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CSI: NY The Game (Adventure) – CSI: NY The Game

CSI: NY The Game, das bei Ubisoft erschien, ist gefühlt sicher das 100. Spiel der schier endlosen Krimireihe. Dieses Mal wurden Stil, Akteure und Schauplatz gewechselt, da es in New York spielt, wovon man allerdings kaum etwas merkt. Was hat sich sonst getan?

© Legacy Interactive / Ubisoft

Wenig Substanz

CSI ist für mich das Gegenteil einer intelligenten Krimiserie. Aber was will

Den kennt man aus dem Fernsehen, auch wenn sein Gesicht unter dem unseligen Pseudocomiclook leidet.  

man von Jerry Bruckheimer (Fluch der Karibik) anders erwarten als bloßes Entertainment, das den Voyeurismus befriedigt?  Es gibt zwar jede Menge Effekte, coole Typen und pseudowissenschaftliches Geschwafel, aber das Ganze bleibt immer hübsch an der Oberfläche. Wo andere Krimis meist europäischer Produktion längst auf psychologischen Tiefgang setzen, ist der Mensch in den kalten CSI-Laboren allenfalls der Faktor, den man seziert, um zu sehen, woran er gestorben ist. Aus einem seelenlosen Fernsehspektakel kann nur schwer ein gutes Adventure werden, weshalb auch alle bisherigen CSI-Spiele kaum einen gehaltvollen Eindruck hinterließen- von der meist lieblosen Machart mal ganz zu schweigen.

Das gilt nicht nur für die ursprüngliche Serie, die zwar in Los Angeles gedreht wurde, aber in Las Vegas spielt, sondern auch für die Spin-Offs. Diese sind zwar in fast jeder Stadt der USA von Miami bis New York beheimatet, aber von den Metropolen sieht man ohnehin fast nichts. Die städtischen Ableger erreichten zudem nie den Erfolg der ursprünglichen Staffel, auch weil es an markanten Charakteren wie im Team um Gil Grissom fehlte. Warum also jede mittelprächtige Erweiterung einer lieblosen TV-Serie unbedingt ein Computerspiel braucht, können nur die Marketingstrategen beantworten. Anscheinend will man die Frage klären, wie viel Lizenzdebakel man noch ungestraft veröffentlichen kann.

Lizenz verschenkt

Obwohl das Spiel eine Originallizenz besitzt, wurde diese nicht einmal in ihrem bescheidenen Rahmen ordentlich umgesetzt.

Wer gern zweifelhafte Suchbilder macht, wird hier fündig. Bevor nicht alles gefunden wurde, geht’s nicht weiter. 
Die Möglichkeiten wurden einfach nicht ausgeschöpft: Zwar trifft der Spieler an jeder Ecke Gesichter aus der TV-Serie, aber das Wiedersehen macht keine Freude. Das liegt sicher daran, dass die Macher Legacy Interactive dem Spiel einen unseligen Pseudo-Cel Shading Comic-Look verpasst haben. Dieser passt erstens überhaupt nicht zur Serie, die stilistisch nichts mit Zeichentrick gemein hat, und zweitens ist er auch noch recht dürftig umgesetzt. Vieles sieht unförmig aus, wirkt plakativ und die Akteure sind kaum zu erkennen. Statt der üblichen Adventure-Grafik mir 3D-Figuren vor 2D-Hintergründen, gibt es hier billig gezeichnete Charaktere vor gänzlich unbewegten Hintergründen.

Neben diesem zweifelhaften „Genuss“ in einer nicht einstellbarer 800×600-Auflösung verfügt das Adventure auch noch über die Originalstimmen von CSI: NY. Allerdings nicht auf Deutsch sondern in Englisch – genauer im amerikanischen Slang. Bei anderen Spielen wie zuletzt Wallace and Gromit ein Highlight, wirkt es hier doch eher billig, so als hätte man sich die deutsche Synchronisierung gespart. Wer schon bei der Optik derart spart, dem traut man freilich noch weitere Böcke zu. Wäre der Rest liebvoller gemacht, könnte man die fehlende deutsche Sprachausgabe verschmerzen. Immerhin gibt es fürs Verständnis deutsche Untertitel und Texte.

Durchsichtige Story

Genug geschimpft, jetzt geht’s an die inneren Werte. Fragt sich nur an welche? 
Die Sparversion von Kat Von D bricht schnell zusammen und sagt euch alles, was ihr wissen wollt.
Obwohl auch die vier neuen Fälle angeblich von CSI-Autoren stammen sollen, wecken sie doch wenig Ermittlergeist. Natürlich muss man mit Fall eins beginnen und sich dann durchspielen, um an die anderen zu gelangen. Spaß macht das kaum, so dass man schon beim ersten Fall schnell die Lust verliert, der ebenso einfältig wie linear aufgezogen ist. Die Leiche eines tätowierten Mannes wird am Fuße eines Hochhauses entdeckt. Scheinbar hat sich der nur mit Jogginghose bekleidete Muskelprotz dort runtergestürzt. Oder wurde er vielleicht gestoßen?

Da der Mann eine eigenwillige Tätowierung trägt, denken alle Kollegen sofort an ein Gangmitglied. Allerdings lässt sich die ungewöhnliche Zeichnung keiner Gang zuordnen. Blöd gelaufen! Einzig die verwendete Farbe führt zu einem Tätowierladen, dessen Besitzerin wie eine Sparausgabe der Kat Von D aus LA Ink wirkt. Man kann sie in die Mangel nehmen, sie entpuppt sich aber als ziemliches Weichei. Ein Bild des vom Dach gefallenen Kunden bringt sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs, ohne dass der Spieler groß was machen muss. Natürlich kennt sie ihn und erzählt ein paar Details, die einen weiterbringen. So kommt kein Spielfluss auf, wird die dahin plätschernde Story immer wieder durch Spielchen unterbrochen.

Minispielwahn statt Rätselspaß

Das Adventure ist letztlich bloß eine Abfolge von Minispielchen, die ab und an von einem Verhör unterbrochen wird. Richtige
Für solche Verbinderätselchen gibt’s Rätselhefte am Kiosk. Ein Computerspiel braucht sowas eigentlich nicht. 
Rätsel sucht man hier vergebens! Wäre ja nicht so schlimm, wenn die Minispiele Spaß machen würden, aber bei den meisten ist das nicht der Fall. Vielfach sind es einfach nur unbewegte Suchbilder, auf denen man nach Gegenständen suchen muss, die nicht unbedingt was mit dem Fall zu haben. Wer die meisten Kugeln einsammelt, bekommt einen Bonus, der in die Bewertung einfließt. Aufgesetzt wirkt ebenfalls, dass man zwei zueinander passende Adressen mit einem möglichst langen Strich verbinden muss ohne wo anzuecken. Machen das die Jungs von CSI so? Da ist es wahrlich eine Erholung, dass man die Puzzles überspringen kann – allerdings nur wenn man genug Punkte sein Eigen nennt.

Das zweite „Highlight“ sind die Verhöre, die regelmäßig dann kommen, wenn man sämtlichen Minispielen getrotzt hat. Man bekommt einen Satz vor den Latz geknallt, in dem einige Wörter unterstrichen sind, die im Idealfall mit dem Zeugen in Verbindung stehen. Klickt man darauf, gibt’s weitere Aussagen des Zeugen. Dann muss man einfach das Beweismittel, das was mit dem Zeugen zu tun hat, platzieren und schon hat man gewonnen. Wer das nicht schafft, der büßt auf einem Balken Glaubwürdigkeit ein, was bis zum Neustart des Verhörs gehen kann. Das Ganze ist in etwa so anspruchsvoll wie die Handlung einer durchschnittlichen CSI-Serie, so dass man den Zeugen fast immer knackt.

               

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