Rollen-Prügel-Spiel
Überhaupt gibt sich Granblue Fantasy: Versus viel Mühe, seine Systeme und Mechaniken unbedarften Spielern zu erläutern – ein Prädikat, das nicht auf alle Titel des Genres zutrifft. Solisten treten in Kombo-Training, Versus-Kämpfen gegen die KI, einer Arcade-Variante mit kurzen Story-Sequenzen sowie einem ausgewachsenen RPG-Modus an. Letzterer ist das Kernstück der Einzelspieler-Erfahrung – hier findet man heraus, wer die Figuren sind und welche Abenteuer sie erleben. In spielerischer Hinsicht wird hier einiges geboten, auch wenn nicht alle Einzelteile per se überzeugen: Keilereien gegen Standard-Wachen werden ähnlich einem traditionellen Sidescroll-Klopper inszeniert, dazu gesellen sich Bosskämpfe, die wie die normalen Fights in Granblue Fantasy: Versus ablaufen. Bei einigen Auseinandersetzungen kann man zudem die Hilfe eines zweiten Spielers nutzen: Dann greift entweder ein Couch-Kumpan zum zweiten Controller oder man ersucht online um Hilfe. Dazu gesellen sich jede Menge Beute, optionale Aufträge, auflevelbare Waffen und reichlich Standbild-Dialoge. Granblue Fantasy Versus bietet also noch weit mehr Rollenspiel als der Persona-Klopper Persona 4: Arena, das in dieser Hinsicht einfach nur Dialog an Dialog reihte. Gleichzeitig werden alle Finessen zwar gut erklärt, dieser Story-Modus ist aber viel zäher und behäbiger als die klamaukige Geschichte in Mortal Kombat 11.
Sieht stark aus!
In audiovisueller Hinsicht ist Granblue Fantasy: Versus ein Genuss. Die Musik mäandert zwischen verträumt und antreibend und erinnerte mich dabei immer wieder an die Klänge der SoulCalibur-Serie. Von den unbelebten Hintergründen abgesehen – man erinnere sich nur an die wundervoll wuseligen King-of-Fighters-Stages früherer Jahre – fährt Arc System eine volle grafische Breitseite auf: Knackscharfe, hochaufgelöste Figuren mit stilsicherem Design (das mich mit seinen Farben und Rüstungen erneut an SoulCalibur denken ließ) schmeißen sich Lichtexplosionen, Geistwesen und Feuersbrünste um die Ohren; dramatische Kameraperspektiven und Special-Move-Intros gibt es obendrauf. Die Figuren spulen für meinen persönlichen Geschmack ein paar JRPG-Stereotype zu viel ab – dennoch sind coole, niedliche oder lustige Charaktere dabei, die außerdem typische
Beat’em-Up-Vorlieben (z.B. Grappler) bedienen.
International sind wir wohl in Smash Bros. am besten aufgestellt. War nicht auf der letzten EVO in den Top 16 ein Deutscher? In Europa schlagen wir uns wohl auch nicht schlecht gemäß RobinGG auf Rocket Beans TV.
Aber ja, das Pflänzchen ist klein.
Abseits von Street Fighter, Mortal Kombat/Injustice und Smash Bros. sind Fighting Games in Deutschland halt leider tot bzw. durch die fehlende Spielhallenkultur hatten sie auch gar nicht erst die Popularität wie in anderen Ländern. Wobei Fighting Games ja grundsätzlich schon eine Nische darstellen, aber in Deutschland ist es gefühlt am extremsten.
Dazu kommt dann noch die Sache mit den DLC Kämpfern, die ja vielfach auf Unbehagen stoßen. Da werden die Games dann mit einem "warte ich eben bis eine Complete Edition erscheint" abgestraft. Kein Wunder, dass sich da bei uns keine größere Community aufbauen kann.