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Guitar Hero 2 (Musik & Party) – Guitar Hero 2

Es ist nur knapp ein halbes Jahr her, dass Guitar Hero die Party-Spiele neu definierte. Coole (Cover-) Songs, ein solide verarbeiteter und einfach zu handhabender Gitarrencontroller machten die Luftgitarre überflüssig. Das Ergebnis: Ein Platin-Award. Kann die jetzt erschienene Fortsetzung eine ähnliche Faszination entfachen?

© Harmonix / Activision

Da wäre „Smells like teen spirit“ deutlich ansprechender gewesen. „Can´t you hear me knockin?“ von den Rolling Stones? Hallo? Schon mal was von „Sympathy for the Devil“ oder ähnlichen Krachern gehört? Ähnliche Fragen kann man bei fast allen der 40 eingebauten Melodien stellen – zumal es auch so scheint, als ob der allgemeine Schwierigkeitsgrad leicht nach unten gesetzt wurde. Das betrifft allerdings nicht die höchste der vier Stufen, die entweder nur wahren Gitarren-Göttern oder aber den absoluten Hardcores vorbehalten bleibt.

Mehr Effekte, mehr Bühnen, mehr Animationen, mehr Publikum – trotzdem bleibt die Grafik nur wenig mehr als zweckmäßig…

Aber was ist mit Bands und Gitarreros, die immer noch nicht ihren Weg in die Helden-Serie von Harmonix gefunden haben? Was ist mit Metallica, AC/DC oder vielleicht sogar Nu Metal-Stars wie Linkin Park? Sicher: Über Musikauswahl kann man immer streiten. Doch im Falle von Guitar Hero II ist das Konfliktpotenzial einfach zu hoch.
Es bleibt der Eindruck zurück, dass irgendjemand aus der Coverband gesagt hat: „He, hört doch mal zu, ich kann diesen Song spielen. Den nehmen wir dann, oder?“

Dass natürlich die Vorlieben der Entwickler eine gewaltige Rolle spielen, nehme ich zur Kenntnis. Immerhin weiß ich bei einem Konzertbesuch auch, dass die Setlist vielleicht nicht unbedingt das widerspiegelt, was ich von „meinem“ Star hören will.
Aber letztlich sind sich die auftretenden Musiker auch ihrer Verantwortung bewusst und werden trotz aller Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung darauf achten, eine größtmögliche Anzahl an Fans zufrieden zu stellen. Und genau dies dürfte bei Guitar Hero II nicht der Fall sein.

Spielerische Erweiterungen

Dass die Songauswahl definitiv Platz nach oben bietet, soll aber auch nicht darüber hinweg täuschen, dass die neue Ausgabe der Gitarrenhelden spielerisch und inhaltlich einen Schritt nach vorne gemacht hat.
Dabei betrifft die größte Verbesserung den Zwei-Spieler-Modus, der endlich mehr bietet als nur die puren Duelle gegeneinander. Denn jetzt könnt ihr die bereits freigespielten Songs kooperativ angehen, um einen persönlichen Highscore aufzustellen. An sich eine klasse Idee, die allerdings in der Umsetzung inkonsequent verfolgt wurde. Zwar ist es möglich, dass einer der beiden den Gitarren-Part übernimmt, während der andere die Basslinie spielt oder dass der eine die Lead-, der andere wiederum die Rhythmus-Gitarre zupft, doch die Auswahl wird auch vom Spiel vorgegeben. Wieso nicht eine komplett freie Auswahl? Zumal der für jeden Spieler unabhängig einstellbare Schwierigkeitsgrad sowieso nicht zusammenpasst? Der Bass-Spieler hat selbst auf der höchsten Stufe meist weniger Probleme als der Gitarren-Klopfer auf Stufe 2 oder 3.

Im Ko-Op-Modus übernimmt einer z.B. die Rhythmus- und einer die Lead-Gitarre, aber beide spielen auf ein gemeinsames Punktekonto!

Doch unausgewogenes Balancing hin, fehlende Auswahlmöglichkeiten her: Dass Guitar Hero II vor allem zu zweit (ob gegeneinander oder kooperativ) nach wie vor rockt wie eine Traum-Kombo bestehend aus Jim Morrison, Jimi Hendrix, Phil Lynott, Keith Moon und Kurt Cobain, steht außer Frage.

Aber selbst der neue Trainings-Modus, in dem sich sogar einzelne Passagen gezielt üben lassen sowie die nochmals aufgestockten Goodies, Gimmicks und Figuren, die man freispielen kann, können nicht verschleiern, dass der Wow-Effekt, der sich in Guitar Hero 1 eingestellt hat, durch ein „Kenn ich schon, ist aber trotzdem geil“ ersetzt wird.
Und da die Grafik sowieso bei Spielen dieser Art eine untergeordnete Rolle spielt, sei hier nur so viel gesagt: Guitar Hero II bietet mehr für das Auge des Zuschauers als Teil 1, ist aber weiterhin meilenweit davon entfernt, neue Standards zu setzen. Der Spielende hat für die Wertschätzung der ausgefeilteren Animationen, die bessere Zuschauerkulisse sowie die teilweise extrem ausgeflippten Bühnen, auf denen euer Alter Ego sein oder ihr Unwesen treibt, ohnehin keine Zeit.