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Avencast: Rise of The Mage (Rollenspiel) – Avencast: Rise of The Mage

Titan Quest, Legend, Hellgate London, Silverfall: Das Action-Rollenspiel boomt wie schon lange nicht mehr. Dabei verlässt man sich mit wenigen Ausnahmen jedoch auf bekannte Mechanismen. Oder auf das, was man kennt und was man spielen will – wer immer auch „man“ ist. Mit einigen, zumindest auf PC neuen Mechanismen möchte Avencast die Phalanx konventioneller Abenteuer aufmischen.

© Clockstone Software / Lighthouse Interactive

Anstatt wie bislang wie wild auf den Gegner einzuhämmern ist taktisches Kalkül genauso verlangt wie motorische Fähigkeiten. Ihr müsst die Entfernung zum Gegner genauso einzuschätzen wissen wie eure Aktionen, die unterschiedlich viel Zeit und magische Energie beanspruchen. Da ihr zudem permanenten Heiltrankmangel habt, ist es mitunter sogar angebracht, den Feinden den Rücken zu kehren und abzuhauen. Besser ein Feigling sein als tot, da das Schnellspeichersystem euch unter Umständen sehr weit zurück setzen kann. Mit anderen Worten: Ein kleineres Speicher-

Das aktive Kampfsystem bietet eine willkommene Abwechslung vom Hack&Slay-Einerlei und erinnert positiv an entsprechende Konsolentitel…

Intervall wäre angesichts des fordernden und manchmal etwas unausgewogen scheinenden Schwierigkeitsgrades durchaus angebracht. Und wieso es in dem umfangreichen Kampfsystem keinen aktiven Block gibt, bleibt ein Geheimnis. Der Dynamik hätte es nicht geschadet. Dem Schwierigkeitsgrad auch nicht. Zwar bekommt ihr später einen magischen Schild, den ihr abrufen könnt, doch

Denn die facettenreiche, aber leider immer noch mit Mankos behaftete Gegner-KI tut ihr Übriges, um euch Kampfspannung vorzuexerzieren: Unterschiedliche Angriffs- und Verteidigungsmuster, die teils sogar auf eure Gesundheit reagieren, dazu Resistenzen und Anfälligkeiten für bestimmte Elementare wie Feuer oder Eis sorgen dafür, dass die Kämpfe jederzeit spannend verlaufen und nur selten ins Gewöhnliche abgleiten.

Rätselspaß inklusive

Kämpfen läuft also nicht mehr nach dem üblichen Klick-und-Weg-Prinzip. Doch dies ist nicht der einzige Punkt, in dem sich Avencast versucht, vom Gros der Action-Rollenspiele abzuheben und die Grenze zum klassischen Action-Adventure zu durchbrechen – was meiner Meinung nach der einzig sinnvolle Weg ist, um dem Genre neue Impulse zu geben. Stellt euch ein Tomb Raider vor, bei dem über eure Auswahl der Fähigkeiten, in die ihr investieren könnt, bestimmte Abschnitte zugänglich sind oder nicht… Doch ich schweife ab…
Zurück zu unserem Zauberlehrling: Mit sensibel eingestreuten Rätselelementen kommt ein Faktor hinzu, den ich nur applaudierend und mich mit Hochachtung verneigend entgegen nehmen kann. Natürlich erreicht man hier niemals den Kopfnuss-Charakter von Puzzles in klassischen Point&Click-Abenteuern, doch für ein Action-Rollenspiel bieten sie ein erstaunlich breites Spektrum. Mit Buchstaben markierte Platten, die wie bei Indiana

In dieser Gruft am Anfang des Abenteuers warten nicht nur Skelette, sondern auch ein paar einstimmende Rätsel…

Jones und der letzte Kreuzzug in der

richtigen Reihenfolge abgelaufen werden müssen, für die man vorher aber erst den richtigen Tipp finden muss, wenn man nicht das Zeitliche segnen will, gehören z.B. dazu. Oder auch Laser, die richtig gespiegelt werden müssen, um eine Aktion auszulösen. Wie schon gesagt: Insgesamt nichts Besonderes, aber für das Genre eine wohltuende Abwechslung, die ihre Ursprünge ebenfalls auf Konsolen und im klassischen Third-Person-Adventure hat.

Da sich Clockstone (ob bewusst oder unbewusst) an Konsolen-Vertretern orientiert hat, ist es bedauerlich, dass man nicht auf die delikate Balance zwischen Außen- und Innenabschnitten geachtet hat. Denn so schön das Dungeon-Krabbeln auch sein kann, wurde es mir in Avencast doch irgendwann etwas zu viel. Ein bisschen mehr Dawn of Magic (bei dem es zu wenige Dungeons gab) und schon wäre dem ungeschliffenen Diamanten eine weitere schicke Facette hinzugefügt worden.

Auch die Akustik hätte noch die eine oder andere Verfeinerung vertragen. Vor allem die deutschen Sprecher scheinen immer wieder überfordert mit dem Versuch, Atmosphäre aufzubauen. Die wird allerdings vom Rest der Soundkulisse durchaus geliefert. Wenn ich begleitet von sparsamen und minimalistischen Kompositionen durch die Gänge einer Gruft schweife und dabei das höhnische Gelächter eines Geistes vernehme, ist dies Spannung pur. Ich werde vorsichtig, betrete den Raum nur zögerlich und mache mich auf die Attacke der immer wieder aus der Unsichtbarkeit heraus angreifenden Unholde gefasst. Und dieses Gefühl der Bedrohung, diese Spannung hat mit solch sparsamen Mitteln kaum ein anderer Genre-Vertreter in mir hervorrufen können… Dass es das noch gibt… Zu schade, dass sich Avencast mit kleinen Inkonsequenzen selbst um die Früchte seiner Arbeit bringt. Dennoch: Clockstone hat einen guten Weg eingeschritten und ich hoffe, dass dieses Beispiel auch die Konkurrenz beeinflusst und vielleicht sogar eine Fortsetzung bekommt.