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Fatal Inertia (Rennspiel) – WipEout für Arme oder ein Highspeed-Rennspiel der Extraklasse?

Wer gerne in der Zukunft Gas gibt, hat es derzeit schwer: WipEout HD wird nur ein Remake-Sammelsurium, von F-Zero ist nicht einmal ein Kotflügel in Sicht, Microsoft hatte seine Gehversuche schon nach Quantum Redshift wieder abgebrochen und am PC scheint nach Ballistics ebenfalls die Luft raus. Machen wir uns nichts vor: In dieser Generation sieht es im schnellsten Genre der Videospiele zappenduster aus! Da müsste einem Fatal Inertia doch wie gelegen kommen…

© Omega Force / THQ

Perfektes Timing

Koei passt zumindest den perfekten Zeitpunkt ab, um die PS3-Version seiner Zukunftsrennen auf dem PlayStation Network vorzustellen. Schließlich ist weit und breit kein Sci-Fi-Racer in Sicht, und mit WipEout HD kämpft der momentan aussichtsreichste Kandidat mit technischen Problemen. Wirklich geplant hatten die Japaner das Timing aber wohl nicht – immerhin sollte Fatal Inertia erstens exklusiv und zweitens bereits zum Start der Sony-Konsole erscheinen! Vielleicht hatten die Entwickler ja wie viele ihrer Kollegen Probleme mit der verwendeten Unreal Engine 3; auf jeden Fall war die erst später angekündigte 360-Version eher fertig, während der Startschuss erst ein Jahr später auf der ursprünglich angepeilten Zielplattform

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So schnell kann Fatal Inertia sein – ist es meistens allerdings nicht.

fällt. Dafür erhalten PS3-Piloten eine wie üblich leicht erweiterte Fassung mit neuen Strecken, Rennvarianten und natürlich aufpolierter Grafik. Abgesehen davon steckt aber dasselbe Spiel unter der Haube.

Das heißt: nicht ganz! Koei hat sich mit der Umsetzung nämlich auch des größten Problems angenommen, mit dem sich 360-Raser herumschlagen mussten: der hyperempfindlichen Steuerung. Wann immer deren Gleiter nämlich ein Objekt der Umgebung touchierte, wirbelte das Gefährt wie ein federleichtes Stück Plastik am Fleck umher. Vom ansonsten ansprechenden Fluggefühl bekam manch Einer deshalb kaum etwas mit. Knallt ihr auf PS3 gegen ein Hindernis, kann das zwar immer noch passieren und ist nicht minder ärgerlich, die meisten Zusammenstöße übersteht ihr jetzt aber mit einem Lackkratzer. Selbstverständlich lösen sich die Flieger aber irgendwann auf, falls ihr sie mehrere Runden lang rücksichtslos ramponiert.

Tüftelwaffen

So nervtötend die Physik einen Aufprall aber mitunter umsetzt, so wichtig ist sie laut Koei für die Rennen über idyllische Sandstrände, brennende Lava, durch dichten Dschungel oder staubigen Wüstensand. Denn natürlich sollt ihr euch auch in Fatal Inertia nicht nur als flotter Lenker beweisen, sondern müsst die Pole Position oft genug mit Waffengewalt erobern. Und hier verlässt sich Koei eben nicht auf herkömmliche Kaliber. Stattdessen beeinflusst jede Waffe euch oder eure Gegner, anstatt anvisierte Vehikel einfach abzuschießen. Bestes Beispiel ist ein Greifhaken, den ihr mit einem zweifachen Tastendruck absetzt. Der erste „Schuss“ rammt dabei ein Ende des Hakens – je nach gedrückter Feuertaste (es gibt zwei) – in den Boden oder in einen gegnerischen Flieger. Habt ihr einen Flieger an der Angel, kann er sich für kurze Zeit nicht von euch absetzen. Mit einem zweiten Tastendruck löst ihr nun entweder das Kabel oder ihr rammt es in die Umgebung – wieder je nach gedrückter Feuertaste. Letzteres sorgt dafür, dass der Gegner so

Lava oder Eis: Koei-Piloten mach vor nichts Halt.

lange festgenagelt wird, bis er das Kabel abschüttelt. Schießt ihr hingegen schon das erste Ende in einen Felsen, könnt ihr im besten Fall eine besonders enge Kurve nehmen. Passt aber auf, dass ihr das Kabel rechtzeitig abstoßt…

Dieser Tüftel-Einschlag bei vielen Waffen macht Fatal Inertia tatsächlich abwechslungsreicher als ähnliche Sci-Fi-Racer. Da ist z.B. noch eine Rakete, die ihr wie gewohnt in den Vordermann jagen dürft – falls ihr sie nicht lieber ans eigene Heck klemmt, zündet und so mit einem Boost davonbraust. Auch, dass ihr lästige Haftminen mit einem kurzen Turbo oder einer Rolle um die eigene Achse nicht nur loswerdet, sondern im gleichen Zug auf einen nahen Gegner abwälzt, wirkt ungewöhnlich. Selbst eine heutzutage beinahe obligatorische Matrix-Zeitlupe, die sämtliche Kontrahenten verlangsamt, fehlt nicht. Waffen lest ihr dabei auf, indem ihr über die Waffenfelder fliegt.

Weite Fläche, wenig Speed?

Beim genauen Hinsehen wird allerdings schnell deutlich, dass man die im Vornherein groß angekündigten Physik-Spielereien kaum als solche bezeichnen kann: Mit Ausnahme des Greifhakens handelt es sich nämlich um recht gewöhnliche Extras – die lediglich im Rahmen eines Rennspiels frisch wirken. Das mindert den Spaß daran kaum, in Sachen Physik hatte Burnout Paradise aber den größeren Sprung nach vorn gewagt.