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Ceville (Adventure) – Ceville

Die dunkle Seite ist stark in mir, ich kann es spüren. Wozu Milde walten lassen, wenn man nervende Untertanen auch auf heimtückische Art ärgern kann? Nicht nur seiner herzensguten Gefährtin Lilly führt der grinsende Ex-Diktator Ceville ein ums andere mal vor Augen, wie schön die Boshaftigkeit sein kann. Auch mich hat der kleine Fiesling nach und nach auf seine Seite gezogen.

© Realmforge Studios / Kalypso Media

Der ewige Kampf zwischen Böse und Böse

Ach Quatsch: Eigentlich habe ich mich schon in ihn verguckt, als er das erste mal in unnachahmlich graziler Art mit seinem kastenförmigen Körper durch den Palast watschelte. Damals, in den guten alten Zeiten, als er den undankbaren Pöbel noch mit der vollen Härte des Gesetzes – pardon – seines Gesetzes traf.

Die dämlichen Palastwachen führt ihr mehrmals mit Dialogen und Verkleidungen an der Nase herum.

Ab in den Steinbruch hieß die universelle Antwort auf alle Anfragen. Doch dann fiel ihm der noch fiesere Fiesling Basilius in den Rücken, um die Macht an sich zu reißen und das Königreich Faeryanis ins Unglück zu stürzen. Keine Frage, dass ich ihm mit Rat und Tat, mit Point und Klick zur Seite stehe, auf seiner Mission zur Wiedererlangung seiner rechtmäßig an sich gerissenen Alleinherrschaft. Immerhin springen im Erstlingswerk der Münchner Spieleschmiede Realmforge jede Menge zynischer Sprüche für mich heraus – und allerlei clever designte Kombinations-Rätsel, teils mit mehreren Charakteren.

Neben Ceville darf ich nämlich auch andere Neurotiker steuern. Dazu gehört der eben so trottelige wie selbstverliebte Paladin Ambrosius. Er möchte Ceville zur Strecke bringen, scheitert aber in der Regel daran, dass er sich 99% der Zeit über um seine wallende Haarpracht kümmert. Auch Lilly navigiert ihr durch die märchenhaften 3D-Kulissen. Die herzensgute Unschuld vom Lande schlägt sich auf die Seite des kleinen Tyrannen, um das größere Übel in Form von Basilius zu verhindern. Und irgendwie scheint sie im Laufe des Abenteuers Gefallen an den konsequent fiesen Kommentaren des putzigen Tyrannen zu finden. Sie wird zwar nicht müde, ihn immer wieder zurechtzuweisen, wenn Ceville neuen Charakteren auf Anhieb Beleidigungen an den Kopf knallt. Das letzte Wort überlässt sie aber stets dem kleinen Fiesling, der sein Handeln erstaunlich stringent begründet. Warum sollte man z.B. eine gute Fee befreien, wenn man gar nicht weiß, ob sie einem lebendig noch nützlich ist? Vor allem, da sie zur Erfüllung von Wünschen nicht beschaffbare Formulare mit kryptischen Bezeichnungen verlangt.

Lästige Demokratie…

Das Ziel ist klar: Die Gesandten aller Völker, wie der Raid-süchtigen Helden, der Dämonen, der hocheffizient wirtschaftenden Zwerge und der Geisterwesen müssen zur großen Versammlung in die Ratshalle kommen. Dort sollen sie für Gwendolyn und gegen Basilius abstimmen. 

Die geläuterten Schurken wie das Ex-Bossmonster, der röchelnde Schwarze Ritter und der Zombie-Pirat drücken die Schulbank in der Resozialisierungsgruppe der guten Fee.

Tun sie das nicht, bleibt Letzterer geschäftsführend im Amt und stürzt das Königreich in ein noch größeres Unglück als Ceville. Der hat seine Untertanen schließlich nicht aus finsteren Beweggründen, sondern lediglich aus Lust am Sadismus gequält.

Die knobellastige Reise führt mich in unterschiedliche Winkel des Herrschaftsgebietes, wie die Stadt, eine sonnige Insel, das Zwergenbergwerk und einen Friedhof. Die gute Fee hatte den feuerroten, lispelnden Dämon im Resozialisierungskurs in ein echtes Weichei verwandelt. Doch solch ekelhaftes Gutmenschentum stellt kein Problem für Ceville dar: Ein paar Rätsel später steht der Fürst der Finsternis wieder dort, wo er hingehört: Im Reich des Todes, also auf dem Friedhof. Damit er seinem alten Geschäftsmodell des Helden anlockens und Schätze hortens als klassisches Bossmonster nachgehen kann, muss ich ihm ein standesgemäßes Dungeon vermitteln.