Ein weiterer Hauptschwachpunkt sind die völlig unspektakulär verlaufenden Kämpfe: Natürlich erwartet niemand ernsthaft, dass sie mit dem opulenten Rome mithalten können, aber muss es gleich so schlicht sein? Die Schlachten laufen unten am Bildschirmrand als sich neigende Balken ab, wie das mal früher noch bei Strategiespielen üblich war. Mit der optischen Tristesse ist aber nicht genug, denn auch die Einflussmöglichkeiten während der Schlacht halten sich in engen Grenzen, da ihr gerade mal den Rückzug befehlen könnt. Bis auf die Zusammensetzung der Armee ist Taktik daher ausgeschlossen – ihr könnt lediglich bestimmen, in welcher Mischung die Armee aus Kavallerie, Infanterie, Bogenschützen, Belagerungswaffen und Versorgungskarren besteht. Manch ein Volk besitzt auch Spezialeinheiten wie Drachenboote, Belagerungen und Seekämpfe erweisen sich jedoch als keinen Deut spannender. Immerhin könnt ihr den Armeen Befehlshaber zuteilen, die ganz ähnlich wie bei Rome Erfahrung und Eigenschaften haben – vorausgesetzt ihr findet das richtige Menü.
Kaum Veränderung
Spiele wie dieses leben auch davon, dass sich im Lauf der Zeit die Umgebung verändert, neue Völker und Technologien auftauchen. Bei Great Invasions tut sich diesbezüglich erschreckend wenig, auch wenn es beispielsweise neue Länder gibt. Wer eine der späteren Kampagnen startet, wird schnell merken, dass sich etwa bei Byzanz immer noch dieselben Speer- und Schwertkämpfer, Bogenschützen sowie Reiter tummeln, die schon bei den alten Römer durch die zweidimensionalen Lande marschierten. Jedes Volk besitzt seine paar Einheiten, die sich die Jahrhunderte über jedoch nur unwesentlich verändern. Immerhin spaltet sich wie bei Rome ab und an ein Rebellenreich ab, das dann seine eigenen Wege geht. Witzigerweise werdet ihr gefragt, ob ihr den Aufstand haben wollt. Von ihnen droht aber kaum Gefahr, da die Rebellion schon nach kurzer Dauer wieder vorbei ist, als wäre nichts gewesen.
Billige Aufmachung
So fragwürdig wie das unnötig verkomplizierte Gameplay, so billig ist die Aufmachung des Spiels. Das fängt mit dem indiskutabel gerenderten Intro an, das eigentlich den berühmten Wikingerüberfall auf das Kloster Lindisfarne zeigt, aber doch eher ungewollt zum Schmunzeln anregt. Weiter geht es mit der altbacken wirkenden 2D-Europakarte mit ihren völlig unübersichtlichen Ansichten, die viel zur Verwirrung beiträgt. Die lieblos inszenierten Kämpfe, die lächerlich aussehenden Aufstände und Unwetter tun ihr übriges. Auch die pseudomittelalterliche Schrift auf der Karte ist mehr als windschief geraten; Bewegung gibt es kaum. Schließlich endet es damit, dass es keine Filme gibt, die zur Auflockerung beitragen könnten. Das Spiel verströmt daher die nüchterne Atmosphäre einer Tabellenkalkulation, daran ändern auch düstere Zeichnungen und schlecht gemachte Rendergesichter nichts. Es gibt keinerlei Sprachausgabe, noch nicht einmal im Tutorial. Totenstille: Geräusche sind bis auf ein gelegentliches Knarren, Hämmern oder einen gequälten Angriffschrei absolute Mangelware. Einzig die einigermaßen passende Musik lockert das Ganze ein wenig auf, obwohl auch sie nicht zum Hörgenuss taugt.