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Earth 2160 (Taktik & Strategie) – Earth 2160

Ist Earth 2160 der erste Strategie-Kracher des Jahres? Schon in unserer Vorschau hinterließ das Spiel der polnischen Reality Pump Studios einen sehr guten Eindruck. Neben der hervorragenden Kulisse konnte vor allem der Umfang begeistern: Vier Völker mit komplexen Technologiebäumen warten in epischen Kampagnen auf ihren Meister. Dazu gibt’s innovative Rollenspielelemente und physikalischen Realismus. Alle Vorzeichen deuten auf ein futuristisches Epos der Extraklasse. Bestätigt der Test die Euphorie?

© Reality Pump/Zuxxez / Deep Silver

Story & Charaktere

Allerdings konnten wir damals noch nicht sehr weit in die Geschichte vordringen. Mittlerweile haben wir uns durch die Kampagnen gekämpft, die die Schicksale der vier Völker verknüpfen. Und die SciFi-Story punktet nicht nur mit epischem Ausmaß, sondern auch mit jeder Menge Intrigen, bösen Überraschungen und skurrilen Charakteren – es gibt keine 08/15-Story, sondern eine durchdachte Erzählung mit interessanten Perspektivwechseln. Erlebt man die erste Kampagne noch aus

Ihr habt in der nicht-linearen Kampagne die Wahl, welchen Auftrag ihr als nächstes meistern wollt.

der Sicht von ED-Major Falkner, sieht die Welt aus LC-Captain Ariahs Augen schon ganz anders aus. Und da man viele Aufträge quasi in Rollenspielmanier mit einem Helden im Zentrum bestreitet, der Gegenstände findet, Waffen und Kleidung wechseln sowie Bomben legen kann, fällt auch die Identifikation mit den Hauptfiguren leichter.

Worum geht’s? Auf dem Mars des Jahres 2160 kämpfen ehemalige Erdbewohner der drei Fraktionen Eurasian Dynasty (ED), Lunar Corporation (LC) und United Civilized States (UCS) um Macht und Rohstoffe. Doch die verfeindeten Parteien sind scheinbar nicht allein: Wie aus dem Nichts tauchen, ganz à la Ground Control 2 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=3759′)“>

, Aliens auf und mischen sich in den Kampf. Woher kommen sie? Was wollen sie? Als würde diese Gefahr nicht reichen, sorgen religiöse Sektierer mit der angeblichen Entdeckung einer neuen Erde für Unruhe. Alles nur Unsinn?

Obwohl es hier und da kleine Längen gibt und das Abenteuer der LC-Amazonen etwas fader wirkt als das der ED, überzeugt die Story mit einer guten Spannungskurve. Aus Routine-Einsätzen werden Himmelfahrtskommandos, aus Feinden plötzlich Freunde, aus Verbündeten Verräter. Auch die Präsentation über das Intro, die Zwischensequenzen und die Funkdurchsagen samt animierter Porträts gefällt auf ganzer Linie. Und da wären noch die knackigen Dialoge mit ihrer Mischung aus Kasernenton, derbem Witz und coolen Sprüchen – auch, wenn die Texte meist nicht lippensynchron gesprochen werden und einige Rechtschreibfehler auftauchen. Insgesamt entsteht jedoch eine sehr glaubwürdige Version der Zukunft, in die man motiviert abtaucht.

Virtuelle Agenten

Dafür sorgen auch die virtuellen Agenten. Diese käuflichen Helfer verleihen dem Spiel fast schon so etwas wie eine lebendige Partyinteraktion im Stile von Star Wars: Knights of the Old Republic <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=2219′)“>
. Sowohl in der Kampagne als auch im Skirmish könnt ihr bis zu drei von insgesamt zwölf skurrilen Charakteren gleichzeitig unter Vertrag nehmen – darunter Mediziner, Killer, Söldner, Spione, Wissenschaftler und sogar Priester. Sie erhöhen für die Dauer ihres Vertrages bestimmte Werte wie eure Schusspräzision oder verringern Produktionskosten. Und sobald sie aufeinander treffen, wird umgehend gezickt, geflirtet und geflucht. Wer einen Kampfroboter und einen Wissenschaftler engagiert, kann folgenden Dialog erleben:

Prof. O’Rourke: „Interessantes Plug-In, das du hast. Kann ich es haben?“
Rob M-60: „Interessanter Augapfel den du hast. Kann ich den haben?“

Man kann die Integration dieser Söldner gar nicht genug loben, denn sie durchbrechen den Aufbau- und Kampfalltag immer

Links seht ihr, welcher virtuelle Agent gerade in euren Diensten steht.

wieder mit ihren Sprüchen und fiesen Aktionen, wie z.B. dem Abwerben feindlicher Agenten. Sie bringen ihre eigenen Fahrzeuge oder Raumschiffe mit und können euch tatkräftig unterstützen, indem sie gleich ganze Aufgaben übernehmen: Professor O’Rourke kann eure Forschung, Haudegen Lassiter eure Verteidigungsanlagen und Roboter Rob M-60 sogar den kompletten Angriff übernehmen. Für euch heißt das: zurücklehnen und zuschauen oder an anderer Stelle planen – ein entscheidender Vorteil! Nur wer die Aliens spielt, muss auf die Hilfe der Agenten verzichten.

Da sie sich zufällig wie Spielkarten anbieten, gewinnen gerade Skirmish und Multiplayerpartien eine erfrischend ungewisse Note: Wen nehmt ihr an? Wen lehnt ihr ab? Und wer hilft euch am meisten in der gegenwärtigen Kampfsituation? Wer die Personalplanung in Online-Gefechten nicht möchte, kann die virtuellen Agenten auch ausschalten. Überhaupt ist Earth 2160 ein Paradies für Optionsfetischisten: Egal ob Kameraperspektive, Befehlsklicktaste oder der auf Dauer immer nervige Einheitenkommentar – alles lässt sich euren Wünschen anpassen. Und das ist auch gut so. Die Musikuntermalung kann instrumental überzeugen, denn die lieblichen Klänge sorgen für einen Hauch von Tragik, der wunderbar zur Endzeitatmosphäre passt. Aber sobald die weibliche Stimme mit leicht osteuropäischem Akzent ihre platten Texte zum Besten gibt, verfliegt der tragische Duft: „You always got to live to the maximum…“ erinnert eher an einen 80er-Boxfilm als an das 22. Jahrhundert. Aber auch das lässt sich ja abschalten.