Zig Spielmodi, wenig Dramaturgie
EA protzt mit „zehn neuen Spielmodi“, aber kaum einer davon macht wirklich Spaß – entweder weil er eine Variante längst bekannter Spielmodi ist oder weil er nicht dramatisch genug ist. Vor allem jene, in denen es um einen Weg zum Ziel geht, sind von Überflüssigkeit, Sterilität oder Pseudo-Trainingseinheiten geprägt, mit denen man sechs Werte einzelner Spieler pimpen kann. Das WM-Turnier will man natürlich trotz dieser Placebo-Inhalte zocken. Aber wer will tatsächlich alle Qualifikationsspiele nochmal oder selbst einzelne historische Situationen erleben, wenn da weder harte Personalentscheidungen zu treffen noch die Presse als Druckmacher richtig integriert ist? Die wenigen Zeitungsartikel mit Bundesyogi als Aufmacher sind ein Witz. Und wer braucht wirklich neue Minispiele?
Viel wichtiger ist, dass die Karriere absolut kein individuelles Flair verströmt. Man kann sich z.B. zum Ziel setzen, einen jungen Kicker von der B-Elf zum Kapitän der Nationalmannschaft aufsteigen zu lassen. Hört sich an wie eine spannende Aufgabe, aber fühlt sich an wie eine Excel-Übung mit Brasilien-Deko. Man muss einfach mal die Karriere eines NBA 2K14 spielen, um den Klassenunterschied in der Inszenierung zu erkennen – und zwar sowohl auf als auch
abseits des Platzes. Der Spielaufbau ist angesichts des fehlenden fußballerischen Feedbacks, das wirklich situationnsabhängig kluge oder schlechte Aktionen bewertet, immer noch ein Witz. Wo ist denn die Rivalität der Kapitänsanwärter zu spüren? Wann baut EA mal echtes taktisches Know-how ein? Und wenn man seinen Profi steuert, fehlt auch das Feedback am Rande von Trainer, Mannschaft oder Fans. Machen wir es kurz: Das fühlt sich einfach nicht echt, nicht mittendrin, nicht realistisch genug an.
Vielleicht kommt das Fieber ja im Juni: EA will zum Start der WM nicht nur die Kader und Werte anpassen, sondern auch Live-Szenarien anbieten, in denen man unter speziellen Voraussetzungen wie ein bestimmtes Ergebnis bei bestimmter Zeit eine Partie nachspielen kann.
Noch ein Wort zur Strategie
Dass Electronic Arts in erster Linie Geld verdienen will, ist normal. Und schließlich kann ich ja selbst entscheiden, ob ich Murks wie Dungeon Keeper oder Ultima Forever kaufe. Dass man aber nach dem Propagieren von Qualitätsoffensiven mit diesen lieblosen Markenverwurstungen auch Vertrauen und Image verliert, weil man die Seele und die Tradition der Spiele ignoriert, sollte den Leuten um Andrew Wilson zu denken geben. Zwar ist diese WM-Edition weit weg von der unverschämten Entseelung oben genannter Titel. Aber die Fußballfans keine sechs Monate nach einem FIFA 14 jetzt wieder zum Vollpreis zur Kasse zu bitten, bevor man erneut im Oktober für FIFA 15 die Hand aufhält, ist einfach nur dreist.
Dieses FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 riecht ja schon schlecht, bevor man es einlegt: Electronic Arts ignoriert als einer der führenden Publisher der Welt mit der umsatzstärksten Marke FIFA einfach mal gängige digitale Vertriebswege, aktuelle Technologie und drei Plattformen – das Spiel um das größte Turnier der Welt wird gar nicht erst für PC, Xbox One und PlayStation 4 angeboten. Ein Armutszeugnis und eine einzige Heuchelei ist das in einer Branche, in der namhafte Hersteller vor kurzem noch betonten, wie wichtig die neuen Konsolen für den Fortschritt in der Spielwelt seien.
Diese WM-Edition kommt nicht als Download für zwanzig, sondern zum Vollpreis für satte 60 Euro. Es ist vollkommen lächerlich, dass es dann noch eine „Champions Edition“ für zehn Euro mehr gibt, in der es u.a. weiteren sinnlosen virtuellen Torjubel und ein All-Star-Team gibt! Gibt es tatsächlich Leute, die das kaufen? Und das alles nur für PS3 und 360, obwohl es sich hinsichtlich des Spielgefühls kaum von FIFA 14 unterscheidet und extrem schnell verfallen wird – nämlich mit dem Abpfiff der WM am 13. Juli, während im Spätsommer die Kampagne für FIFA 15 anläuft.
Uhh, hoffentlich ist die fwm genau so kurz wie der Schatten, den dieser Ableger hinterlässt. im einem tummeln sich zu viele bierbäuchige Alkoholiker, die sich permanent bei öffentlichen Events Currywürste in den Magen reinbrettern und im anderen zu wenig Kreativität.
Und morgen kommen sie wieder und geloben Besserung und behaupten, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen zu wollen.
Aber wie bei Regierungen gilt: Jeder bekommt den Publisher, den er verdient.
Ich bin gerade ueber das IGN review gestolpert und war doch erstaunt wie gegensaetzlich es klingt... Kann aber selbst nicht darueber urteilen, habe es nicht gespielt. Aber interessant ist es trotzdem, wie es ueber den hohen Klee gelobt wird.
Content:Link zum Artikel http://www.ign.com/games/2014-fifa-worl ... 3-20012688
Und hier die interessanten Auszuege:
Gameplay improvements:
Das liest sich alles wie Werbung direkt von EA geschrieben ... und wahrscheinlich ist es das auch
EA hat ja nicht ohne Grund den Turniermodus aus Fifa14 gestrichen - damit man nochmal schön blechen darf.
Aber die Fifa WM 2014 als eigenständiges Spiel zum Vollpreis?Geht ja gar nicht!
Für ein Add-on als Download hätte ich ja vlt. noch um die 20.- € berappt - aber so.....nääääh!
Ich hoffe ja,daß diese Vorgehensweise von EA ein Eigentor wird.Aber ich befürchte,daß es wieder einmal mehr als genügend Leute gibt,die zuviel Geld haben und sich das Spiel doch zulegen.