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Last Epoch im Test: Plumper Diablo-Klon oder Renaissance des Genres?

Ein Held schnetzelt sich durch Unmengen von Gegnern und levelt dabei nicht nur immer weiter auf, sondern findet auch immer bessere Beute auf dem Weg zum ultimativen High-End-Charakter: Mit Diablo, das im Jahr 1997 erschien, wurde nicht nur ein Hit, sondern gleich ein ganzes Sub-Genre aus der Taufe gehoben. Blizzard, damals noch ein überschaubar großes, aufstrebendes Studio, legte damit einen Grundstein für ihren jahrzehntelangen Erfolg, ist aber nun schon seit einigen Jahren nicht mehr auf dem Niveau von einst. Dem Hack’n’Slay-Genre haben andere Studios mittlerweile auch starke Titel hinzugefügt – ist Last Epoch-Entwickler Eleventh Hour Games eines davon?

© Eleventh Hour Games / Eleventh Hour Games

Das eigentliche Ziel: Endgame!
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Im Lauf eines Spiels sammelt sich manches an, dessen Wert sich zum Teil erst später erweist. Last Epoch bietet genug Platz zum Aufheben solcher Gegenstände. © 4P/Screenshot

Hat der Held schließlich Eterra vor dem Bösen gerettet, fängt das eigentliche Spiel erst an: das Endgame. Und das ist in mehrere Bereiche aufgeteilt. Es beginnt mit den so genannten Echos: Das sind Bereiche, die hochstufige Charaktere über Portale am Ende der Zeit erreichen können. Dort gibt es nicht nur vorher einsehbare Belohnungen für die Aufgaben, die einzelnen Echos schalten auch weitere Gebiete frei, in denen sich Magier, Wächter und Co. dann tummeln können. Echos gehören zu Monolithen, deren komplette Aufgabenerledigung dann höhere Schwierigkeitsgrade freischalten, sodass starke Helden an noch bessere Beute gelangen. Erfahrene Action-RPG-Spieler kennen das Prinzip und dürften eine recht genaue Vorstellung davon haben, was sie erwartet.

 

Ein weiterer Teil des Endgames sind die drei Dungeons, für die sich die Helden zuerst einen Schlüssel erspielen müssen, der mit gewissen Wahrscheinlichkeiten in Echos als Loot fällt. Alle drei haben eine Besonderheit im Gameplay, so ist etwa das lichtlose Gehölz tatsächlich sehr dunkel und nur eine Flamme erhellt das Umfeld. Und jeder der drei Dungeons wartet auch mit anderen Belohnungen auf siegreiche Recken. Mal können sich Helden aus zwei Items ein neues und weit besseres zusammenschmieden (was allerdings reichlich Wissen um mögliche Werte voraussetzt), mal wartet ein Lotteriehändler mit potenziell mächtigen Gegenständen und dann gibt es noch eine üppige Schatzkammer, die man mit eigenem Gold noch besser füllen kann, weil sich Truhen vor dem Öffnen dazukaufen lassen. 

 

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Jede Fähigkeit, wie hier das „Desintegireren, hat einen eigenen Skill-Tree, der viele verschiedene Möglichkeiten des Spielens zulässt. © 4P/Screenshot

Eine weitere Endgame-Attraktion sind Arenen, in denen in verschiedenen Variationen gekämpft werden kann – und die ebenfalls Schlüssel für Dungeons als Belohnung herausrücken. Dazu kommen noch zwei Fraktionen, von denen sich Helden einer anschließen können. Die Händlergilde ermöglicht das Handeln zwischen Spielern, der Glücksritter-Zirkel erlaubt es, sehr gezielt nach brauchbaren Gegenständen zu farmen. Damit rundet Eleventh Hour Games das zum Start ordentliche Endgame-Angebot noch sinnvoll ab, je nachdem, ob man eher der gesellige Typ oder der Eigenbrötler ist.

 

Und sonst?

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Die Zwischengegner am Ende eines Gebietes haben es bereits recht früh in sich und sind nicht in wenigen Sekunden zu schlagen © 4P/Screenshot

Und sonst bietet Last Epoch eine Menge cooler Ideen. So gibt es einen Loot-Filter, der unnütze oder unerwünschte Gegenstände gar nicht erst anzeigt. Das spart Stauraum und Zeit, weil man nicht  in Versuchung geführt wird, sich die Beute anzusehen. Apropos Stauraum: Hier lassen sich nicht nur jede Menge Fächer dazukaufen, sondern sogar benennen, damit man Gegenstände gleich richtig wegsortieren kann. Das klingt unspektakulär, spart aber doch einiges an Zeit, weil man nicht jedes Mal alles durchsuchen muss, sondern sofort den Ring oder die Axt findet, die man sucht. Außerdem verfügt das Spiel über einen Offline-Modus. Wer ohnehin nur für sich selbst spielen will, keine Lust auf Kämpfen in der Gruppe hat und an Ranglisten und Handel kein Interesse hat – und das sind erfahrungsgemäß eine Menge Spieler – kann offline spielen, ist nicht auf Server angewiesen und hat in der Regel stets ein stabil laufendes Spiel vor Augen. Allerdings lässt sich der Offline-Held später nicht mehr ins Online-Spiel überführen.

 

Grafisch ist das Spiel deutlich besser, als es die Präsentation der Story vermuten lässt. Zwar ist Last Epoch nicht auffällig schöner als andere Action-RPGs der vergangenen Jahre, aber eben auch nicht unansehnlicher. Vor allem atmosphärisch hat die Optik einiges zu bieten und auch die Veränderungen der gleichen Stelle auf der Karte je nach unterschiedlichem Zeitalter sind wirklich gelungen. Für die Zukunft sind zudem viele Erweiterungen angekündigt, die das Heldenleben in Eterra nicht langweilig werden lassen: Seasons, neue Dungeons und vieles mehr soll die Welt lebendig und für die Spieler interessant halten.