge abtragen/aufschütten). Hierzu gehören strategische Operationen und verdeckte Operationen (Spionage), taktische Operationen für die Taktikkämpfe und Doktrinen; wobei zu erwähnen ist, dass Operationen gegen Feinde fehlschlagen können. Doktrinen sind dauerhaft anhaltende Operationen, die sich global auf das Imperium als Ganzes auswirken und „Doktrin-Slots“ einnehmen. Zugang zu neuen Operationen erhält man durch Forschung, die Fraktion an sich, andere Nicht-Spieler-Fraktionen und besondere Wahrzeichen (Gold oder Silber) auf den Karten.

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Ein taktischer Orbitallaser im Einsatz. © 4P/Screenshot


Taktische Operationen fungieren wie Spezialattacken, die man auf der 4X-Ansicht auswählt und in den Schlachten einsetzen kann – zum Beispiel um Verstärkungen zu holen oder den Gegner mit einem Flächenangriff à la Orbitallaser zu schwächen. Trotz der Ähnlichkeiten zu den globalen Zaubern aus Age of Wonders 3 gehören diese Elemente zu den Spielaspekten, die am schlechtesten im Tutorial bzw. mit den Hilfetexten erklärt werden. Apropos Tutorial: Die erste Kampagnenmission, die zugleich als Tutorial fungiert, ist ein Parforceritt durch Kolonien, Einheiten und Ausbeutung. In Rekordtempo werden die elementaren Bestandteile mit Textboxen runtergeleiert und obwohl im Prinzip gar nicht so viel erklärt wird, wirkt es zu mächtig und zu überladen – selbst für gestandene 4X-Spieler. Thematisch gegliederte Tutorials (Kolonie/Ausbau/Forschung, taktische Kämpfe, Operationen) wie sie es später bei Surviving Mars gab, wären sinnvoller gewesen.

Mit zunehmender Spielzeit und Komplexität des Reiches dauert das Beenden der Runden länger – wie gewohnt und wie bei anderen 4X-Spielen auch. Aber dieses Problem haben die Entwickler im Auge, denn es ist bereits der Patch v1.004 auf PC veröffentlicht worden, der sich dieser Macke angeht.

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Die Truppen aus den angrenzenden Hexfeldern dürfen mitkämpfen. © 4P/Screenshot

Taktische Kämpfe

Trifft man auf der Weltkarte auf einen Gegner, kann eine Schlacht entbrennen. Die Optionen sind dann: Fliehen, verhandeln oder kämpfen – entweder automatisch oder manuell. Da die Weltkarte aus Sechsecken besteht, können bis zu sechs Armeen einer Fraktion ein anderes Feld attackieren. Es können also richtig große Schlachten entbrennen, die sich wenig überraschend ziemlich langatmig steuern.

Entscheidet man sich für den manuellen Kampf, findet das taktische Kampfgeschehen auf separaten Schlachtfeldern statt. Dort lassen sich die Einheiten über die Karte voller Hexfelder befehligen. In der Regel hat der Verteidiger den ersten Zug, bevor der Angreifer seine Truppen bewegt. Die Aufstellung der Truppen auf der Karte darf man vorher nicht selbst festlegen. Wo die Truppen spawnen liegt vielmehr daran, wo sie vorher in relativer Position zu dem Gegner auf der Weltkarte standen.

Stagger: Gegner festsetzen

Jede Einheit verfügt über drei Aktionspunkte, die sie zur Fortbewegung, zum Angriff oder für eine Kombination beider Elemente nutzen können – farbliche Markierungen auf den Feldern helfen bei der Planung. Bei der Positionierung der Einheiten ist zu beachten, dass es sowohl Deckungsboni (volle und halbe Deckung; von mehreren Seiten) als auch Flankierungsboni für geschickte Attacken von der Seite gibt. Einige Deckungen sind zerstörbar, aber längst nicht alle, wobei sich Deckungen aufgrund der Hexfelder stellenweise schneller umgehen lassen als erwartet. Auch der „Overwatch-Befehl“ (Gegend überwachen und automatisch angreifen) ist als Option verfügbar.

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Reichen 65 Prozent Trefferchance aus? In diesem Fall hat es nicht gereicht. © 4P/Screenshot

Wichtig ist ebenfalls der „Stagger“. Mit Granaten oder schweren Angriffen können Gegner ins Taumeln gebracht oder betäubt werden, was ihre möglichen Aktionspunkte für die nächste Runde reduziert. Durch diese „Stagger-Mechanik“ ist es möglich, gezielt starke Gegner festzusetzen und sie am Angriff zu hindern.

Die Schlachten verlaufen überraschend schnell und bereits nach wenigen Runden sind Standard-Duelle vorbei. Die computergesteuerten Gegenspieler hinterließen auf dem taktischen Feld einen guten Eindruck. Sie nutzen Deckungen, führen gezielte Attacken durch und verhalten sich aggressiver und lebendiger als auf der Weltkarte – so wirkte es bisher jedenfalls. Spezialfähigkeiten der Helden, die gezielt mit Modifikationen verbessbaren Standard-Einheiten, die fraktionsspezifischen Eigenarten und die taktischen Operationen vertiefen die Gefechte zusätzlich.

  1. hydro skunk 420 hat geschrieben: 23.08.2019 19:09
    HellToKitty hat geschrieben: 23.08.2019 14:58 Ich kann auch nur jedem empfehlen mit einem freien Spiel zu beginnen, weil die Kampagne schon erst mal recht tröge ist.
    Empfand ich zunächst auch so, wird aber mit der zweiten Mission deutlich besser. Dort öffnet sich das Spiel erst so richtig.
    Aber jo, ich hocke trotzdem weiter an meinem freien Spiel, bei welchem ich immernoch lebe.^^
    Ja, du hast recht. Die Kampagne gewinnt nach einer Weile deutlich an Schwung. Aber im freien Spiel habe ich einfach mehr Kopfkino. Diese höchst individuellen Geschichten, die sich dann in deinem eigenen Kopf entwickeln mochte ich seit jeher an 4x-Spielen.
    Ich mag die UI immer noch nicht. Mir ist es unverständlich warum man auf dem Schlachtfeld keine übersichtliche Liste mit den eigen Armeen hat, sondern alles immer selber suchen muss. Das selbe gilt für die strategische Karte. Man muss immer erst in das Armeemenü gehen um seine Einheiten zu finden. Die werden auch in der Übersichtskarte weder im Wirschaftsfilter (verständlich) angezeigt aber auch nicht in der Militäransicht. Warum? Ist das ein Bug, oder soll dieses "Finde-Waldo-Spielelement so sein?

  2. HellToKitty hat geschrieben: 23.08.2019 14:58 Ich kann auch nur jedem empfehlen mit einem freien Spiel zu beginnen, weil die Kampagne schon erst mal recht tröge ist.
    Empfand ich zunächst auch so, wird aber mit der zweiten Mission deutlich besser. Dort öffnet sich das Spiel erst so richtig.
    Aber jo, ich hocke trotzdem weiter an meinem freien Spiel, bei welchem ich immernoch lebe.^^

  3. Ich hab Planetfall jetzt ne ganze Weile gespielt und muss sagen, dass das Spiel an und für sich sehr gut ist. Leider ist das Interface ziemlich unübersichtlich und ist schlecht strukturiert. Die Grafik steht dem Gameplay auch ständig im Wege weil man es schwer hat die Einheiten schnell zu erkennen. Irgendwie ist alles zu überladen. Truppen sind nicht auf den ersten Blick von der Landschaft zu unterscheiden. Ich muss ständig zwischen Wirtschafts- und Militärkarte umschalten. Es ist nicht sofort ersichtlich welche Einheiten noch Bewegungspunkte haben und in welchen Modus sie gerade sind. Alles Fehler die man eigentlich leicht vermeiden kann. Das Spiel wäre mit übersichtlicheren 2D Karten sicherlich noch spaßiger gewesen. Man sollte im Kampfmodus auch unbedingt die Actionkamera ausschalten, weil dadurch alles übersichtlicher wird. Ich kann auch nur jedem empfehlen mit einem freien Spiel zu beginnen, weil die Kampagne schon erst mal recht tröge ist. Trotzdem ein gutes Spiel. Man kann sich sein Armee zusammenbauen wie man will und genießt unzählige taktische Freiheiten.

  4. Jop, das geht natürlich auch.
    Ich habe mich übrigens trotz stellenweise aussichtsloser Lage durchgebissen und einen der der Angreifer besiegen können (und damit gleichzeitig natürlich all sein Land und seine Bauten übernommen). Nun sollen die anderen zwei es ruhig weiter versuchen. :boxen:
    Doof nur, dass noch zwei weitere KI-Spieler mir wohl bald den Krieg erklären werden. :ugly:
    Alles nur, weil ich ständig verleumdet werde. :Blauesauge:
    Gegen ein oder zwei Gegenspieler kann man ja noch die ein oder andere Cyber-Attacke abwehren, aber ich musste ja unbedingt 12 KI-Gegner einstellen, und dann auch noch auf schwer.
    Aber durch den jüngsten Triumph habe ich nun wieder etwas Hoffnung. :)

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