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Baja: Edge of Control (Rennspiel) – Baja: Edge of Control

Die Liste an gelungenen Überland-Rasereien ist lang: Angefangen bei Test Drive Offroad, über die Colin McRae Rally-Serie bis hin zum jüngst mit Gold prämierten Pure reicht das Spektrum, das von Arcade bis Simulation eigentlich alles abfackelt. Um aus der Masse herauszustechen, muss man sich schon einiges einfallen lassen. Und 2XL Games, das Team hinter Baja, greift tief in die Trickkiste –- mit wechselndem Erfolg.

© 2XL Games / THQ / THQ Nordic

Überhaupt ist die Startphase von Trial-und-Error gekennzeichnet. Damit meine ich nicht nur die Kontrolle der Fahrzeuge, wobei Streckenkenntnis und das Wissen, wo man auf den vergleichsweise offenen Strecken gut abkürzen kann, trotz der guten eingeblendeten Führungskarte das A und O ist. Vielmehr ist damit die Wahl des geeigneten fahrbaren Untersatzes gemeint, den ihr euch für jede Klasse für Ingame-Währung teuer anschaffen müsst.

Wer hinten liegt, hat nicht nur mit der Suche nach der Ideallinie, sondern auch mit der KI zu kämpfen, die auch vor Abkürzungen und Kampflinie nicht zurückschreckt, sich aber auch Fehler leistet.

Denn ihr habt nur eine spartanische Liste zur Verfügung, die keinerlei Informationsgehalt hat. Beim Fahren stellt man dann zwar mit etwas Erfahrung Unterschiede hinsichtlich Endgeschwindigkeit, Kontrolle, Gewicht oder Beschleunigung fest, doch beim Kaufbildschirm fehlen diese wichtigen Infos.
Das ist umso bedauerlicher, da man zahlreiche Möglichkeiten hat, sein Vehikel mit Leistungsupgrades zu versehen. Doch nicht nur das: In einem umfangreichen Werkstatt-Bildschirm könnt ihr persönliches Tuning betreiben und Übersetzung, Bremsverhältnis etc. haarklein an eure Bedürfnisse anpassen.
Die Betonung hier liegt auf „kann“. Denn auch ohne virtuelles Werkzeug in die Hände zu nehmen, bleibt man mit den „Standard“-Upgrades konkurrenzfähig.

Der Erfolg ruft

Und irgendwann, bei mir war es nach der zweiten erfolgreichen Rennserie, kam der Punkt, an dem mich Baja packte. Denn die Rennen auf dem unberechenbaren Terrain gegen die fordernden, gelegentlich unfair agierenden, aber meist herrlich unberechenbaren und auch Fehler machenden KI-Piloten haben einige Alleinstellungsmerkmale, die ich beim deutlich stuntlastigeren und äußerst ansehnlichen Pure oder dem ebenfalls besser aussehenden Colin McRae DIRT nicht finde. 

Nehmen wir z.B. die Rally-Strecken, bei denen ich dank der großen Welt, die mir 2XL auf den Bildschirm bringt, auch mal Fahrzeiten weit jenseits von 30 Minuten erleben kann. Minuten, in denen ich allerdings jede Sekunde auf der Hut sein muss, nicht die Kontrolle über das Vehikel zu verlieren, wenn ich über eine unscheinbar scheinende Bodenwelle hinwegrase und gefährlich ins Schlingern gerate – klasse.

Es warten insgesamt acht Fahrzeugklassen, um auf den über 90 Strecken ans Limit geführt zu werden.

Oder die „Hillclimbs“, bei denen es nicht nur darum geht, gegen einen ganzen Pulk an konkurrierenden Fahrern den besten Weg einen mit gefährlichen Steigungen gespickten Berg hoch, sondern auch auf der anderen Seite so sanft und schnell wie möglich wieder runter zu kommen.
Oder auch die Nerven zerfetzenden „Open Class“-Auseinandersetzungen. Je nach Fahrzeugklasse, in der ich antrete, wird meine Startposition und der zeitliche Abstand zu den Vorder- bzw. Hintermännern berechnet. Und ab jetzt gilt: Wer zuerst im Ziel ist gewinnt. So ist man entweder als Gejagter oder als Jäger unterwegs – aber in jedem Fall mit einem gehörigen Adrenalinschub.

Biedere Kulisse

Und spätestens hier nahm die Kulisse für mich nur eine zweitrangige Position an. Zugegeben: Die Texturen sind verwaschen, die Schatten der Fahrzeuge fransen aus, es gibt bei den diversen Kameraperspektiven keine Cockpitansicht und die Kantenbildung ist auch nicht gerade einladend. Doch im Gegenzug bekomme ich eine teilweise phänomenale Weitsicht. Und nicht nur das: Im „Freeride“ kann ich mich davon überzeugen, dass ich nahezu alles, was ich in den umfangreichen Gebieten sehe, auch befahren kann – so weit das Auge reicht. Naja, fast, denn irgendwann stoße ich doch an unsichtbare Mauern. Das hätte man auch eleganter lösen können.