Interaktive Visual Novel, grandios vertont
Ein weiterer spannender Kniff ist die Verwendung von Standbildern im Visual-Novel-Stil: Anstatt auf klassische, animierte Figuren und Gesichter zu setzen, werden alle Charaktere als Illustrationen durch die Szenen bewegt. Was sich vielleicht ein wenig halbgar anhört, in Trailern wie eine Sparmaßnahme wirkt und ein paar Minuten Eingewöhnung benötigt, ist ein überaus gelungener Kompromiss. Anstatt nämlich die begrenzten Ressourcen des Indie-Studios in Animationen, Motion-Capturing und Gesichtsmodellierung zu stecken, die dann am Ende doch nicht mit denen der Großstudios mithalten könnten, schafft man stattdessen ein stilistisches Alleinstellungsmerkmal.
Durch geschickte Überblendungen und Bewegungen erzeugen die hochwertigen Illustrationen so mehr Dynamik in Gesprächssituationen als es die statischen Telltale-Dialoge je könnten. Dazu kommt, dass die 2D-Illustrationen in klassischen 3D-Hintergründen bewegt werden – es also eine Verschmelzung des klassischen Videospiel-Looks mit dem gezeichneten Comic-Stil gibt. Das ist sicher ein Wagnis, das bei As Dusk Falls meiner Meinung nach aber komplett aufgeht. Nach den ersten Minuten war ich voll drin und kein bisschen weniger investiert als in visuell klassischeren Spielen. Das mag auch an den erstklassigen Sprechern liegen, die im brillanten englischen Original auf allerhöchstem Niveau abliefern. Die Dialoge sind unheimlich natürlich und überzeugend vertont, sie tragen so extrem zur Immersion bei. Auch auf Deutsch machen die Sprecher einen guten Job, insgesamt bevorzuge ich aber das englische Original. Hervorragend ist außerdem auch der Soundtrack von Forest Swords, der die Szenen mit stimmigen Klängen unterstreicht.
Ein Gangster- und Familien-Drama
Außerdem funktionieren für mich Story und Setting – und damit steht und fällt bei Erzähl-Adventures natürlich fast alles. Wer nicht auf den Western-Charme von Arizona, Geisel-Thriller und Familiendrama steht, der dürfte hier nicht glücklich werden. Mich hingegen haben die Geschichte um die drei Holt-Brüder, Vince und Zoe Walker sowie die Geschehnisse im Desert Dream Motel komplett mitgerissen. Und dabei beginnt eigentlich alles recht harmlos: Der Familienvater Vince Walker ist im Jahr 1998 mit seiner Familie auf der Route 66 von Kalifornien nach Missouri unterwegs, um dort nach einem schweren Arbeitsunfall einen Neustart zu wagen.
Was anfangs nur kleine Familien-Streitigkeiten zwischen Vince und seiner Frau sind, wird schnell zu einer dramatischen Geiselnahme: Nachdem sie ein Pick-up von der Straße drängt und das SUV der Familie durch den folgenden Crash fahruntüchtig wird, suchen sie Zuflucht im nahegelegenen Desert Dream Motel in Nirgendwo von Arizona. Zum Überlebenskampf wird dieser unfreiwillige Zwischenstopp, als die drei Holt-Brüder nach ihrem Einbruch beim Sheriff des Örtchens Two Rocks dort ebenfalls Schutz suchen.
Hat das Genre Erfolg? Ich kann mir nicht helfen und muss mich jedes mal fragen, warum man da kein Buch oder Film draus macht. Wäre ich Zynisch, würde ich auf fehlende Konkurenz als USP tippen
Habe es nun auch mal versucht, aber dies ist für mich kein Spiel mehr, nicht mal ein Interaktiver Film. Ich möchte da schon mehr zu tun haben als minimal bewegte Standbilder mit Overlay Dialogen zu horchen mit einzelnen Point & Click Abschnitten. Schade, da kann die Story noch so gut sein, für mich ist dies nichts.
Wirklich eine Perle dieses Spiel.
Jeder der den Gamepass hat, sollte es sich zumindest mal anschauen. Es lohnt sich echt.
Ja, ne danke..