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Bloodborne (Rollenspiel) – Blood Souls

Demon’s Souls ist eines der einflussreichsten Spiele der letzten Jahre. Es hat der Spielewelt etwas von der längst vergessen geglaubten Faszination eines ebenso gefährlichen wie rätselhaften Abenteuers zurückgegeben. Aus der fast schon exotischen Nische dieses Nervenkitzels entwickelte sich eine erfolgreiche Serie: Mit Dark Souls und Dark Souls 2 hat From Software schließlich seine Art des Action-Rollenspiels etabliert. Wie verhält es sich mit Bloodborne, das exklusiv für PlayStation 4 erscheint? Mehr dazu im Test!

© From Software / Sony

Katakomben und Kelche

Das Schöne an Bloodborne ist, dass es abseits der eigentlichen Story, die meist durch das Besiegen eines Bosses weitererzählt wird, auch parallel viel zu entdecken und sogar separate Nebenschauplätze gibt. Wer den ersten Kelch nach einem Bosskampf in Alt-Yharnam erbeutet, kann im Hauptquartier das erste von vielen zufallsgenerierten Dungeons an einem Grab öffnen. Diese Verliese sind mehrere Ebenen tief und locken mit spezieller Beute wie besonderen Experten-Blutsteinen zur Aufrüstung der Waffe, wenn man den Boss der Etage besiegt.

Allerdings muss man auf dem Weg dorthin nicht nur viel Kroppzeug weghauen, sondern auch Gatter über Hebel öffnen oder fiesen Fallen ausweichen – wie z.B. von der Decke schwingende Klingen oder Bodenplatten, die für geifernde Verstärkung sorgen. Es kann auch sein, dass plötzlich Bestien aus Dimensionslöchern fallen oder dass man wahnsinnig wird. Schön ist auch, dass es immer einen Zwischenboss vor dem Finale gibt. Hier inszeniert From

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Mit dem ersten Kelch schaltet ihr die Zufallsdungeons frei. © 4P/Screenshot

Software in kleinen individuellen Labyrinthen sehr kompakte Herausforderungen. Und: Ihr könnt sie auch mit Freunden teilen, welche von anderen laden und gemeinsam oder gegeneinander online durchqueren!

Kooperativ oder kompetitiv im Multiplayer

Wer sein Abenteuer online spielt, was aber für das Spielerlebnis nicht zwingend  notwendig ist, wird sehr schnell all die Blutflecken oder Gräber entdecken. Klickt man sie an, erkennt man in einer kurzen geisterhaften Animation, wie jemand an der Stelle gestorben ist. Außerdem kann man Nachrichten anderer Spieler lesen, die einem vielleicht nützliche Hinweise an einer kniffligen Stelle geben, auf einen Schatz hinweisen oder Ähnliches. Oder man verfasst selbst Ratschläge mit dem Notizbuch, indem man auf vorgefertigte Floskeln und Wörter zurückgreift.

Noch spannender oder hilfreicher ist es, wenn man über die Glocken anderen Spielern entweder seine Verstärkung anbietet oder sie in die eigene Welt ruft. Das funktioniert ganz einfach, indem man vor dem Nebel eines noch nicht besiegten Bosses bimmelt und abwartet.  Wer sich nicht auf die Hilfe fremder Spieler verlassen will, die dann automatisch zugeteilt werden, sondern Freunde an seiner Seite braucht, kann in den Einstellungen ein Passwort für private Abenteuer festlegen.

Bis zu drei Leute können online kooperieren. Das kostet zwar jedesmal einen Punkt Einsicht, aber so ist man gegen die Bosse natürlich wesentlich schlagfertiger – gerade zu dritt sind sie sehr einfach zu besiegen. Hier kommt auch das Fraktionssystem zum Tragen: Kämpft man mit Gleichgesinnten, bekommt man nochmal einen Bonus. Man kann sich nicht nur in diesen einzelnen Gefechten, sondern auch in den zufallsgenerierten Dungeons helfen, die man zusammen erkunden kann.

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Wer online spielt, muss damit rechnen, überfallen zu werden. Aber man kann sich online auch helfen: Bi zu drei Leute können kooperativ gegen Bosse kämpfen. © 4P/Screenshot

Keine Lust auf Kooperation, sondern Konfrontation? Wer es aggressiver mag, der kann auch andere Spieler angreifen. Auch das funktioniert über eine Glocke – allerdings braucht man dafür 30 Einsicht als Voraussetzung. Außerdem darf das potenzielle Opfer den dortigen Boss noch nicht besiegt haben. Nach dem Bimmeln wird man  in die Welt des anderen teleportiert und kann ihm dort auflauern, solange er nicht den Bossnebel erreicht hat. Neben diesem Duell kann man auch kompetitiv zu dritt loslegen, allerdings nur in den Dungeons.

Die Frage des Schwierigkeitsgrades

Auch wenn Bloodborne aufgrund einiger erwähnter Komfortfunktionen (Lager speichert Überschüsse, kurze Wege zu Teleports, Gegner lassen oft Heiltränke fallen etc.) weitaus zugänglicher ist als etwa ein Demon’s Souls, kann das Spiel einem je nach Route und Spielweise die scharfen Zähne zeigen. Zwischen „leicht und „schwer“ liegen ohnehin zig Graustufen, die auch von der eigenen Spielweise abhängen: Wer es darauf anlegt, in bekannten Gebieten schnell fette Beute zu machen, kann natürlich immer wieder dieselben Monster vernichten und ihre Blutechos immer wieder einsammeln, da sie ja nicht permanent verschwinden – so kann man sich quasi recht stoisch auf die Charakteraufwertung konzentrieren.

Aber selbst wenn man viel sammelt und entwickelt, heißt das nicht, dass das Spiel „leicht“ ist. Es gibt einige wunderbar böse Überraschungen: Man kann auch offline von NPC-Jägern überfallen werden und manchmal tun sich hinter Bäumen seltsame Löcher auf, die einen in die Luft saugen und wahnsinnig machen. Obwohl ich in den ersten zehn Stunden schon reichlich Heiltränke gelagert hatte, verlor ich diese z.B. ratzfatz als ich mich tiefer in die Dungeons wagte und vor allem als ich plötzlich in Yarhar’gul landete. Dieses „Unsichtbare Dorf“ mutet wie ein Cthulhu-Gefängnis an und hat mich mit seinen gefährlichen Feinden richtig bluten lassen. Weil ich direkt danach in einen blitzenden Boss gestolpert bin, war mein Heiltränkekonto schnell wieder leer. Und vor allem in der Mitte bis hin zum letzten Drittel des Abenteuers konnte von Überschuss keine Rede mehr sein.

Diese Knappheit ist aber nie fatal, denn man kann Heiltränke ja entweder kaufen oder auf dem Weg zum nächsten

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Es gibt viel an Gegenständen und Aufrüstungen zu entdecken. © 4P/Screenshot

Ziel bei bestimmten Feinden erbeuten. Wer clever spielt, hat unterm Strich also nie Probleme mit der Gesundheit. Mir gefiel das sparsamere Estus-Prinzip aus Dark Souls besser, weil man mehr haushalten und auf dem Weg zum Ziel gewissenhafter auf seine Lebenspunkte achten musste. Diese Spannung der Route fällt hier in bekannten Gebieten weitgehend weg. Und es bleibt bei den Defiziten vieler KI-Monster, die man ausnutzen kann: Wenn sie bei der Verfolgung nur bis zum Punkt X nachsetzen und dann umdrehen oder wenn sie irgendwo hängen bleiben bzw. einen Durchgang nicht passieren können – obwohl Platz wäre. Würde From Software diese künstlichen Schranken fallen lassen, würde der Anspruch an das Spieldesign und den Spieler natürlich nochmal steigen. Die Frage ist nur, ob aus einer situativen Herausforderung dann frustrierende Hilflosigkeit wird.

Wer das Spiel als Veteran gemeistert hat und sich dabei unterfordert fühlte, kann sich an New Game Plus wagen, das nach dem Finale freigeschaltet wird – das soll selbst manche Entwickler an ihre Grenzen führen. Unterm Strich gehört Bloodborne innerhalb seines Genres immer noch zu den anspruchsvollsten Abenteuern. Denn der gnadenlose Kern des Spieldesigns bleibt in vielerlei Hinsicht bestehen: Wer stirbt, verliert all seine Blutechos und muss an den Ort zurück, um sie wieder zu erobern. Und wenn man Pech hat, wurden sie von einem Monster oder gar Boss gefressen. Dann leuchten dessen Augen und man muss mit noch mehr Risiko an die Rückeroberung.

  1. casanoffi hat geschrieben: 11.04.2018 11:21
    Nuracus hat geschrieben: 10.04.2018 19:47 Hier ist die mit Abstand beste Stelle leider ziemlich spät (Schweine und Schatten im Albtraum)...
    Wohl wahr, allerdings fand ich die recht späte Stelle sogar sehr passend, weil man dann bereits ein Level haben müsste, wo sich diese Stelle dann richtig lohnt ^^
    Ein bisschen nervig, dass man vor den Schweinchen erst durch die Shadows muss, an denen man durchaus mal scheitern kann, wenn man unkonzentriert ist...
    Aaaach, der größte Spaß an der Stelle war doch, die 2 Schweinchen auf die Schatten zu hetzen und sich prügeln lassen.
    Außerdem gaben die Schatten selber auch ganz gut See ... eeeeechos. Vorher noch die Hugel und die Vönde für knapp 5.000 Echos verhauen, auf dem Rückweg an der Glockenmutti-Terrasse vorbei und dort die beiden Schatten noch mitnehmen und dann am Aufzug in den Tod stürzen. Zapp, 90 Riesen drin (mit 3 Mond-Runen).

  2. Nuracus hat geschrieben: 10.04.2018 19:47 Hier ist die mit Abstand beste Stelle leider ziemlich spät (Schweine und Schatten im Albtraum)...
    Wohl wahr, allerdings fand ich die recht späte Stelle sogar sehr passend, weil man dann bereits ein Level haben müsste, wo sich diese Stelle dann richtig lohnt ^^
    Ein bisschen nervig, dass man vor den Schweinchen erst durch die Shadows muss, an denen man durchaus mal scheitern kann, wenn man unkonzentriert ist...
    Hach ja, jetzt wo ich darüber rede, muss ich direkt mal wieder BB anmeißen :lol:
    Halte ich bei weitem für das beste "Souls" aus der From Software Schmiede.
    Einen Nachfolger will ich davon gar nicht. Kann eigentlich nur schlechter werden...
    Ein PC-Remaster wäre was - 60 fps und schöne Kantenglättung :mrgreen:

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