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HTC Vive Pro 2 (Hardware) – HTC kontra Fliegengitter

Seit Jahren kämpfen Hersteller von VR-Headsets gegen sichtbare Pixel – und mit der HTC Vive Pro 2 ist tatsächlich ein bedeutender Sieg gelungen! Dank 5K-Auflösung erahnt man nur dann noch Spuren des Bildschirmrasters, wenn man im Spiel z.B. auf eine weiße Wand starrt. Warum aber die Auflösung nicht alles ist, klären wir Test.

© HTC / HTC

Bessere Performance als erwartet

Je nach Spiel war auch die Performance mit meiner GeForce RTX 2080Ti und einem Intel i7-8700K besser als befürchtet (bei einer SteamVR-Auflösung von 2672 x 2672). Das unheimlich gut optimierte Half-Life: Alyx lief selbst auf fast durchgehend höchsten Einstellungen wie ein Traum – zumal ich hier sogar die meisten neuen Details in den hochaufgelösten Umgebungen entdecken konnte! The Walking Dead: Saints & Sinners schlug sich auf relativ hohen Einstellungen tapfer und flüssig, wobei hier in einer derart hohen Auflösung vieles noch cartoonartiger wirkte als auf der Index.

Sogar der von Details überflutete Weltraum in Star Wars: Squadrons bewegte sich auf „High“ noch flüssig – auch wenn die Grafikkarte dabei wie ein Düsenjet klang, der versuchte, eine PS4 Pro zu übertönen. Auch hier fallen in der hohen Auflösung Schönheitsfehler stärker auf, z.B. bei den stereoskopischen Spiegelungen im Hangar. Der Eindruck im All das ist trotzdem atemberaubend, was bei mir sogar die Übelkeit verringerte. Technisch weniger anspruchsvolle Titel wie The Room VR: A Dark Matter oder das kantige Paper Beast hatten auf höchsten Einstellungen keinerlei Probleme, mit der hohen Auflösung 90 Frames zu halten.

Rucklige Ausreißer

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Ein Blick auf die Linsen. Am Rand sieht man gut, wie dick und breit die bequemen Kopfpolster ausfallen: Sie könnten allerdings auch ein Grund für das verhältnismäßig kleine Sichtfeld sein, da sie den Kopf weiter von den Linsen entfernt halten als bei anderen Headsets. © 4P/Screenshot
Im Test gab es allerdings auch einige Problemkinder: Respawns Shooter Medal of Honor: Above and Beyond zeigte sich völlig überfordert und kam selbst auf mittleren oder niedrigen Einstellungen gelegentlich ins Stottern. Project Cars 2 musste ich ebenfalls in vielen Optionen stark herunterregeln, zumal dort nerviges Kantenflimmern auftrat. Project Cars 3 schlug sich auf mittleren Einstellungen besser, zumal der Bildeindruck insgesamt sauberer blieb. Der Traum, auch entfernte Wagen noch weit entfernt gestochen scharf zu sehen, hat sich also in beiden Rennspielen von Slightly Mad bisher nicht erfüllt – da es dort einfach noch etwas zu unscharf bzw. unsauber blieb.

Bei der automatischen Auflösung in der Viveport-Konsole setzte OpenVR Benchmark die Rendering-Resolution von SteamVR übrigens auf 2.332 x 2.332 bei 90 Hertz. Das Tool spuckte ein Durchschnitts-Ergebnis von 24,35 FPS aus – laut der Software ein normales Ergebnis für diese Kombi aus GPU und Headset. HTCs Hardware-Empfehlungen bewegen sich übrigens in erstaunlich niedrigen Gefilden: Der Hersteller empfiehlt als Grundvoraussetzung für die volle 5K-Auflösung bei 120 Hertz lediglich eine GeForce RTX 2060/Radeon RX 5700 und einen Intel Core i5-4590/AMD Ryzen 1500.

Niedrige Specs?


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Ein Blick durch die Linse auf Half-Life: Alyx im hochaufgelöstem Kabel-Betrieb… © 4P/Screenshot
Bei niedriger Auflösung mit 90 Hertz seien sogar nur eine GeForce GTX 1060 oder eine AMD Ryzen 1500 nötig. Unserer Einschätzung nach sollte man ein derart hochaufgelöstes Headset lieber mit entsprechend aktueller PC-Hardware befeuern – oder lieber gleich zur ressourcensparenden Konkurrenz greifen.

Wie läuft es drahtlos?

Als enttäuschend erwies sich der Einsatz des für 399 Euro erhältlichen HTC Vive Wireless Adapter. Dabei handelt es sich um eine Art Plastik-Hörnchen, das aufs Headset bzw. den Kopf geschnallt wird und mit Hilfe einer im PC eingebauten PCIe-Karte betrieben wird (wichtig sind ein halbwegs aktueller Prozessor und eine freie Sichtlinie zur Antenne, mehr dazu Test). Der Durchsatz der damaligen WiGig-Hardware auf 60 Ghz liefert einfach nicht genügend Bandbreite für die hohe Auflösung, so dass lediglich die Modi Balanced (1.224 x 1.224, 90 Hz) oder „Automatisch“ zur Verfügung stehen. Das Ergebnis ist in jedem Fall ein deutlich unschärferes Bild, das auch eine ganze Ecke hinter den Drahtlos-Modi der Quest 2 zurückbleibt (via Air Link oder Virtual Desktop). 120 Hertz sind kabellos grundsätzlich nicht vorgesehen.

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…und drahtlos mit dem Wireless-Adapter und zwangsweise reduzierter Auflösung. © 4P/Screenshot

Beim Betrieb mit dem Vive Wireless-Adapter stören am unteren Bildrand sogar ein paar leichte Kompressionsartefakte – zumal wir auch beim drahtlosen Spiel einige Fehlermeldungen und Abstürze erlebt haben. Gelungen wirkt hingegen die geringe Eingabeverzögerung, die fast so direkt reagiert wie das verkabelte Spiel. Freunde von Musik- oder Sportspielen wie Beat Saber oder FitXR dürften hier also minimal besser abschneiden als mit der Quest 2 und Air Link/Virtual Desktop. Vorher ist allerdings auch deutlich mehr Montage-Einrichtung nötig als bei Facebooks einsteigerfreundlichen Lösungen. Mit Blick auf die Zukunft bleibt zu hoffen, dass HTC bei geplanter Hardware auf den kommenden Standard Wi-Fi 6E setzt. Diese Technik könnte mit Hilfe moderner Router relativ unkompliziert niedrige Latenzen und hohe Bandbreiten ermöglichen.

  1. Schöner Artikel,
    ich bin schon lange an VR interessiert, konnte mich aber bisher nie so ganz in die Materie einfuchsen.
    Nachdem diese Woche meine antiquierte GTX680 final (nach dem letzten Backen hat sie noch ein Jahr gehalten :D ) den Löffel abgegeben hat und ich meinen PC auch zur Arbeit benötige, kam mir der 3070Ti Launch recht naheliegend vor (ich weiß, wenig Mehrwert gegenüber der 3070), die 3080 war mir mit den aktuellen >2k€ Preisen dann doch zu teuer. Ich habe trotzdem eine extrem überteuerte Custom-Karte (die MSI GeForce RTX 3070 Ti SUPRIM X 8G) ergattern können, diese ist ja eher als 1080p/1440p Karte ausgeschrieben, weswegen mich die Mindestanforderungen von der HTC Vive Pro 2 etwas irritieren.
    Ohne jetzt weiter groß auszuführen...
    Könnt ihr mir eine Einsteigerkombi empfehlen? Mir geht es primär um hohe Wiederholraten statt enormer Auflösung, was ja bei besseren Settings (sofern ich das richtig verstanden habe) mit meiner Grafikkarte eher mit der Index zu erzielen wäre? Also einfach das Index Set holen oder überwiegt doch der WOW-Moment der ersten Minuten in Alyx mit hoher Auflösung und somit dann lieber die VP2 + 2xSteam Basis + Index Tracker? Sind dort mit meiner Grafikkarte allgemein stabile Frameraten zu erwarten (finde wenige Tests hierzu)? Die 3070Ti ist ja in etwa auf dem Level der hier für den Test verwendeten 2080Ti.
    Bin kompletter VR-Noob und hatte noch nie eins der Geräte auf dem Kopf, primär will ich erstmal Spiele wie Alyx, BeatSaber und Squadrons austesten, das sollte auch stabil & flüssig laufen. Bei Oculus passt mir der Facebook Zwang nicht und bei der Index bin ich mir unschlüssig, da doch schon etwas älter (wenngleich die Lautsprecher besser zu scheinen sein). Ist der Gebrauchtmarkt hier zu empfehlen? Die VP2 lässt sich ja wohl auch besser nachrüsten (Facial Tracker, Eye-Tracking folgt scheinbar noch).
    Mir ist klar, dass das auch sehr viel mit persönlichen Präferenzen zu tun hat.
    Würde mich dennoch über eine Empfehlung freuen.
    Grüße

  2. 4P|Jan hat geschrieben: 30.05.2021 01:00 Okay, kurzes Update zum Mod mit dem Cool XG Foam Replacement Set for Oculus Quest 2 (das schmalere der zwei beiliegenden Polster): Das Gesichtspolster passt recht gut per Klettverschluss an die HTC Vive Pro 2 und das FOV ist durch den geringeren Abstand dann bei mir deutlich besser: Vertikal 90 statt 72 Grad und horizontal 112 statt 96 Grad (also etwa in meinen Index-Bereichen von 106/106, nur breiter und nach oben/unten hin schmaler). Die Probleme im Bereich Binocular Overlap werden dadurch auch etwas kleiner, da sich das Stereo-Bild beider Augen auf einer spürbar größeren Fläche überschneidet (trotzdem noch kleiner als bei Quest 2 oder Index).
    Warnung: Allerdings stößt dann auch meine Nase vorne ans Plastik und die Linsen beschlagen schneller. xD Für mich ist die Mod also nicht praxistauglich.
    Per Mod mit dem dickeren der zwei Cool-XG-Polster sind es vertikal noch 86 Grad und horizontal 108 Grad, doch auch hierbei stößt die Nasenspitze vorne dauerhaft gegen das Gehäuse.
    Zur Einordnung: Meine Nase ist schon eher groß als klein, aber auch nicht wirklich ein großer Zinken. ;)
    Danke für deine breaking news!

  3. Ich werde mit Kabeln nicht mehr warm.
    Wenn man einmal eine Quest hatte, will man wirklich nichts anderes mehr.
    Da bin ich sicher. Auch wenn das Bild besser ist. Die Möglichkeit sich im Raum zu bewegen ist unglaublich.
    Auch als Erfahrung. Also mitten im Spiel sein. Es gibt nichts besseres.
    Aber es muss ja auch jeder selber wissen. :D

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