Bugs und andere Dämpfer
Durch solche Inkohärenzen wird auch die Einschätzung schwierig, ob ich gerade nur ahnungslos durch die bizarre Burg irre oder ein Bug meinen Erfolg verhindert. Das Rätsel, bei dem ich das Baby finde und mit einem Glockenspiel tröste, musste ich z.B. gleich dreimal lösen, bevor ich endlich den Hebel bekam, der mir weiter oben den Zugang zu einer Schienenbahn eröffnete. Nachdem ich rund eine Stunde verzweifelt durchs Haus geirrt war, bestätigte mir meine Netz-Recherche, dass sich das Objekt eigentlich schon in meinem Besitz befinden müsste. Erschwert werden solche Ungewissheiten dadurch, dass ich nicht einmal einsehen kann, was sich überhaupt in meinem Inventar befindet. Tommynaut stopft einfach alles Gefundene in seinen geräumigen SciFi-Pullover – plopp! Manchmal erstrecken sich die Umgebungsrätsel auf einige Räume, zwischen denen ich mehrmals wechsle – anderswo löse ich einfach ausgelagerte Puzzles. In einer Art Sternwarte z.B. muss ich die leuchtenden Himmelskörper mit ein paar Schaltern drehen, bis sie sich überlappen und die passenden Farben anzeigen.
Das Tor zur Halle habe ich vorher mit einem einfachen Schiebepuzzle geöffnet. Solche Aufgaben sind nur mäßig unterhaltsam – vermutlich wollten die Entwickler die Spieler nach all den bizarren Entdeckungen nicht noch zusätzlich verwirren, sondern ihnen immerhin dort eine kleine Auszeit gönnen. Die in die Umgebung eingebundenen Kopfnüsse sind schließlich oft bereits schwer genug zu durchschauen.
Mahlzeit!
Ab und zu wechsle ich auch in die Rolle von Beak-Beak. Warum manche der Gerätschaften nur von ihm bedient werden können, erschließt sich mir allerdings nicht. Logischer wirkt seine Fähigkeit, als galaktischer Hund in anderen Farbspektren sehen zu können. Immer wieder schlüpfe ich in kleine Tunnel und lande an vorher unerreichbare Orten. Der vierbeinige Sympathieträger sieht dann zwar alles schwarz-weiß und psychedelisch wabernd, kann aber nützliche Gegenstände auffressen
Kurz danach würgt er die Fundstücke mühsam wieder hoch. Leider kommt es auch beim Wechsel zwischen solchen Sequenzen immer wieder zu technischen Fehlern: Mal blieb der Soundtrack komplett stumm, später düdelten zwei der psychedelischen Rock-Tracks durcheinander. Durch die hakelige Bedienung und gelegentliche Bugs zieht sich natürlich auch die Spielzeit in die Länge. Wäre das nicht der Fall, könnte man das kurze Abenteuer vermutlich problemlos in zwei bis drei Stunden beenden.
Grundsätzlich schade, dass das nix geworden ist (von den Ansichten des Machers wusste ich bis jetzt nix^^...).
Ich habe es glücklicherweise nicht unterstützt.
Ich habe damals bei Kickstarter mitgemacht, weil ich das Projekt vielversprechend fand (ohne vorher The Neverhood gespielt zu haben) - und mittlerweile hat es sich als größere Enttäuschung als meine persönlich größter Kickstarter-Enttäuschung Godus herausgestellt.
Und das liegt nicht an den teilweise nervigen Bugs - sondern an den Rätseln, die einfach zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch von Faszination versprühen, oft genug lästig sind und ab und an sogar richtiggehend nervig und arbeitsaufwendig. Das Kinder-Rätsel, das in der Tat drei Mal gelöst werden muß, wurde genannt... daneben gibt es auch noch solche Rätsel, die ich bei Adventures besonders hasse: Man muß an einem Ort etwas machen und dann an einen anderen Ort gehen, um das Ergebnis der Aktion zu sehen - und natürlich dann wieder zurück und wieder machen, denn auf Anhieb hat man es nicht richtig gemacht. Die öden Rätsel wiederholen sich auch noch öfter.
Von den teils derben Gameplay-Schnitzern ganz zu schweigen. Warum platziert man z.B. einen Kopf, mit dem man einen Generator startet, völlig unntögierweise und zusammenhanglos in einer anderen Location? Warum können manche Knöpfe nur von Tommy bedient werden, andere aber nur von Beak-Beak - ohne daß man wüßte, welcher wie... und ohne daß man irgendein Feedback bekommen würde, wenn man es falsch macht?
Die beiden Spielcharaktere waren so vielversprechend - und mit der Grund, warum ich überhaupt gebacked habe. Ich hatte mich schon auf Frotzeleien und witzige Dialoge zwischen den beiden gefreut... aber nichts davon gibt es. Es herrscht im Allgemeinen betretene Stille von einigen Ausnahmen abgesehen. Eine große Chance, die vertan wurde.
Die Schwächen des Interface wurden teilweise ja bereits genannt. Ich persönlich finde es eine Frechheit, was da abgeliefert wurde - man kann nicht mal die Sprache wechseln... nicht im Menü, nicht mehr CFG-Datei... sondern nur über die Systemsprache des Betriebssystems. Anfänglich gab es nicht mal einen passenden Mauscursor,...