Zuvor gilt es aber etliche Verbrechen zu begehen, Widersacher aus dem Weg zu räumen und Kilometer zurückzulegen. Letzteres wahlweise zu Fuß oder in stilechten Oldtimern, die ihr euch an fast jeder Ecke GTA-typisch krallen könnt. Allerdings solltet ihr euch nicht zu früh auf nostalgisches Cruisen freuen, denn die Fahrzeugvielfalt ist noch bescheidener als die eurer Gegner, das Fahrverhalten vor allem auf der PS2 ziemlich schwammig und die Wegfindung aufgrund des kastrierten Straßennetzes oftmals gar nicht so einfach.
Zudem gibt es in den Straßen New Yorks jede Menge lebensmüder Fußgänger, die sich todesmutig vor euren Kühlergrill schmeißen und euch dadurch immer wieder unnötigen Ärger mit der Polizei bescheren. Der Zivilverkehr verhält sich da schon intelligenter, baut nur selten Unfälle und reagiert sogar auf den Einsatz eurer Hupe. Auch eure Gegner verhalten sich bis auf wenige Ausnahmen sehr überzeugend, eröffnen beim Anblick einer Waffe das Feuer, suchen selbstständig Deckung, warten auf Verstärkung und geben sich gegenseitig Feuerschutz. Allerdings bleiben sie hin und wieder auch mal an Türrahmen oder Mauervorsprüngen hängen oder tun so, als wäret ihr gar nicht da.
Vom Ring auf die Straße
Neben Schießereien, die dank automatischer Zielaufschaltung und manueller Trefferzonenwahl trotz gelegentlich bockiger Kamera meist locker von der Hand gehen, haben die Entwickler aber auch viel Wert auf direkten Körperkontakt gelegt. Dank der von Fight Night inspirierten „Blackhand“-Steuerung könnt ihr nämlich Beine und Arme getrennt voneinander bewegen, euren Gegenüber am Schlawittchen packen und ihn unfreiwillig mit der Spielumgebung interagieren lassen – über 20 derbe Exekutionsmöglichkeiten inklusive. Ihr könnt eure Opfer z.B. gegen Wände klatschen, über Abgründe halten und los lassen, vor fahrende Autos schubsen,
in lodernde Backöfen schieben oder einfach nur grün und blau dreschen. Das Ganze geht auf Xbox und PS2 dank geschickter Analogstick-Nutzung schon nach kurzer Zeit erstaunlich locker von der Hand, während PC-User ohne entsprechendes Pad ein gewisses Nachsehen haben – vor allem, wenn sie versuchen die Blackhand-Steuerung via Maus zu nutzen…
Der kleine Unterschied
PC-Spieler dürfen sich dafür an teils höher aufgelösten Texturen, besserer Kantenglättung und ein paar zusätzlichen Effekten erfreuen – auch wenn der Unterschied gerade im Vergleich zur Xbox-Fassung nicht allzu gravierend ist. Auf der PS2 muss man hingegen ein paar grafische Abstriche in Kauf nehmen, aber der beeindruckenden Kulisse schadet das kaum und die Story-Charaktere sehen ohnehin auf allen Systemen erstklassig aus, während man vor Popups, Rucklern und Clippingfehlern auf keiner Plattform verschont bleibt. Komisch nur, dass trotz einheitlicher Alterfreigabe ab 18 Jahren und allgemein schonungsloser Gewaltdarstellung die PC-Version teils etwas unblutiger inszeniert wurde als die Konsolenfassungen. Aber das sind alles Kleinigkeiten, die den Spielspaß nicht wirklich beeinflussen. Präsentation und Atmosphäre sind jedenfalls plattformübergreifend einfach grandios und bringen das Flair des Films hervorragend rüber.
Solide Inszenierung
Die inhaltlichen Verknüpfungen mit der Leinwandvorlage sind EA ebenfalls vorbildlich gelungen.
Allerdings werden Fans nicht alle markanten Szenen wiederfinden, keinerlei Entscheidungsfreiheit haben und sich meist recht unbedeutend vorkommen, da die großen Momente einfach drehbuchbedingt anderen Charakteren gehören und man abseits der Storypfade stets mutterseelenallein unterwegs ist. Besonders unangenehm fällt auch das Fehlen Al Pacinos auf, der aus lizenzrechtlichen Gründen durch einen völlig uncharismatischen Hanswurst ersetzt werden musste. Trotzdem wurde die Lizenz an sich den Umständen entsprechend gewissenhaft genutzt und nicht ausgeschlachtet, was ich EA hoch anrechne. Natürlich fand auch der legendäre Soundtrack den Weg ins Spiel, während die freispielbaren Filmausschnitte wohl nur für die wenigsten interessant sein dürften. Löblich allerdings, dass man teils die Originalsynchronsprecher der Filmvorlage verpflichten konnte, die der auch sonst erstklassigen deutschen Lokalisierung ein besonders authentisches Flair verleihen. Schade nur, dass sich nicht auch die englische Synchro auf der DVD befindet, denn die hat mit Robert Duvall, Abe Vigoda, James Caan und dem einmaligen Marlon Brando, der ja bekanntlich kurz nach den Sprachaufnahmen verstarb, sogar echte Hollywood-Prominenz zu bieten.