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Football Manager 2015 (Sport) – Zwischen Klopp und Mourinho

Wenn erwachsene Männer auf Tabellen starren, personifizierte Zahlenkolonnen hin- oder her schieben und sich anschließend verschmitzt freuen, wenn ein paar grob animierte Pixel ein Tor geschossen haben, kann dies nur eines bedeuten: Der neue Football Manager von Sports Interactive hat sich auf der Festplatte breit gemacht. Die hierzulande weiterhin nur über Import-Kanäle erhältliche Trainer-Simulation geht in eine neue Runde. Wir klären im Test, ob sie weiterhin faszinieren kann.

© Sports Interactive / Sega

Neu? Nicht ganz!

Apropos übersichtliches Benutzer-Interface: Wer den Football Manager schon länger spielt, wird sich vielleicht noch an die Version 2009 erinnern. Dort war zum letzten Mal eine vertikale Navigationsleiste zu sehen, die ein Jahr später im Rahmen von mehr Übersicht und einer horizontalen Reiternavigation fallen gelassen wurde. Die Wiedereinführung dieser Navigationsform sorgt definitiv für ein schnelleres Erreichen der relevanten Themenbereiche wie Terminplan, Training, das Trainer-Team usw. Allerdings finden sich auch einige Bereiche darunter, die für mich nicht so wichtig sind wie z.B. die U19-Mannschaft, so dass ich mir letztlich eine Individualisierungs-Option wünsche, um mich wirklich auf das konzentrieren zu können, was für mich als Coach Bedeutung hat. Und je nachdem könnte sich das auch auf die dynamische Anpassung des „Tracksuit-Tactical-Systems“ auswirken. Aber das ist zumindest derzeit noch Zukunftsmusik bzw. eine Herausforderung, der sich die Modding-Community annehmen wird, dank derer man die fehlenden Logos und Spielerbilder einfach integrieren kann.

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Die Interviews auf dem Weg zum Platz sind neu und können ebenso wie andere Antworten oder Gespräche Auswirkungen nach sich ziehen. © 4P/Screenshot

Bei den hier noch wichtiger gewordenen Spieler bzw. Teamgesprächen, Interviews und Möglichkeiten mit den Medien zu interagieren, um entweder seine Schützlinge über positive PR zu pushen oder die Gegner mit negativen Aussagen nervös zu machen, gibt es wenige Fortschritte. Zwar wird man nun auch ab und an im Spielertunnel auf dem Weg zur Trainerbank kurzfristig mit Fragen konfrontiert. Und man kann auch vom Spielfeldrand versuchen, auf die Mannschaft oder einzelne Spieler per Zuruf Einfluss zu nehmen und sie z.B. beruhigen oder anstacheln, wenn es die Situation erfordert. So sehr ich vor allem die Zuruf-Option zu schätzen weiß, hätte ich mir allerdings gewünscht, dass es bei den Standard-Spielergesprächen mehr Optionen gäbe. Nicht nur, dass die Spieler zu häufig mit den gleichen Problemen auf mich zukommen und man daher schnell weiß, wie man sich aus brenzligen Situationen entfernen kann. Manchmal landet man immer noch durch eine Antwort, deren Intention eine ganz andere war, in Teufels Küche – im schlimmsten Fall droht ein genervter Spieler die gesamte Mannschaft mit in sein Moraltal zu ziehen. Andererseits gibt es einem einen weiteren Motivationsschub, wenn alles funktioniert und ein Spieler in einer Formkrise nach einem Gespräch unter vier Augen sein Herz in die Hand nimmt und unerwartet zum neuen „Aggressive Leader“ wird. Zusätzlich wäre es allerdings wünschenswert, wenn man auf Sachen, die man über die Presse erfährt, Bezug nehmen und direkt mit dem Spieler darüber sprechen könnte. Ein Beispiel: Einer meiner Spieler gibt in einem Interview zu Protokoll, dass ich als Coach in der Kabine in der Halbzeit laut geworden bin. Nun kann ich ihn aber nicht darauf ansprechen und ihm klarmachen, dass ich seine Wortwahl nicht so gut finde. Ein weiteres: Aus der Presse erfahre ich, dass sich ein Spieler wohl im Team und im Verein fühlt. Jetzt wäre es klasse, wenn ich mit ihm in diesen emotionalen Hochphasen mit ihm sprechen könnte, um ihn vielleicht längerfristig an den Verein zu binden, ohne die zwar realistischen, aber stets ungeachtet solcher Emotionen laufenden Vertragsverhandlungen über mich ergehen lassen zu müssen.

Differenziertes Scouting


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Auch wenn die Matchdarstellung besser aussieht als bisher, bleibt sie hoffnungslos unzeitgemäß. © 4P/Screenshot

Bevor es zu Vertragsverhandlungen kommen kann, in denen man sich über einige Verhandlungsrunden annähert, wobei man als Coach stets die finanziellen Vorgaben des Vorstands/der Club-Besitzer beachten muss, ist allerdings Scouting angesagt. Es sei denn, man möchte die Katze im Sack kaufen und den Beratern gutgläubig vertrauen. Doch dies ist hier noch unratsamer als in den Vorgängern, da das gesamte Scout-System umgearbeitet wurde. Anstatt wie früher einen Spieler zu beobachten und dann im Wesentlichen alles über ihn zu wissen, sind die Ergebnisse von vielen Faktoren abhängig: Wie gut ist der Scout im Allgemeinen? Wie gut kennt er sich mit dem Gebiet aus, aus dem der Spieler unter Beobachtung stammt. Und zu guter Letzt führen häufige Beobachtungen desselben Athleten zu verfeinerten Ergebnissen.

Andererseits liegt das Gute häufig so nah: Wer sich entweder die richtige Unterstützung in Form von Assistenten, Jugendtrainern usw. holt oder sich selbst die Mühe macht, seine Jugendabteilung auf Vordermann zu bringen, kann auf einige Vorteile bauen. Talente aus eigenen Reihen sind günstiger und können bei entsprechendem Erfolg mit viel Gewinn weiter verkauft werden, wenn man es nicht schaffen sollte, dauerhaft auf einem internationalen Niveau zu spielen, das für die Nachwuchs-Kicker natürlich auch irgendwann das Ziel ist. Hier folgt der FM ebenso den gegenwärtigen Tendenzen wie bei Financial-Fair-Play-Vorgaben und sonstigen Vorgaben von UEFA oder FIFA.

Die Ohnmacht des Trainers

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Schön: Meine Ansprache zeigt Wirkung – zumindest bei einigen Spielern. © 4P/Screenshot

Hat man schließlich alle Einstellungen hinter sich gebracht, sein Team heiß gemacht und die Taktik festgelegt, geht es auf den Platz. Traditionell ein Schwachpunkt der Serie, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Dank Motion Capturing, verbesserten Lichteffekten, unterschiedlichen Stadien, graduierlicher Verschmutzung von Trikot, Stutzen oder Hosen sowie zahlreichen kleinen Verbesserungen, ist die Matchdarstellung ansehnlicher als je zuvor. Die schlechte: Sie ist ungeachtet der ausgewählten Kameraperspektive immer noch meilenweit davon entfernt, zeitgemäß zu sein. Doch auch wenn die Ballführung mitunter unrealistisch ist, die Animationen beim Tackling unsauber laufen oder der Torwart gelegentlich theatralisch abhebt und jenseits echter Schwerkraft-Einwirkung fällt, ist die Immersion enorm hoch. Denn die im Hintergrund laufende Berechnung gibt mir das Gefühl, wirklich einem Team zuzuschauen, das versucht, meine Vorgaben umzusetzen. Einem Team, das aus Individualisten besteht, deren Stärken und Schwächen trotz der mitunter minimalistischen Grafik überzeugend dargestellt werden. Einem Match, bei dem auch mal Abseitstore zählen, während zu Toren führende Nicht-Abseits-Positionen abgepfiffen werden – Schiris sind auch nur Menschen.

Denn auch wenn hinter den mitunter sparsam animierten Figuren letztlich nur akribisch recherchierte Zahlenwerte stehen, ist die Authentizität enorm hoch. Dank der Gespräche, die man mit den Figuren ggf. geführt hat und dank der Zeit im Allgemeinen, die man mit dem Team, dem Training und allem verbracht hat, was sonst noch mit der Mannschaft zu tun hat, wurden die Pixelmännchen zu Persönlichkeiten. Klar: Man braucht etwas Fantasie – oder zumindest einen besonderen Grad der Fußball-Leidenschaft. Doch dann leidet man mit seinen Spielern, man jubelt mit ihnen, man möchte sie auf und neben dem Platz aufbauen, wenn es nicht so gut läuft und manchmal möchte man jeden einzelnen Akteur nehmen und durchschütteln. In diesen Momenten sitze ich gebannt vor dem Schirm, rege mich über Fehlpässe auf, balle die Faust bei einem Tor oder raufe mir die Haare, wenn der Pfosten getroffen wird. Ich versuche über Rufe von der Seitenlinie noch etwas Einfluss zu nehmen,  zu der Mannschaft durchzudringen und muss feststellen: Der Trainer ist doch die ärmste Sau – und kein anderes Spiel kann „Emotion Fußball“ in virtueller Form so sehr vermitteln wie der Football Manager.

  1. Dragao85 hat geschrieben:Hallo!
    Ich bin Fussball begeistert und auf der suche nach einen manager Spiel. Ich überlege zwischen Fussball Manager 13 (zurzeit sehr günstig bei origin fürn 10er zu kriegen) der eines der beiden neuesten Football Manager. Ich weiss dass der Football Manager besser sein soll, allerdings auch komplexer. Ich habe viele Jahre lang begeistert Anstoss 3 gezockt, ist aber schon sehr lange her. Ansonsten bin ich ein ziemlicher anfänger was beide Spiele angeht.
    Welches würde Ihr mir empfehlen für den Wiedereinstieg?

    Hallo,
    auch wenn du "Anfänger" bist, würde ich ganz klar den Football Manager empfehlen. Er mag zwar auf den ersten Blick etwas trockener und nüchterener erscheinen, aber er ist das viel bessere Fusslballmanager-Spiel.
    Nachdem man sich da etwas reingebissen hat, schaut man die EA Simulation eines Fussballmanagerspiels nicht mal mehr mit dem ... an.
    Im Football Manager fehlen zwar viele, oft unnötige Sachen abseits des Platzes (Bockwurstbuden, ...). Dafür macht er im Kern des Spiels, der Nachbildung eines Fussballmanagerjobs, vieles richtig und ist dem EA Pendant in der Hinsicht haushoch überlegen. Stichwort: Nachvollziehbarkeit der Konsequenzen eigener Entscheidungen.
    Man sieht z.b. sofort die Auswirkungen auf dem Platz, wenn man während eines Spiels die Taktik umstellt etc.
    Fazit:
    Will man einen wirklich komplexen, "realitätsnahen" Manager führt kein Weg am FM von Sports Interactive vorbei.
    Sucht man lieber etwas für zwischendurch zum planlos rumklicken ist man bei EA (oder einem beliebigen FB Spiel) besser aufgehoben.

  2. Hallo!
    Ich bin Fussball begeistert und auf der suche nach einen manager Spiel. Ich überlege zwischen Fussball Manager 13 (zurzeit sehr günstig bei origin fürn 10er zu kriegen) der eines der beiden neuesten Football Manager. Ich weiss dass der Football Manager besser sein soll, allerdings auch komplexer. Ich habe viele Jahre lang begeistert Anstoss 3 gezockt, ist aber schon sehr lange her. Ansonsten bin ich ein ziemlicher anfänger was beide Spiele angeht.
    Welches würde Ihr mir empfehlen für den Wiedereinstieg?

  3. hinsterbender hat geschrieben:
    BesorgterBuerger hat geschrieben:Dann wird wohl bald irgendein pay2win Browsermanager erscheinen...
    Davon ist auszugehen ;)

    Gibt es den nicht schon? Meine vor ein paar Jahren mal für ein paar Tage so einen gespielt zu haben. Und der war mit Lizenzen und von EA. War aber sauscheiße.
    Habe mir den FM15 gestern geholt, nachdem ich 2014 ausgesetzt habe. War etwas eingerostet, aber nach 3-4 Ingame-Wochen war ich doch wieder voll drin. Gibt soweit auch nicht viel zu bemängeln, wobei sich imho auch wirklich nicht sooo viel geändert hat seit 2013.
    Und was die Lizenzen angeht:
    Das ist mir eigentlich halbwegs wurst, immerhin gibt es ja im Grunde alle Mannschaften und Spieler die man braucht und wenn dem nicht so wäre könnte man die demnächst ja eh von der Community bekommen. Fehlende Lizenzen haben imho immer wenigstens den Vorteil, dass sich schnell eine gute COmmunity bildet die sich um alles kümmert und die wirklich loyal dem Produkt gegenüber ist und auch untereinander gut zusammenarbeitet. In Sachen EA-Sports bin ich eh ziemlich angepisst, seit sie die NFL2K-Serie ermordet haben. Da haben sie ja auch einfach nen Haufen Kohle hingelegt um das bessere, preiswertere Produkt, mit der besseren Community vom Markt zu drängen. Wird beim FM natürlich nicht passieren, finde es aber immer wieder erstaunlich, dass extrem viele Freunde von Managerspielen hier in Deutschland gar nix von dem FM wissen. Najo, exklusivlizenzen gehören imho verboten, das führt zu stagnation und rückschritt wie man ganz wunderbar bei der Madden Serie erkennen kann. Die hatten ihre besten Versionen wohl 04/05, bis dahin gab es auch die 2K-Spiele und seitdem tut sich bei Madden nicht mehr wirklich was.
    Edit:
    Ist mir vorher nicht aufgefallen, weil er verletzt war, aber ich kann Kingsley Onuegbu in der dritten Liga nicht spielen lassen, weil er kein EU spieler ist. So ein unsinn :/

  4. Auf einen Deutschlan-Release angewiesen ist wohl auch diese Version nicht: http://www.pcgames.de/Steam-Software-69 ... n-1142921/ Dringender Handlungsbedarf seitens Sega besteht da einfcah nicht, wie gesagt gut vorstellbar, dass das Paket pro forma an EA vergeben wurde, weil es gar keine anderen Mitbieter gab. In Deutschland käme aktuell doch fast nur Kalypso in Frage. Und die ließen schon mal in ihren Foren durchklingeln, dass eine Wiederbelebung von Anstoss a) kostspielig und b) nicht ganz unriskant wäre. Und so oder so keine Priorität.

    BesorgterBuerger hat geschrieben:Aber wenn man einmal drin ist, merkt man das gar nicht mehr. Kann mich noch an eine Version erinnern, wo man noch gar keinen 3D modus hatte, da sind lediglich kleine Kreise mit Spielernummern über ein 2D Spielfeld geflitzt.
    Trotzdem fand ich das damals schon faszinierender, als die deutlich ansehnlichere Konkurrenz. Weil es eben viel mehr nach Fussball aussah und man z.B. taktische Umstellungen im Spiel sofort bemerken konnte.

    Das ist die Ironie: Auf der einen Seite ist da ein gewaltiger Zahlenwust im Spiel. Auf der anderen Seite ist es meines Wissens bis heute der einzige Manager, der diesen Zahlenwust auch auf den Platz bringt, lebendig macht, einigermaßen vernünftig. Plötzlich stellt man keine 6er, 7er oder 79er auf. Sondern überlegt sich, was man mit Robben macht, der tendenziell immer nach innen zieht und draufballert und sich weigert, sich das abzugewöhnen und evtl. damit nicht mehr ins System passt.
    Man verkauft Helmes, weil der mehr Zeit beim Doc als auf der Bank verbringt. Man liebäugelt mit
    Podolski, weil der mit seiner guten Schusstechnik aus allen Lagen draufballert. Oder man züchtet
    sich von Jugend an einen kräftigen Sturmtank, der "mit dem Rücken zum Tor" spielt, bevorzugt "simple
    kurze Pässe spielt" Und dann sind da noch die KI-Manager, die ebenfalls Beziehungen
    mit Spielern, Vereinen, Journalisten entwickeln oder aus der PK stürmen; die Spielwelt dreht sich nachweislich nicht um...

  5. Simulacrum hat geschrieben:Wenn ich mir die Bilder so anschaue und die Kritik zu dem Spiel so durchlese, kann ich nicht nachvollziehen, warum das Spiel 86% erhalten hat. Eine gute Bewertung, okay. Aber 86%? Da erwartet man heutzutage einen echten mega Knaller, vor allem in Bezug auf andere Bewertungen, die man hier zu den Spielen findet.
    Da bin ich jetzt aber echt neugierig, wie das Spiel geworden ist.

    Kann nur über die Vorgänger reden - das sind sehr, sehr gute Managerspiele. Spieltiefe und vor allem die Nachvollziehbarkeit der Auswirkungen der eigenen Entscheidungen sind im Fussballmanagerbereich unerreicht.
    Das einzige, was wirklich nicht so dolle ist, ist die Grafik aufm Platz.
    Aber wenn man einmal drin ist, merkt man das gar nicht mehr. Kann mich noch an eine Version erinnern, wo man noch gar keinen 3D modus hatte, da sind lediglich kleine Kreise mit Spielernummern über ein 2D Spielfeld geflitzt.
    Trotzdem fand ich das damals schon faszinierender, als die deutlich ansehnlichere Konkurrenz. Weil es eben viel mehr nach Fussball aussah und man z.B. taktische Umstellungen im Spiel sofort bemerken konnte.

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