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Helldorado (Taktik & Strategie) – Helldorado

Nach dem eher durchwachsenen Desperados 2, wurde die beliebte Taktik-Reihe einstweilen aufs Altenteil geschickt. Doch Entwickler Spellbound ließ nicht locker und werkelte munter an einer Fortsetzung, die ursprünglich einmal als Add-On gedacht war. Als Helldorado erschien sie jetzt bei dtp und macht vieles besser, dass bei Desperados negativ aufgefallen ist.

© Spellbound / dtp

Morsche Punkte

Die Freiheit beim Planen hat natürlich auch so ihre Schattenseiten, denn ihr wisst oft nicht gleich auf Anhieb, was zu tun ist. Die Missionsziele sind zwar klar vorgegeben, 

Hawkeye ist derart überlegen, dass er schon mal vergisst, dass er eigentlich noch Mitstreiter hat…

aber wie ihr dort hingelangt, ist unklarer als bei vergleichbaren Spielen. In der dritten Mission sollt ihr einen Lokführer mit Hilfe von Schnaps ausschalten, um an die Ladung zu kommen. Der Typ ist aber von einer Menge Soldaten umgeben und ihr seid nur allein. Der Mexikaner Pablo, den ihr steuert, hat nicht gerade viel drauf. Was ist zu tun? Gibt es einen Trick oder lieber alle ausschalten? Das ist leider nur mit viel neuem Laden herauszufinden, was wieder recht typisch ist.

Nicht immer ist es notwendig, besonders durchdacht vorzugehen: Da meist auch robustes Vorgehen belohnt wird, werdet ihr nicht gezwungen, Speziaktionen durchzuführen. Und weil Hawkeye quasi unbesiegbar ist, könnt ihr euch allein mit ihm durch eine Mission wursteln – immer schön anschleichen und von hinten töten. Wieso umständlich, wenn es auch einfach geht? Als Spieler ist man halt auch nur Mensch und wählt meistens den simplen Weg. Die Quickactions sind zwar ganz nett, aber wirklich nötig sind sie meist nicht. Die überwiegende Spielzeit kann man auch ohne diese vorgeplanten Kettenaktionen meistern.

Die Bedienung ist im Großen und Ganzen durchdacht: So ist es möglich, ohne große Mühe die Karte flüssig zu drehen, was oft nötig ist, da ihr nicht hinter die Häuser seht. Ihr könnt immer per Maus oder

Ihr könnt auch aus der Shooterperspektive spielen, allerdings leidet dann die Übersicht. Zudem fehlen Details. 

Tastatur steuern, weil ihr auch in der Schulterperspektive unterwegs sein dürft. So ist man hautnah am Geschehen dran und kann den Soldaten quasi in die Suppe spucken. Leider funktioniert die Steuerung nicht immer reibungslos, denn es ist z.B. nicht gleich auf Anhieb möglich, eine Aktion per rechter Maustaste zu verlassen – das sorgt für Frust beim Klicken.

Cowboy und Indianer

Das Ganze spielt natürlich wie Desperados wieder im Wilden Westen, wo ihr 1883 einer fiesen Witwe das Handwerk legen müsst. Leider nimmt die genretypische Hintergrundstory nicht die Rolle ein, die sie könnte, weshalb die Missionen etwas im luftleeren Raum schweben. Die Geschichte ist auch deshalb zu vernachlässigen, weil es gar nicht mal so leicht ist, ihr zu folgen. Die wackeligen Standgrafiken, in denen sie erzählt wird, sind kein Augenschmaus, so dass die Aufmerksamkeit schwindet. Hier wären durchweg Videosequenzen wünschenswert.

Verblichener Westen

Optisch macht Helldorado trotz überzeugender Darstellung des

Alles sieht aus, alles hätte es die besten Zeiten schon hinter sich. Es fehlt an Farbtupfern und Bildschärfe.
Westens einen verwaschenen Eindruck. Es ist nicht bekannt, was Spellbound für einen Weichspüler 

benutzt hat, aber die Grafik sieht irgendwie aus, als hätte sie zu viel Wüstensonne abbekommen. Zudem sieht alles trotz schöner Effekte wie Rauch, Wasser oder Schatten nicht so aus, als wäre es wirklich eine 3D-Grafik. Das liegt sicher auch an der guten alten Iso-Sicht, die Erinnerungen an die Highlights des Genres weckt. Die Schulterperspektive kann da nicht wirklich mithalten, da alles etwas grob wirkt. Eine Sparmaßnahme sind sicher auch die Zwischensequenzen mit Standbildern, die zu allem Überfluss ruckeln, denn bewegte Szenen bietet nur das Intro.

Zu hören gibt es die unvermeidliche Westernmusik, die an Hollywoodstreifen, Karl May-Verfilmungen oder Spaghettiwestern erinnert. Anders als beim Vorgänger bleibt sie dezent im Hintergrund, weshalb die Musik ein Lob verdient. Gelungen ist auch die deutsche Sprachausgabe, die zu jedem Charakterkopf die passende Stimme bietet. Pablo klingt so verlebt, als hätte er die letzten 30 Jahre im Saloon zugebracht.