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Football Manager 2009 (Sport) – Football Manager 2009

Eine Fußball-Mannschaft hat elf Spieler, eine Partie dauert 90 Minuten, am Ende wird der FC
Bayern deutscher Meister und die Manager-Szene wird hierzulande von EAs FM-Serie regiert. Es gibt Regeln im Lieblingssport der Deutschen, die unumstößlich sind. Doch es war nicht immer so. In den 70er und 80er Jahren z.B. machten Gladbach und der HSV den Bajuwaren das Leben schwer. Und bis vor wenigen Jahren sorgte Sports Interactive mit einer visuell spröden, aber inhaltlich ungemein mächtigen Trainersimulation für potente Konkurrenz. 

© Sports Interactive / Sega

Lizenzgerangel

Mittlerweile ist EAs Fussball Manager-Serie in Deutschland weitestgehend konkurrenzlos. Der englische Football Manager (FM) von Sports Interactive (SI), für lange Zeit der einzig ernsthafte Wettbewerber, musste sich der rechtlichen Macht der Exklusiv-Lizenz geschlagen geben. Dementsprechend liegt der letzte offizielle Release der ruhmreichen Serie, die in England z.B. immer noch der beliebteste Vertreter seiner Art ist, gut drei Jahre zurück.
Mit einigen interessanten Änderungen im Gepäck, hat mich die Version dieses Jahres allerdings sehr neugierig gemacht.

Es liegen drei Jahre zwischen der letzten von uns getesten FM-Version und der aktuellen Variante. Es hat sich allerdings nichts an der spartanischen Menüführung getan…

Kann der 3D-Modus die Trainer-Simulation aufwerten? Und was hat sich das Team rund um Producer Miles Jacobson in den letzten drei Jahren einfallen lassen, um der Konkurrenz aus Köln auf internationalem Parkett die Stirn zu bieten?

Fußball ist Kopfsache

Diese Binsenweisheit, die auch heutzutage von vielen Trainern gebetsmühlenartig genutzt wird, trifft auf Manager-Spiele zweifellos zu. Auf die des britischen Teams Sports Interactive noch mehr. Denn obwohl man mit Original-Namen bis hin zu den Vorstandsvorsitzenden der einzelnen Vereine und sogar der versammelten Front deutscher Schiedsrichter aufwartet, muss der geneigte FM-Spieler viel Fantasie mitbringen.
Und nicht nur das: Angesichts der nach wie vor spröden und stark an Excel-Tabellen erinnernden Präsentation, die in den letzten drei Jahren nur hinsichtlich Benutzerführung leicht optimiert wurde, muss man viel Überwindung mitbringen, um sich als Trainer um die sportlichen Geschicke eines Fußball-Vereins zu kümmern. Dass ich im Gegenzug umfangreiche Statistiken, logische Zusammenhänge hinsichtlich der Ursache und Wirkung von Training sowie psychologische Auswirkungen von Spieler- und Mannschaftsgesprächen bekommen, lindert das visuelle und akustische Leid. Immerhin war dies schon immer eine der großen Stärken der SI-Manager.

Die Matchdarstellung hat ebenfalls seit jeher die Gemüter gespalten. Und das ist auch dieses Jahr nicht anders. Wie man es von der Serie kennt, kann man sich die Spiele (hinsichtlich Zeitaufwand bzw. Komprimierung auf das Wesentliche in mehreren Parametern einstellbar) in einer auf den ersten Blick sehr unspektakulären, aber physikalisch durchaus überzeugenden zweidimensionalen Vogelperspektive zu Gemüte führen.
Und hier spielt die angesprochene Fantasie eine immense Rolle. Denn auch wenn man nur die Spielernamen oder Nummern sieht und die „Figuren“ keine deutlich erkennbaren Arme oder Beine aufweisen, kommt unheimlich schnell Spannung auf. Mit dem Ergebnis, dass ich wieder einmal mit jedem Fehlschuss und mit jedem kassierten Schuss leide, den Monitor anbrülle und mit meinem Team bange.

3D… und alles ist gut?

Wenn ich jetzt noch ins Kalkül ziehe, dass SI dieses Jahr das erste Mal mit einem 3D-Modus seine Aufwartung macht, müsste sich die Spannung und Intensität exponential entwickeln. Leider sieht die Realität anders aus. Denn die

dreidimensionalen Matches, die sich jederzeit vom 2D-Modus aus einschalten lassen, bergen einige Probleme. Dazu gehört nicht einmal die im Vergleich zur beim EA-Konkurrenten genutzte FIFA-Engine etwas klein geratene Animationsbibliothek.
Selbst über die schale Umgebung mit ihren mit Flachtexturen beklebten Zuschauerrängen, die so ganz und gar keine Atmosphäre verströmt, kann ich schweren Herzens hinwegsehen – obwohl hier klafterweise Stimmungspunkte verschenkt 

Alternativ zum bekannten 2D-Modus gibt es ganz frisch auch eine dreidimensionale Darstellung, die allerdings insgesamt nur unwesentlich hübscher ist und nicht mehr als ein erster Schritt in die richtige Richtung zu sein scheint.

werden. Denn mit ein wenig Ausprobieren lässt sich eine Kameraeinstellung finden, die so wenig wie möglich vom Geschehen abseits des Platzes zeigt; und dann verströmen die 3D-Matches den historischen Charme eines Sensible Soccer.

Doch mit dem Sprung in die dritte Dimension schienen einige neue Logik-Routinen für die Matchberechnung nötig geworden zu sein. Und diese Routinen sorgen zusammen mit den spartanischen Animationen für unschöne Szenen. So z.B. die merkwürdig aussehenden Torwartparaden, bei denen der Keeper den Ball vollkommen unnatürlich wegprallen lässt, während er quer in der Luft liegt – und das, obwohl er eigentlich nur eine Flanke aus der Luft hätte pflücken müssen.
Schaut man sich diese Szene in der 2D-Ansicht an (man kann das Geschehen jederzeit anhalten, zu einer bestimmten Szene spulen und diese noch einmal in aller Ruhe betrachten), ist zwar immer noch ein Torwartfehler vorhanden, doch er wirkt natürlicher und sieht nicht mehr so hanebüchen unrealistisch aus.

Und so sehr ich den Schritt und das Wagnis „3D-Match“ begrüße, so enttäuscht bin ich über die letztliche Umsetzung, die den Realitätsanspruch der Serie eher behindert als fördert.
Natürlich spielt hier auch sehr viel persönlicher Geschmack eine Rolle, aber ich bin nach einigen Probespielen in 3D wieder zur alten zweidimensionalen Ansicht zurück gekehrt – und bin glücklich damit.