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Dynasty Warriors 9 (Action-Adventure) – Die größte Musou-Action aller Zeiten

Musou-Action. Man hasst sie oder man liebt sie – hier gibt es eigentlich keine Grauzone. Zum 20. Geburtstag von Omega Force, den Alleinherrschern über das Genre, kommt mit Dynasty Warriors 9 eine faustdicke Überraschung, die beinahe schon einer mechanischen Revolution gleicht. Zumindest hat man inhaltlich den größten Sprung gemacht, seitdem man vom klassischen Prügeln im ersten Teil auf PSone zu den 1-gegen-1000-Kloppereien in Teil 2 gewechselt ist – mehr dazu im Test.

© Omega Force / Koei Tecmo / Koch Media

Buntes Sammelsurium

Inhaltlich hingegen schöpft man aus dem Vollen und es wird sehr schnell deutlich, dass man sich bei Omega Force durchaus angeschaut hat, was andere Spiele mit offenen Welten gemacht haben. Dabei hat man aber teilweise bewusst ignoriert, wie diese oder jenen Elemente bei den Spielern angekommen sind oder ob sie mittlerweile überholt sind. Wie z.B. die Aussichts-Türme, die man à la Assassin’s Creed erklimmt, um daraufhin nicht nur einen Rundumkameraschwenk wie bei Altair, Ezio & Co, sondern vor allem auch Informationen über die Umgebung zu bekommen. Immerhin findet das Klettern per Wurfanker automatisch statt. Man darf sich über das Herstellen von Nahrung, die auch im eigenen (frei einrichtbaren) Unterschlupf gekocht werden kann, temporäre Wertverbesserungen verschaffen. Man kann in einem breit angelegten Herstellungssystem nicht nur Säcke mit Heilkräutern oder Talismane mit besonderen Fähigkeiten, sondern natürlich auch Waffen oder verzauberte Edelsteine anfertigen lassen, die dann in die Klingen eingeschmiedet werden und Sondereffekte beim Kampf generieren können. Und selbstverständlich muss man für das „Crafting“ erst die dafür nötigen Rohstoffe sammeln, die in klassische Hack&Slay-Kategorien von ‚gewöhnlich‘ bis ’selten‘ eingestuft sind. Auch hier hat man an den Komfort gedacht. Es reicht, mit dem Helden entweder zu Fuß, aber auch hoch zu Ross, darüber zu laufen und das Stück Holz, Eisen, Lakritz, Ingwer, Diamanten und was man sonst noch so findet, wird automatisch in den unendlich Platz bietenden Vorratsbeutel geschoben. Ebenfalls sehr spielerfreundlich: Alle Offiziere teilen sich den Besitz, so dass man nicht ständig erneut auf Rohstoffsuche gehen muss, wenn man die Figur wechselt.

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Das Bogenschießen ist neu und kann u.a. zu Jagdzwecken eingesetzt werden. © 4P/Screenshot

Die Fortschritte wie Figurenstufe, Fähigkeiten, der Fortschritt innerhalb der Geschichte sowie die beeinflussbare Zuneigungsstufe zu anderen Offizieren werden jedoch für jeden Charakter individuell abgelegt. In dem Zusammenhang ist sehr interessant, dass man bei der Wahl einer anderen Figur ihre persönliche Geschichte miterlebt, so dass inhaltlich eine enorme Motivation geboten wird, sich einen anderen Charakter zu schnappen. Damit sind aber nicht nur die unterschiedlichen Clans gemeint, so dass man bei der Wahl von Liu Bei (aus dem Hause Shu) im Kampf gegen die rebellierenden „Gelben Turbane“ einen anderen Missionsverlauf erlebt als mit Sun Jian (Wu) oder Cao Cao (Wei). Auch der ebenfalls zum Haus Shu gehörende Guan Yu wird den Verlauf im Detail anders erleben. Noch krasser, aber auch einen besseren Gesamteindruck über die Ereignisse vermittelnd, ist die Auswahl von Figuren, die man in einem Story-Abschnitt als End- oder Zwischengegner kennenlernt. Denn im Gegensatz zu allen bisherigen Dynasty Warriors lernt man nicht nur die aggressive Seite kennen. Man wird auch immer wieder mit ruhigen Szenen belohnt, in der die Beziehungen der Clans sowie der Figuren untereinander beleuchtet werden und in der man auch mal Zeuge von Selbstzweifeln und ähnlichen Emotionen wird, die von der Serie bislang ignoriert wurden oder maximal als Text irgendwo durchliefen. In diesem Zusammenhang ebenfalls lobenswert: Man hat bei den Texten und damit auch der umfangreichen Enzyklopädie eine Deutsch-Option, während man die Sprachausgabe entweder auf Japanisch, Chinesisch oder Englisch einstellen darf.

Missionen, Kampf und Strategie


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Auch wenn es suggeriert wird, dass man taktische Entscheidungen trifft, sind strategische Fähigkeiten nicht gefragt. Man kann seinen Truppen keine Befehle geben, sondern verschiebt durch Scharmützel nur Frontlinien, die dann von folgenden Heerteilen aufgefüllt werden. © 4P/Screenshot

Bei den Basismissionen entfernt sich Dynasty Warriors 9 gar nicht so weit von den Vorgängern: Man muss im Normalfall irgendeinen Bossgegner, der den eigenen Ambitionen im Weg steht, aus dem Weg räumen. Und der Weg dorthin ist nicht nur wie bisher mit hunderten von Feinden, sondern vor allem mit optionalen Missionen und Entscheidungen gefüllt. Nein, nicht moralischer Art, sondern eher, wie man die räumliche Entfernung zum Ziel überbrückt und wie man den Abstand hinsichtlich des Figurenlevels zum Boss verringern kann. Dies kann übrigens über mehrere Arten passieren. Entweder man nimmt an Scharmützeln teil, die überall auf der Landkarte entbrennen und die sich meist um Lager oder sonstige strategische Positionen drehen, um die sich zwei oder mehr Parteien streiten. Dies hat sogar einen kleinen Einfluss auf den Fortschritt, da sich die Frontlinie verschieben kann und andere Offiziere so schneller oder überhaupt erst an Hauptkämpfen teilnehmen können. Sehr schön: Schaltet man den Anführer des Trupps aus, geben auch seine Untergebenen auf und ziehen sich zurück. Man hat aber auch die Möglichkeit, von Händlern usw. Missionen annehmen zu können, die über die hier ausgeschüttete Erfahrung einen schnellen Figurenfortschritt ermöglichen. Leider läuft hier aber meist alles auf Hol- und Bringdienste bzw. das übliche „Nehme den Ort ein“ hinaus. Oder aber man nimmt Aufgaben an, die durch die dort gewonnenen Informationen die Hauptmission erleichtern und schließlich die Stufe des Bosses senken. Dies kann vor allem im späteren Verlauf enorm wichtig werden. Denn solange ein Feind (und das gilt nicht nur für Endgegner, sondern alle Kontrahenten) mehr als zehn Stufen über einem steht, richten nur Sonderangriffe Schaden an. Alle anderen Hiebe dellen nicht einmal die recht aufwändig gestaltete Kleidung ein. Je nachdem, wie viele der Missionen man erledigt, welchen Weg man in der offenen Welt wählt und welche Kämpfe man in der Zwischenzeit bestreitet, kann man zwischen einer und zweieinhalb Stunden für jedes der 13 Kapitel einplanen – pro Figur wohlgemerkt.

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Auch wenn sich das Kampfsystem verändert hat, darf man natürlich immer noch auf Musou-Angriffe setzen, die die Gegner durch die Luft schleudern. © 4P/Screenshot

Vor allem bedingt durch die in keiner Art und Weise fortentwickelten KI stellt sich unter dem Strich das bekannte Spielgefühl ein, das für Musou-Fans wie mich das ist, was man im Englischen so gerne als „Guilty Pleasure“ bezeichnet – die deutsche Übersetzung „Laster“ trifft es nicht genau genug. Denn so simpel und redundant die Gemenge auch sind, entsteht bei den Gefechten gegen die nur bei Bossen ernsthafte Gegenwehr leistende Feinde ein nicht zu unterschätzender Spaß und Spielfluss. Das ist auch immer noch so, obwohl Omega Force auch am Kampfsystem gefeilt hat. Man hat z.B. ein arcadehaftes sowie hinsichtlich der Treffererkennung sehr tolerantes Bogenschießen hinzugefügt. Und mit Spezialbewegungen, die über die Schultertaste ausgelöst werden können sowie Kontern und Finishern, die über Dreieck bzw. Y aktiviert werden, hat man in den Auseinandersetzungen deutlich mehr Möglichkeiten, um seine Feinde eindrucksvoll, aber schwach animiert durch die Luft zu wirbeln. Selbstverständlich sorgen unterschiedliche Waffentypen für angepasste Angriffsschemata, wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten von Keulen über Zweihandklingen bis hin zu Speeren,  Riesenäxten oder Katanas unter dem Strich natürlich gering und nicht so stark wie z.B. bei Monster Hunter World ausfallen. Zudem ist es trotz favorisierter Klingen, die allerdings auch keinerlei Vorteile in der Verbindung mit dem „richtigen“ Charakter zeigen, allen Figuren möglich, sämtliche Waffenformen einzusetzen. Wesentlich bedauerlicher ist es aber, dass die unter der Oberfläche schwelende Eroberungsstrategie nur sehr rudimentär beeinflusst werden kann. Es wäre ungleich spannender und taktisch anspruchsvoller gewesen, wenn man gezielt Truppen hierhin oder dorthin schicken könnte. Sei es nun, um den Gegner abzulenken, seine eigenen Angriffsvorhaben zu unterstützen oder einfach nur herauszufinden, wie der oder die Feinde auf einen Überraschungsangriff von der Flanke reagieren. Doch auf solche Elemente, wie sie in Kingdom Under Fire oder der ebenfalls von Koei stammenden Kessen-Serie  eingesetzt wurden, wobei Teil 2 thematisch sogar die „Drei Reiche“ behandelt, muss man hier verzichten.

  1. IamYvo hat geschrieben: 18.02.2018 11:24
    ronny_83 hat geschrieben: 17.02.2018 19:09
    SakuyaKira89 hat geschrieben: 17.02.2018 12:19 Vielleicht kommt ja irgendwann noch mal ein DW mit einer ordentlichen Grafik, spielerisch ist es, finde ich, einfach das, was man erwartet, das soll bitte so bleiben.
    Wie lange wollt ihr da noch warten? Der 9te Teil ist doch grafisch ne merklich Erweiterungen. Da sollte man schon zufrieden sein, nachdem man 8 Teile lang immer dieselbe Optik serviert bekommen hat (etwas übertrieben ausgedrückt).
    ehm ja, auf der normalen PS4 mit 20fps und auf der Pro mit durchschnittlich 25fps, PC ist auch nur ein einziges Hin und Her, aber ja hey, endlich bessere Grafik :D
    Problem ist zudem, dass mir immer das normale Empires am meisten Spaß gemacht hat. Dynasty Warriors 9 scheint einen anderen spielerischen Weg zu gehen und das ist dann so gar nicht mehr meins, Warriors soll Warriors bleiben. Andere Spiele bieten genug Innovation.

  2. Melcor hat geschrieben: 22.02.2018 21:19Ach, das macht die Sache besser? Der Tobsuchtsanfall hat doch nur aufgehört weil er von seiner Community jede Menge Kritik für das Review bekommen hat. Da er crowdfunded ist, musste er natürlich sich nochmal damit beschäftigen.
    Jim macht keine Reviews mehr. Viele seiner Reviews waren fragwürdig, aber es macht daher keinen Sinn mehr, ihm das noch bis in alle Ewigkeiten vorzuwerfen.

  3. Kajetan hat geschrieben: 22.02.2018 22:37
    Melcor hat geschrieben: 22.02.2018 21:19 Ach, das macht die Sache besser?
    Ja. Er korrigiert Fehler sehr schnell. Er steht dann zu seinen Fehlern und hat kein Problem lang und breit zu erklären, warum er da falsch lag. Es wird nichts stillschweigend unter den Teppich gekehrt.
    Und diese 1/10 trägt er sich sogar bis heute immer wieder mal selbst nach.

  4. Bachstail hat geschrieben: 18.02.2018 19:23 .....
    DW 8 XL Complete Edition ist in meinen Augen ein wunderbarer start in die Reihe, es gibt das Spiel auf der PS 4, falls Du diese Dein Eigen nennst.
    .....
    Von mir auch ein THX
    Hatte so Spiele noch gar nicht auf dem Radar und hab mir gerade die DW 8 XL Complete Edition bestellt.

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