Da auf Hintergrundmusik während der Rennen komplett verzichtet wurde, dominieren hauptsächlich die passablen Motorgeräusche das Geschehen, doch hat man bei der Abmischung anscheinend Mist gebaut: Seid ihr in einer der beiden Außenperspektiven unterwegs, hört ihr von eurer Maschine fast gar nichts. Wechselt ihr dagegen in die Innenansicht, dröhnt
es nur so aus den Lautsprechern. Musik ertönt nur während den ansehnlichen Replays und in den Menüs – ein Glück, denn während eines Rennens will man sich die überwiegend grausigen Stücke nicht auch noch anhören müssen.
Einfacher Fahrspaß?
Die Fahrzeugphysik geht in Ordnung und hält genau die richtige Balance zwischen Arcadespaß und Simulation. Folglich kommt ihr mit dem Bleifuß allein nicht weit, denn in den Kurven neigen manche Fahrzeuge dazu, extrem mit dem Heck auszubrechen oder zu untersteuern. Etwas gewöhnungsbedürftig ist jedoch die Tatsache, dass das Fahrverhalten von euren Skills sowie den gewählten Ausrüstungen abhängig ist und nicht etwa durch ein Wagensetup beeinflusst wird. Anfänger können jedoch auf ein zuschaltbares ABS sowie eine Traktionskontrolle zurückgreifen, die den Einstieg erleichtern. Außerdem wird vor dem Start der Meisterschaft die Teilnahme an einem Tutorial vorgeschrieben, das euch das Spielprinzip von SCAR…ähhmm…Evolution GT näher bringen soll. Dabei führt euch der italienische Rennfahrer Gabriele Tarquini durch die einzelnen Stufen und erklärt euch die Welt des Rennsports, was jedoch schnell zu einer peinlichen Lachnummer wird: Tarquini mag zwar ein verdammt guter Rennfahrer sein, aber als Moderator taugt er wirklich gar nichts! Ständig wandert sein unsicherer Blick offensichtlich auf den Teleprompter, wo er seinen Text abliest, den er mit einer künstlichen Begeisterung oder Ernsthaftigkeit vermischt. Schon nach der ersten Szene hatte ich keine Lust mehr, mir diese lächerliche Vorstellung mit anzusehen, wurde aber dazu gezwungen, denn die Sequenzen mit Tarquini lassen sich dummerweise nicht abbrechen. Doch auch das Tutorial an sich ist nicht immer gelungen: Worin besteht z.B. der Sinn einer Stufe, in der man auf einer geraden Strecke einfach nur fünf Sekunden lang geradeaus fahren muss?
Kein Spaß zu zweit
Abseits der Karriere mit seinen Saisonveranstaltungen, einem Trainings- sowie dem Challengemodus zum Verbessern eurer Skills, habt ihr noch die Möglichkeit, an Einzelrennen teilzunehmen, bei denen ihr Strecke und Wagen vollkommen frei wählen dürft. Auf die Rollenspielelemente müsst ihr dagegen verzichten, doch fallen
damit gleichzeitig auch die Verwendung des Tiger-Effekts sowie Einschüchterungsversuche weg. Auch ein Multiplayer-Modus hat den Weg ins Spiel gefunden, doch ist dieser kaum der Rede wert: Sowohl auf PC als auch auf der PlayStation 2 tretet ihr lediglich mit zwei Spielern im Splitscreen an und fahrt entweder Einzelrennen, Turniere oder Überlebensrennen. Während ihr bei Letzteren mit schrottreifen Kisten an den Start geht und weitere Beschädigungen tunlichst vermeiden solltet, erwartet euch bei den Turnieren gleich eine ganze Serie von Rennen. Wer jetzt glaubt, sich die Strecken selbst zusammenstellen zu dürfen, wird schnell von der grausigen Realität eingeholt: Milestone schreibt euch in den acht Turnieren nicht nur die Kurse sowie deren Reihenfolge vor, sondern legt auch von vorneherein die Rundenanzahl und das Wetter fest. Ihr als Spieler dürft praktisch gar nichts entscheiden und müsst euch sogar noch auf ein einziges Fahrzeug einigen, denn mit verschiedenen Flitzern dürft ihr nicht auf die Strecke. Dass sich optional keine KI-Fahrer zuschalten lassen, setzt dem insgesamt durchweg enttäuschenden Multiplayermodus noch die Krone auf. Und warum nur offline? Mittlerweile sollte es sich doch auch bis nach Italien herumgesprochen haben, dass Rennspiele vor allem auch online oder via LAN Spaß machen können, oder?
Ich kann insgesamt den Testbericht bestätigen.
Ein paar Punkte möchte ich hinzufügen.
In meinen Augen ein schweres Manko: Die Cockpit-View fehlt, also die Sicht aus Fahrerhöhe mit Motorhaube im Sichtfeld. Man sitzt entweder auf Stossstangenhöhe, oder schaut auf das Fahrzeug herab. So fällt es schwer, den Kurvenscheitelpunkt richtig anzuvisieren und optimal zu fahren. Da das meine Lieblings-View ist, hat es mir den Spaß am Spiel schon etwas verhagelt.
Die KI des Spiels rempelt nur in einigen bestimmten Rennen von sich aus stark, zum Beispiel mit dem Golf GTi in den Highlands.
In anderen Rennen wird man relativ in Ruhe gelassen, wenn man selber nicht anfängt zu rempeln.
Die Ladezeiten sind extrem lang. Mann kann Kaffetrinken, bis das jeweilige Rennen geladen ist, und nach dem Rennen auch nochmal bei der Anzeige des Ergebnisses.
Es gibt Rennen, wo die Konkurrenten wirklich sehr schnell sind. Da muss man extrem exakt und schnell fahren und darf sich auf keine Rempeleien einlassen. Wie in einem richtigen Rennen. Allerdings stört eben da, dass die optimale View fehlt.
So long...