Veröffentlicht inTests

Bee Simulator (Simulation) – Ein akkurater Simulator?

Bei seiner Ankündigung sorgte der „Bienen-Simulator“ 2018 für einen ungeahnten Hype. Sogar der überraschte polnische Entwickler Varsav sah sich dazu veranlasst, seinem „Spiel“ mehr Umfang zu verpassen als ursprünglich geplant. Ob die Strategie aufgegangen ist, überprüfen wir im Test.

© Varsav VR / Bigben

Spielerisch mau…

Spielerisch wirkt der Bee Simulator leider ähnlich unausgegoren wie das Gros anderer Alltagssimulationen. Mal jagt man mit etwas sperriger Steuerung und ruckartigen Kurven anderen Insekten oder auch modernen Bestäubungs-Drohnen nach, um sie wie in einem Flug-Rennspiel einzuholen. An Abzweigungen durch hohle Baumstümpfe und Erdlöcher erweist sich das mitunter als fummelig, da man nebenbei Energie für den „Bienen-Turbo“ einsammeln muss. Noch weniger Spaß machten mir die Kämpfe gegen Feinde wie die hinterhältige Hornisse Harry. Die Gefechte laufen mit einfachen Knöpfchen-Abfolgen wie im Musikspiel ab – seltsamerweise ohne rhythmisch abgestimmte Musik.

Auf dem (zu) leichtem Schwierigkeitsgrad dürften selbst junge Spieler unterfordert werden. Auf der schweren Stufe wird es aber auch nicht unterhaltsamer, zumal das Gefecht von nervigem Kamerawackeln begleitet wird. Dann gilt es, blitzschnell mit Knopf- und Richtungskombinationen die Bewegungen zu kontern. Das „Tanzen“ zur Informationsübermittlung an Mitglieder des Schwarms läuft ähnlich fade ab. Außerdem sammelt man natürlich Pollen. Viele, viele Pollen, deren Wertigkeit sich mit der gerasterten Bienen-Sicht feststellen lässt.

…aber allemal lehrreich.

[GUI_STATICIMAGE(setid=86586,id=92600999)]
Mit Bienensicht geht es auf die Suche nach hochwertigen Pollen. © 4P/Screenshot

Es mag seltsam klingen, aber oft hatte ich trotzdem Spaß daran, Schauplätze wie den Zoo oder die Grünanlagen zu erkunden, welche dem New Yorker Central Park nachempfunden wurden. Die Entwickler legen schließlich großen Wert darauf, die Biene im Zusammenspiel mit Menschen und anderen Tierarten zu zeigen. Überall trifft man auf Jogger, scheu abtauchende Maulwürfe, Insekten und andere Tiere – z.B. eine hinterlistige, angeblich vegetarische Spinne. Sie verschaffte mir erst eine Nebenaufgabe zur Besorgung von Pollen, um mich dann doch im Netz zu einfangen. Frechheit! Also befreite ich mich mal wieder mit rhythmischem Knöpfchendrücken aus der Falle. Auch im Nachschlagewerk werden nach und nach mehr interessante Fakten über die fleißigen Insekten und ihre Aufgaben im Stamm freigeschaltet. Als ich erfuhr, dass ein Tier in seinem Bienenleben nur etwa einen Achtel Teelöffel voll Honig erwirtschaftet, entwickelte ich eine ganz andere Wertschätzung dafür. Wie schnell fliegen Bienen überhaupt?

[GUI_STATICIMAGE(setid=86586,id=92601000)]
Nach dem nur rund drei Stunden kurzen Story-Modus darf man im freien Flug weiter die Umgebung erkunden, um dort kleine Herausforderungen und Neben-Quests anzunehmen. © 4P/Screenshot

Kann ihre Reichweite mit Elektro-Autos mithalten (Spoiler: mit höchstens 20 Kilometern pro Tankfüllung bzw. Tag nicht wirklich). Sogar Zwangslandungen auf dem kühlen Rasen aufgrund von Überhitzung erlebt man hier auf spielerische Art. Danach helfen freundliche Menschen dem armen, erschöpften Tier sogar wieder auf die Beine. Schön auch, dass die Entwickler einen Weg gefunden haben, eine rührende Geschichte um ihren Zwangsumzug an eine neuen Ort zu entwickeln, die gleichzeitig entspannt und authentisch wirkt und nicht in einen alarmistischen Tenor verfällt.

Technisch nur bedingt auf der Höhe

Als erste Menschen den morschen Baum mit Aktionen wie dem Absägen der Äste zum Vibrieren bringen, ist es Zeit für die Jungbiene des Spielers, neue Gebiete auszukundschaften, welche die passenden Bedingungen für eine neue Behausung erfüllen. Dazu gehört neben genügend Platz z.B. auch, dass keine gefährlichen Räuber in der Nähe siedeln. Sicher, die Inszenierung wirkt nicht besonders professionell: Die etwas grobschlächtigen Menschen und Tiere sind hölzern animiert. Zudem muss man selbst auf höchsten Grafikeinstellungen mit ins Bild ploppenden Objekten am Horizont leben. Bei der deutschen Vertonung werden zudem viele Figuren von der gleichen verstellten Stimme gesprochen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=86586,id=92601001)]
Nicht realistisch, aber albern: Manchmal fährt man per Knopfdruck den Stachel aus, um Ballons zum platzen zu bringen oder Blüten zertrampelnde Rüpel zu verscheuchen. © 4P/Screenshot

Nach ein paar Lachern konnte ich aber drüber hinweg sehen, denn beim Abwechslungsreichtum von Tier- und Pflanzenwelt haben sich die Entwickler wirklich Mühe gegeben. Technisch läuft das Spiel auf all unseren Test-Systemen ähnlich rund. Auf dem PC wurden bereits ab einer GeForce GTX 980 automatisch die höchsten Einstellungen gewählt. Auf der Switch darf man übrigens ebenfalls brummen, allerdings haben wir dafür keinen Test-Key bekommen. Lediglich auf der PS4 Pro erlebten wir einen Absturz, und zwar im Mehrspieler-Part. Darin erkundet man auf dem Splitscreen mit bis zu vier Spielern drei Karten wie eine kleine Hochhausschlucht, um sich in diversen Herausforderungen zu überbieten. Nicht gerade abendfüllend und ohne Online-Unterstützung, aber ein nettes kleines Extra – z.B. um auch mal die Eltern mitspielen zu lassen.

  1. Ponte hat geschrieben: 22.11.2019 16:12
    Smul hat geschrieben: 22.11.2019 15:56 "Summa summarum handelt es sich schließlich eher um Edutainment als ein klassisches Spiel" - nicht "Summsumm summasum"? :D
    (Sorry. War unvermeidlich.)
    Bild
    Aber... ich...
    Bild

  2. Auch ich war leider stark ernüchtert: von der Begeisterung die ich Anfangs für die ersten Bilder und meiner falschen Vorstellung vom Spiel hatte, ist leider nichts mehr übrig.
    Ich hatte mir im Kopf ausgemalt, dass es sich hierbei um eine Art Strategiespiel handelt. Ein bisschen wie "Sim Ant" damals für das Super Nintendo.
    Man baut sich ein Bienenvolk auf, muss Pollen und andere "Ressourcen" sammeln und bekämpft feindliche gesonnene Insekten, kann vielleicht als "Spielerei" Menschen mit ein paar Stichen auf den Sack gehen usw. :lol:
    Naja, selbst schuld. So schnell sind 40 Euro in den Sand gesetzt.

  3. Bin etwas irritiert. Für mich wirken die ersten 10 Minuten für das was es sein soll (ein "unterhaltsames Familienspiel") nahezu perfekt. Ist die Wertung für die Zielgruppe wirklich angebracht?
    Ist wirklich jemand davon ausgegangen, dass das ein Hardcore-Simulator für Hardcore-Gamer wird?

  4. Veteran of Gaming hat geschrieben: 23.11.2019 03:03
    4P|BOT2 hat geschrieben: 22.11.2019 15:03 Bei seiner Ankündigung sorgte der Bienen-Simulato 2018 für einen ungeahnten Hype. Sogar der überraschte polnische Entwickler Varsav sah sich dazu veranlasst, seinem Spiel mehr Umfang zu verpassen als ursprünglich geplant. Ob die Strategie aufgegangen ist, überprüfen wir im Test.
    Glaub ich nicht. Die meisten dürften, so wie ich, nicht von einem Kinderspiel ausgegangen sein. Dazu ist schon der Name selten unglücklich gewählt. "Das Bienchen Spiel" oder "Sumsel die Biene" wäre wohl passender gewesen. :roll:
    Bee Simulator, das ich nicht lache. :lol:
    Jap, der Anspruch "Simulator" ist lächerlich. Hier wussten sie Entwickler entweder nicht, was sie wollen oder sie wollten viel zu viel und wussten nicht, was sie tuen. Allein das Sammeln und Abliefern durch reines Vorbeifliegen, die lächerliche Klassifizierung der Pollen von normal bis episch und die Nitro-Leiste, die bewirkt, dass eine Biene schneller wird, je mehr sie sammelt sind sowas von dämlich. Für nen 10er auf der Switch kann man das Kind etwas beschäftigen - für mehr taugt dieses Machwerk aber nicht wirklich

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1