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Blokus (Legetaktik) – Blokus

Was als Brettspiel bereits Anfang 2000 begeisterte, hat auch die mobilen Plattformen erobert: Der scheinbar simple Wettlauf der Farben besticht mit einer zeitlosen Qualität, die auf den ersten Blick an Tetris, auf den zweiten an Go erinnert. In Blokus geht es nicht um die perfekte Reihe, sondern um die effiziente Eroberung des Raums.

© Bernard Tavitian / Gameloft / Winning Moves / Piatnik

Tetris lässt grüßen

Der größte Unterschied zum Brettspiel: Man hat digital sofort Zugriff auf mehr Spielmodi. Man kann Blokus klassisch mit bis zu vier Freunden spielen (auch online), alleine loslegen und den Computer zuschalten, das Zweierspiel aktivieren oder Teams bilden.
Der größte Unterschied zum Brettspiel: Man hat digital sofort Zugriff auf mehr Spielmodi. Man kann Blokus klassisch mit bis zu vier Freunden spielen (auch online), alleine loslegen und den Computer zuschalten, das Zweierspiel auf kleinerer Karte aktivieren oder Teams bilden. © 4P/Screenshot

Hey, da tauchen ja alle sieben Steine auf, die es in Tetris gibt – in exakt derselben Form! Das war im Jahr 2000 (Premiere des Brettspiels) schon frech von Autor Bernard Tavitian. Aber bevor sich auf iPhone oder iPad Plagiatsgedanken breit machen, entdeckt man auch schon die anderen sechzehn Steintypen am unteren Rand des Bildschirms. Im Gegensatz zu den rein vierteiligen Quadraten des Klassikers gibt es hier auch Einer, Zweier, Dreier und Fünfer.

Und spätestens, wenn man das erste Spiel hinter sich hat (eigentlich braucht man das Tutorial unter „Hilfe“ nicht; Anfänger sollten einfach „Turnier“ starten und erleben eine simple Kampagne, die alles erklärt), denkt man weniger an die Klötzchenauflösung als an GO. Denn es geht nicht darum, perfekte Reihen zu bilden, sondern ein möglichst großes Gebiet zu erobern. Halt, das stimmt nicht ganz: Ziel ist es, alle Steine seiner Farbe auszulegen. Dabei kann man den Gegner anders als im japanischen Brettspiel nicht schlagen, sondern lediglich blockieren.

Die Dominanz der Farbe

Jeder legt alle seine Steine aus? Was soll denn daran spannend sein? In der ersten Runde noch gar nichts, denn da startet jeder der maximal vier Spieler in seiner Ecke mit einem Stein – man kann auch drei KI-Gegner in drei Schwierigkeiten zuschalten, wobei Letztere angenehm fordert. An diesen ersten Stein müssen ganz gemütlich die anderen angelegt werden. Allerdings nicht im Tetris-Stil möglichst deckungsgleich, sondern ausschließlich an den Ecken des vorher platzierten Steins – eine direkter Kontakt der eigenen Farbe ist nicht erlaubt! Und ab diesem Moment wird es interessant, denn das zwingt nicht zur Harmonie der Form, sondern zur Expansion ins Feld.

Zwar ist das Drehen und Rotieren gerade auf dem iPhone und Android-Telefonen etwas fummelig, auf dem iPad nur aufgrund des größeren Bildschirms etwas weniger, aber man gewöhnt sich daran. Im Gegensatz zum Spiel am Tisch hat man hier den Komfort, dass alle optionalen Bauplätze sofort angezeigt werden – man kann also nix falsch machen. Schön ist, dass die digitale Variante auch das clevere Blocken mit einer kleinen Meldung honoriert.

Deshalb steigt sehr schnell, vor allem beim Online-Spiel zu viert, die Spannung: Denn wer alle Steine seiner Farbe auslegen will, braucht dafür natürlich Platz und begegnet irgendwann den anderen Farben. Hey, die blockieren ja den Weg! Und genau dann muss man seine Route clever anpassen. Aber in welche Richtung begibt man sich: Lieber zur Seite oder weiter in die goldene Mitte, wo so viel frei ist? Dann gilt es die Lücken zu suchen, die der Gegner

Ansonsten läuft der Farbenkampf genauso ab wie im Klassiker am Tisch.
Ansonsten läuft der Farbenkampf genauso ab wie im Klassiker am Tisch. Digital hat man den Vorteil, dass alle optionalen Bauplätze sofort angezeigt werden. © 4P/Screenshot

vielleicht noch nicht geschlossen hat. Denn eine Nebenwirkung des exlusiven Eckenkontakts besteht darin, dass man so auch in andere Gebiete springen kann!

Wer findet die Lücke?

So fließt die eigene Farbe im Idealfall durch die Verteidigung des anderen Spielers. Im Gegensatz zu GO ist es nicht so einfach, sich ein Gebiet zu sichern, da man keine geschlossenen Ketten bauen kann. Aber genau dieses poröse Element sorgt für einen unheimlich dynamischen Spielverlauf, bei dem sich die Farben zu vermischen scheinen und dennoch eigene Kanäle finden. Denn man kann Wege blockieren, Felder einengen oder Lücken ganz einfach als Erster besetzen – gerade zu viert entsteht ein packender Wettlauf.

Dabei spielt auch die Auswahl des nächsten Steines eine taktische Rolle: Zum einen kann man mit dem Legen der großen Fünfer schnell im Feld voran kommen und zügig die Mitte erreichen. Außerdem ist es ja wichtig, alle Steine zu platzieren, so dass man frühzeitig diese Brocken loswerden sollte, denn jedes ihrer nicht gelegten Quadrate zählt später einen Minuspunkt. Aber auch die mittleren und kleinen können das Zünglein an der Waage sein – zumal der flexible Einer, der theoretisch überall reinpasst  und Brücken schlagen kann, erst als letzter Stein nochmal 20 Bonuspunkte bringt. Und je nachdem welche Farbengeometrie auf dem Feld entsteht, kann es auch sehr nützlich sein, den Zweier oder einen der Dreier übrig zu haben, um genau anzulegen. Hier schließt sich letztlich doch wieder der Kreis zur Puzzle-Faszination eines Tetris.

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