Veröffentlicht inTests

Fallout 76 (Rollenspiel) – Postapokalyptischer Super-GAU

Fallout hat sich bei Bethesda von einem Taktik-Spektakel vor dem Hintergrund einer Postapokalypse zu einem der Rollenspiel-Schwergewichte schlechthin gemausert – offline wohlgemerkt. Doch mit dem überraschend  im Frühjahr angekündigten Fallout 76 verabreicht man dem Ödland eine Online-Kur und hat sich wie seinerzeit bei The Elder Scrolls Online erst einmal den Groll der Community zugezogen. Im ersten Teil unseres Tests verraten wir, welchen Eindruck wir nach 15 Stunden im nuklear verseuchten Virginia haben.

© Bethesda Game Studios / Bethesda

Die Zukunft steht in den Sternen

Klar ist natürlich auch: Mit Level 15 bin ich noch weit vom gegenwärtigen maximalen Figurenlevel entfernt, wobei ab Level 50 das neuerdings auf Karten basierende S.P.E.C.I.A.L.-System seine Grenze erreicht und man ab dort nur noch die Kartenperks aufwertet. Und ich habe bei meinen Wanderungen erst etwa ein Drittel der Spielwelt gesehen. Auch die Auswirkungen von intensiven PvP-Gefechten habe ich noch nicht kennengelernt – was auch daran liegt, dass in den Welten, in denen ich bislang gelandet bin, ein bisher zivilisierter Umgang der Spieler miteinander gepflegt wurde und ich mich von den PvP-Events ferngehalten habe. Es gab in meinen Sessions bisher nur zwei Fälle, in dem ein Spieler, der andere Charaktere angegriffen und getötet hat, mit einem Kopfgeld markiert und damit zum Freiwild wurde. Wie die Jagd auf ihn ausging, habe ich nicht mitbekommen. Aber mit einem Zweit-Charakter (ich habe noch einen aus der Beta, der mir recht egal ist), werde ich in den nächsten Tagen mal einen auf Gunslinger machen. Ob das Kopfgeld ausreicht, um z.B. höherstufige Gruppen davon abzuhalten, auf andere Figuren Jagd zu machen oder ob Bethesda auch noch andere Schutzmechanismen eingebaut hat, um Spielverderbern das Handwerk zu legen, muss die Zukunft zeigen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=84917,id=92577650)]
Der Gegner erledigt und noch bevor er den Boden berührt, ist sein Inventar schon fast leer geräumt… © 4P/Screenshot

Oder vielleicht komme ich auch an den Punkt, an dem Fallout 76 es verpasst, mich vor allem durch neue interessante Missionen sowie abwechslungsreiche Events abzuholen und mir dann die Lust vergeht. Doch bislang bin ich gespannt, wie meine Karriere als Wiederaufbau-Verantwortlicher auf die scheinbar unausweichlichen Duelle mit den Scorched-Biestern hinausläuft, die im letzten Trailer angedeutet wurde und die enormes Zerstörungspotenzial besitzen. Angelockt von einem in der Ferne stattfindenden Kampf habe ich versucht, einen genaueren Blick auf das eindrucksvolle Level-50-Viech zu bekommen, das Zerstörung in Charleston im Südwesten anrichtete. Dummerweise bin ich dabei erst in einen Pulk Mutanten geraten, die ich zwar noch besiegen bzw. den restlichen entfliehen konnte. Doch dann bin ich direkt in den toxischen Atem des unvermutet über mir auftauchenden Biests geraten – was natürlich meinen sofortigen Tod bedeutete. Daher ist mein derzeitig langfristiges Ziel, eines dieser Mega-Monster zu besiegen. Ob mit oder ohne Gruppe, ist mir gerade schnuppe. Wie es mir dabei ging und die weitere Detail-Analyse spielmechanischer Elemente gibt es im nächsten Teil des Tests, der gegen Ende nächster Woche zu erwarten ist.

Vorläufiges Fazit vom 16.11.2018:

Auch angesichts der Erfahrung, die Bethesda in den letzten Jahren mit The Elder Scrolls Online gewinnen konnte, sind die ersten 15 Stunden in den postapokalpytischen Appalachen West Virginias ein zweischneidiges Erlebnis. Im Kern fühlt es sich mit seinem Explorationsfokus immer noch wie ein klassisches Fallout an – wenngleich ein gestutztes, da der Verzicht auf jegliche menschliche NPCs zu einer erstaunlichen Leere der Spielwelt führt. Auch in emotionaler Hinsicht, da die erzählenden Audiologs und Texte trotz interessanter Ansätze die Figuren nicht komplett ersetzen können. Und in zahlreichen Momenten habe ich auch Spaß; in erster Linie, wenn ich in einem der Dungeons Missionslinien folge und dabei nicht gerade von Bugs bis hin zu Serverabbrüchen gepiesackt werde. Doch anstatt diese Welt für 24 Spieler zu öffnen, die sich irgendwann auf der Karte verstreuen, wären die Mannen um Todd Howard nach bisherigem Empfinden besser bedient gewesen, das Geschehen auf eine vernünftige PvE-Kampagne zu konzentrieren, die mit bis zu vier, sechs oder auch meinetwegen acht Spielern kooperativ erlebt werden kann – mit entsprechenden Anpassungen des Schwierigkeitsgrades bei den Kämpfen. Denn dieses Konzept einer geteilten Online-Welt geht für mich bislang nur eingeschränkt auf. Es gibt kaum Anreize, sich mit anderen zu verbünden und Freundschaften zu schließen, die ideologisch für den Wiederaufbau Amerikas nötig wären. Zudem sorgen Lag-Probleme dafür, dass der Shooter in diesem Action-Rollenspiel nur ansatzweise den Reiz entfacht, den man bei den Offline-Fallouts verspürt. Dennoch bin ich neugierig, wie es weitergeht und welche Überraschungen noch auf mich warten. In der Hoffnung, dass diese größtenteils positiver Natur sind und in den nächsten Tagen mit eventuellen ersten Patches einige Probleme ausradiert werden, die den entstehenden Spaß torpedierten, vergebe ich bis hierhin gerade noch ein „Gut“.

  1. Ist das Spiel mittlerweile eigentlich geheilt von seinen Problemen. Ich hab auch was gelesen, dass es mal ein Update geben sollte, wo man es ermöglichen wollte, die welt dann doch alleine zu begehen und npc's mit quest einzuführen.... Wäre cool, wenn mir dazu jemand was sagen könnte. Wäre es mittlerweile ein richtiges Fallout, würde ich es gerne spielen.

  2. rainynight hat geschrieben: 12.12.2018 12:35 @casanoffi
    Ich dachte ich hätte es klar ausgedrückt, worum es mir geht.
    Es geht nicht um Solidarität (im Prinzip könnt ihr von mir aus ja alle machen, was ihr wollt), sondern um unser aller Spielezukunft.
    Sobald Publisher mit so nem Scheiß durchkommen und diese "Qualität" Akzeptanz bei den Käufern findet, werden die sich zukünftig genau überlegen, ob sie noch soviel Zeit und Mühe in ihre Spiele stecken.
    Wenn man sich gegen etwas auflehnt, was einen persönlich nicht betrifft oder stört (aber man es unterm Strich natürlich nicht in Ordnung findet), dann ist das in meinen Augen ganz eindeutig Solidarität.
    Die Grenze verschwimmt hier natürlich, keine Frage.
    Aber deswegen schrieb ich ja auch - für diejenigen, für die die Bugs nicht ins Gewicht fallen, für die werden sie auch in Zukunft nicht schwer wiegen.
    Natürlich ist es jedem lieber, die Qualität ist besser. Aber den Geldbeutel stecken zu lassen (was die einzige wirksame Methode gegen gewisse Geschäftspraktiken ist), wenn man mit der gegebenen Qualität leben kann, ist halt viel verlangt.
    Ich sage nicht, dass das ok ist - ich sage nur, dass es eben für manche zu viel verlangt ist :)

  3. @casanoffi
    Ich dachte ich hätte es klar ausgedrückt, worum es mir geht.
    Es geht nicht um Solidarität (im Prinzip könnt ihr von mir aus ja alle machen, was ihr wollt), sondern um unser aller Spielezukunft.
    Sobald Publisher mit so nem Scheiß durchkommen und diese "Qualität" Akzeptanz bei den Käufern findet, werden die sich zukünftig genau überlegen, ob sie noch soviel Zeit und Mühe in ihre Spiele stecken.
    Würde ich auch nicht anders machen.
    Oder was würdest du tun? Verkaufe ein ausgereiftes Produkt, in welches viel Zeit und Geld geflossen ist, für 60 EUR.
    Oder verkaufe ein nicht ausgereiftes, halb fertiges Produkt und bekomme dafür auch 60 EUR.
    Und das in einer Zeit, wo man genau merkt, das die Publisher austesten, wie weit die Akzeptanz des Kunden geht.
    Jetzt kann man noch ein Zeichen setzen. Wenn diese "Testphase" erstmal vorbei ist und wir nen neuen Qualitätsstandard am Markt haben, isses vorbei. Mehr will ich nicht zu denken geben.

  4. rainynight hat geschrieben: 10.12.2018 14:15Ein Kauf zum Vollpreis und dem damit einhergehenden akzeptieren des Zustands des Endprodukts kann nicht die Lösung sein.
    Das setzt ein falsches Zeichen. Wir wollen doch, dass die Qualität der Endprodukte hoch bleibt und man nicht Vollpreis zahlt, um als Betatester herzuhalten und dann erst in einigen Monaten mal ein ansatzweise einwandfreies Produkt zu erhalten.
    Da geht es jetzt nicht darum, ob man irgendwie noch etwas Spaß rausquetschen kann, sondern einfach ums Prinzip.
    Mit sowas dürfen Entwickler nicht durchkommen.
    Wenn sie das tun, stellt man damit vielleicht gleichzeitig die Weichen für das, was uns mit dem nächsten TES oder Fallout erwartet.
    Aus Prinzip und aus Solidarität zu denen, die sich daran stören, soll man das Produkt nicht zum Vollpreis kaufen.
    Da verlangst Du aber viel :D
    Ich meine, prinzipiell hast Du natürlich vollkommen Recht.
    Aber diejenigen, für die die Bugs nicht ins Gewicht fallen, für die werden sie auch in Zukunft nicht schwer wiegen.
    So hart das auch ist, aber so viel Solidarität wird man kaum verlangen können...
    Ist im Prinzip das gleiche, wie mit MTAs.
    Man kann es den Leuten einfach nicht vorschreiben, diese nicht zu konsumieren, auch wenn viele Spieler diese MTAs als die Wurzel des Übels erkennen...
    edit: ich weiß, dass mein Vergleich mit den MTAs hinkt, weil man theoretisch für das Geld einen Gegenwert erhält.
    Für technische Fehler kann man sich sozusagen nichts kaufen ^^

  5. PixelMurder hat geschrieben: 10.12.2018 05:43 Will ich damit Leuten den Spass verderben? Nein. Ihr solltet euch fragen, ob dieses Game wirklich das darstellt, was ihr von einem neuen Game zum Vollpreis erwartet. Ein Rollenspiel, indem man ein paar Stunden Spass mit seinen Buddies haben kann? Ein Game von Bethesda mit einer Note um die 50? Technisch so kaputt, dass es selbst für Bugthesda einzigartig ist? Es geht eben nicht immer nur um den kurzfristigen Spass, in dem Fall geht es um die Politik eines ehemals geschätzen Entiwcklers, der gerade unterwegs zur dunklen Seite der Macht ist und Fallout 76 ist sein Todesstern. Mit netten Worten oder auch bösen erreicht man nichts, der sieht nur noch Zahlen..
    Sehr schön geschrieben.
    Ehe ich mich jetzt wieder rechtfertige, was genau ich mit "schön reden" meine (wo scheinbar eh jeder seine eigene Definition zu haben scheint), verweise ich auf diesen Kommentar.
    Ein Kauf zum Vollpreis und dem damit einhergehenden akzeptieren des Zustands des Endprodukts kann nicht die Lösung sein.
    Das setzt ein falsches Zeichen. Wir wollen doch, dass die Qualität der Endprodukte hoch bleibt und man nicht Vollpreis zahlt, um als Betatester herzuhalten und dann erst in einigen Monaten mal ein ansatzweise einwandfreies Produkt zu erhalten.
    Da geht es jetzt nicht darum, ob man irgendwie noch etwas Spaß rausquetschen kann, sondern einfach ums Prinzip.
    Mit sowas dürfen Entwickler nicht durchkommen.
    Wenn sie das tun, stellt man damit vielleicht gleichzeitig die Weichen für das, was uns mit dem nächsten TES oder Fallout erwartet.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1