Gestern habe ich zum ersten Mal eine komplette Folge Criminal Intent im Fernsehen angeschaut. Sie bot solide Krimiunterhaltung ohne große Überraschungen. Da die Serie ein Ableger von
Law & Order ist, sind die Parallelen unverkennbar. Besonders der Schauplatz, die typische Musik und der Aufbau wurden übernommen. Allerdings ist es eine ganze Ecke psychologischer, was insbesondere in den Verhören des von Vincent D’Onofrio gespielten Polizisten Robert Goren Ausdruck findet, die die Highlights jeder Folge sind. Bei den neueren Folgen wechselt er sich mit einem anderen Team ab. Die gerichtliche Aufarbeitung des Falles wie bei Law & Order entfällt hingegen.
Die Umsetzung der drei Fälle im Adventure folgt dem bekannten Schema. Wer schon einmal Law & Order gespielt hat, weiß was ihn erwartet: Spuren einsammeln, Verdächtige in die Mangel nehmen und anschließend alles im Polizeirevier auswerten lassen. Schwierig ist das alles nicht, so dass auch Neulinge auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung rasch zurechtkommen. Weniger einsteigerfreundlich ist mal wieder, dass ihr euch in der Fallakte durch einen Wust an Hinweisen kämpfen müsst. Ein wenig Ordnung bringt da nur das interaktive Täterprofil, wo nur die wichtigen Daten landen. Hier seht ihr, wer für den Mord in Frage kommt.
Sterile Wasserleiche
Beim ersten Mordfall untersucht ihr eine männliche Leiche, die am Ufer des Hudson angespült wurde. Da Tatort und Fundort nicht identisch sind, ist es zunächst schwer, mehr über das Opfer zu erfahren. Ein Angler, der den Toten aus dem Fluss gefischt hat, weiß auch nicht viel; er ist wohl nur ein Zeuge. Zum Glück errechnet das Labor aus der Fließgeschwindigkeit, wo der Tote in etwa ins Wasser geworfen wurde. Ihr begebt euch dorthin, um Spuren einzusammeln. Hier gibt es deutlich mehr Anhaltspunkte als am Fundort. Blut, Schleifspuren und Fußabdrücke des Täters, alles leicht zu finden. Der Gruselfaktor hält sich in Grenzen, da sogar die Wasserleiche seltsam steril wirkt.
Ihr findet außerdem Schnipsel von kubanischen Zigarren, die vom Wagen des Opfers stammen. Scheinbar handelte es sich um einen Staatsanwalt, der mit allem Nachdruck im Fall eines Mafioso ermittelte. Ist er dem organisierten Verbrechen zum Opfer gefallen? Die zwei anderen Fälle sind in etwa ähnlich aufgebaut. Trotz filmischer Aufmachung mit gelegentlichen Rendervideos besitzen sie wenig Flair, woran auch das virtuelle Pendant von Detective Goren wenig ändern kann. Leider fehlt seine Partnerin aus dem TV, die die stocksteife Inszenierung auflockern könnte, da er stets alleine ermittelt.
Handlanger der Polizei
Die Suche nach den Verbrechern gestaltet sich nicht gerade sonderlich abwechslungsreich, da sich nach kurzer Zeit eine gewisse Routine einschleicht. Zuerst tütet ihr am Tatort alle Indizien, Aussagen und Gegenstände ein, die ihr dann per PDA
ans Labor schickt. Verdächtige lasst ihr von der dafür zuständigen Einheit überwachen. Das müsst ihr umständlich für jedes Beweisstück einzeln machen, was man besser automatisiert hätte. Ihr lasst ohnehin alles untersuchen, auch wenn es eine falsche Fährte ist. Noch blöder ist, dass ihr in Zeiten von Internet und Handy persönlich bei den Kollegen vorbei müsst, um ihre Berichte zu hören. Das ist viel Laufarbeit, die einem auf Dauer auf den Geist geht.
Wer jetzt glaubt, dass vielleicht mit den Verhören etwas mehr Spannung aufkommen würde, der ist auf dem Holzweg. Wann immer jemand auszuquetschen ist, kommt ihr in ein extra Menü mit verschiedenen Anzeigen. Ihr bestimmt, ob ihr eher aggressiv, schnippisch oder gutmütig fragt, was dann Auswirkung auf den Zeugen hat. Obwohl diese manchmal verstockt reagieren, ist alles so leicht gemacht, dass ihr am Schluss immer die Aussage bekommt. Notfalls fragt ihr einfach noch mal, was auch bei Berufsverbrechern ohne Abzug möglich ist. Von den psychologisch ausgefeilten Verhörmethoden Gorens im TV nicht die leiseste Spur.