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Lego City Undercover (Action-Adventure) – Krimikömodie mit Bauklotzcharme

Die größten Erfolge feierten die Lego-Spiele von Traveller’s Tales mit Lizenzumsetzungen: Batman, Harry Potter, Star Wars, Indiana Jones – die Liste ließe sich noch fortsetzen. Doch es gab auch einen Titel, der vor etwa vier Jahren auf Wii U mit rein Lego-spezifischen Inhalte überzeugen konnte: Lego City Undercover. Jetzt ist das Abenteuer von Chase McCain auch auf den aktuellen Konsolensystemen inkl. Switch erhältlich. Grund genug, sich erneut für einen Test in die Bauklotz-Metropole zu begeben.

© Traveller's Tales / Warner Bros. Interactive Entertainment

Für die Geschichte ist Lego City jedoch letztlich nur der Durchreise-Schau- bzw. Spielplatz. Die wesentlichen Fortschritte erzielt man in 15 Missionen, die ganz klassischen Mechanismen folgen: Man muss Sprungsequenzen bewältigen, gelegentlich kämpfen, so viel wie möglich manipulieren oder zerstören, um die beliebten Legobolzen zu sammeln, die entsprechend akkumuliert ebenso für einen Zuwachs bei den insgesamt 450 zu erreichenden Goldklötzchen sorgen wie das Komplettieren von Sammlungen oder das Finden von Gegenständen. Hinsichtlich des Missionsdesigns zeigt man sich dabei gleichermaßen typisch wie abwechslungsreich, wenn man z.B. Fahrzeug-Verfolgungen, Ausspionieren oder Abhöraktionen anbietet. Dabei muss man jedoch wiederum bis auf wenige Ausnahmen gegen Ende mit einem niedrigen Schwierigkeitsgrad vorlieb nehmen – höchstens blutige Anfänger werden Probleme mit der einen oder anderen Anforderung bekommen. Das hat allerdings auch Vorteile: Jüngere Spieler können ohne elterliche Störung und ohne um Hilfe fragen zu müssen, mit Chase auf Abenteuer-Tour gehen.

Viel drin, wenig dran

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Die Kulisse hat seit ihrer Wii-U-Premiere vor vier Jahren einen Sprung nach vorne gemacht, hat aber auf Switch u.a. mit Bildratenproblemen zu tun. © 4P/Screenshot

Will man wirklich ausnahmslos alles in den 15 „Story“-Abschnitten oder der offenen Stadt finden, muss man sich Rätseln stellen, die sich in bekannter Lego-Manier auf die Fähigkeiten der Figuren konzentrieren. Mit dem Unterschied, dass man hier nicht wie bei den meisten Lego-Titeln zwischen unterschiedlichen Charakteren hin und her schaltet, sondern ähnlich wie im letzten Bauklotz-Batman das Outfit des Protagonisten wechselt und damit Zugriff auf Spezialsierungen hat. Die Puzzles konzentrieren sich auf die acht „Verkleidungen“ und deren Fähigkeiten, mit denen man Chase ausstatten kann. Nur als Polizist kann man z.B. Kletterhaken benutzen, während nur der Einbrecher Türen mit dem Brecheisen aufstemmen oder Safes knacken kann. Der Minenarbeiter kann Dynamit nutzen und mit der Spitzhacke Felsen zerkleinern, der Feuerwehrmann Feuer löschen (klar!) und der Farmer kann nicht nur Blumentöpfe bewässern und an den ggf. daraus sprießenden Ranken neue Gebiete erreichen, sondern sich auch an sein Huhn hängen und damit größere Abgründe im Sinkflug überwinden. Alle können übrigens kämpfen und Verbrecher festnehmen, wodurch der taktische Anspruch in den Gefechten zusätzlich minimiert wird.

Zu den zahlreichen freispielbaren Elementen gehören z.B. neue Fahrzeuge (insgesamt über 100) und beinahe 300 Figurenskins, die man als Alternative zu Chase in den jeweiligen „Kostümklassen“ auswählen kann. Doch um an die ganz clever versteckten heranzukommen, muss man wie in der Spätphase der Kampagne viele Fähigkeiten miteinander kombinieren, um ans Ziel zu kommen. Mitunter kann dies zwar zeitaufwändig sein, doch richtige Kopfnüsse im Stile von „Verdammt noch mal, wie soll ich jetzt dahin kommen?“ sind darunter spärlich gesät und dann meist im Bereich der Farbpistole zu finden, mit der man Schalter manipulieren oder Gegenstände einfärben kann.  Dies ist ein weiterer Ansatzpunkt für Verbesserung in einer hoffentlich kommenden Fortsetzung. Wie auch die leider zu stereotype Ansammlung von Standard-Geheimnissen, bei der ebenfalls nur der Weg zum Ziel das herausfordernde Element darstellt. Statt 20 auf den Dächern versteckten Schweinen, die man per Kanone zur Farm zurück schießt, von der sie ausgebüxt sind, wäre es interessanter gewesen, als Polizist mit zufällig stattfindenden Verbrechen konfrontiert zu werden. Oder dass die ganzen Suchen-und-Finden-Missionen als Nebenaufgaben von Figuren eingeleitet werden. Oder dass die coolen Rennen und Hindernisläufe mit einer noch so einfachen Einleitung verknüpft sind – wie es übrigens bei einigen der über Abhöraktionen in flagranti erwischten Verbrecherbanden der Fall ist, die man unter Zeitdruck jagen und bekämpfen muss.  Auf jeden Fall wäre eine verbesserte Einbindung in die offene Welt nützlich gewesen. In dieser Form wirkt vieles draufgetackert – was mich aber nicht davon abgehalten hat, an meinen Ausflügen durch die idyllischen Gebiete Spaß zu haben. Die Suche nach neuen Figuren und Fahrzeugen hat mich damals als Jäger und Sammler schon mehr Zeit jenseits der etwa zwölf bis 15 Stunden Kampagnendauer gekostet, als ich zugeben möchte. Und auch wenn Travelle’s Tales sich hinsichtlich der Inszenierung abseits der Story keine Beine ausreißt, sind viele der angebotenen Aktivitäten mindestens unterhaltsam.

Schöne neue Stadtwelt?

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Nicht nur in den Zwischensequenzen, auch in der offenen Welt gibt es viel zu entdecken. © 4P/Screenshot

Die technischen Mankos, die man seinerzeit auf Wii U beobachten konnte, gehören auf PS4 und Xbox One der Vergangenheit an: Hier ist Lego City Undercover mit einer stabile Bildrate, hohen Weitsicht sowie guter Pad-Steuerung ausgestattet. Da seinerzeit nur selten (dann aber effektiv wie z.B. beim Abhören oder Umgebungsscan) mit den Möglichkeiten des Wii-U-Gamepads als zweitem Bildschirm gearbeitet wurde, vermisst man diese Funktionalität auf One und PS4 entsprechend wenig. Einzig die seltenen Ladezeiten können sich immer wieder hinziehen. Dafür allerdings wurde mittlerweile ein Manko behoben, das auf Wii U massiv gestört hat. Denn das Abenteuer von Chase McCain war das erste Lego-Spiel in einer langen Historie an Bauklotz-Titeln, das nicht kooperativ gespielt werden konnte. Das ist mittlerweile möglich – im bekannten dynamischen Splitscreen-Modus, der je nach Entfernung der Spielfiguren zueinander intelligent „aufreißt“. Entsprechend steigt auch der Spaß, da (eigentlich Legotypisch) hier Familienmitglieder kooperativ spielen und den Humor gemeinsam genießen dürfen.

Im Wesentlichen profitiert auch die Switch-Version von den Verbesserungen, die sich sowohl visuell als auch spielerisch mit dem Koop-Splitscreen bemerkbar machen. Dass man hier auf dem Touchscreen keine Sonderfunktionen erwarten darf (auch nicht im Mobilbetrieb) ist zwar schade. Doch das ist nichts gegen die technischen Schwierigkeiten, mit denen die Switch-Fassung von Anfang bis Ende zu tun hat. Es wirkt, als ob die Fassungen für die anderen Systeme auf Switch herunterskaliert wurden, anstatt eine auf der Vorgängerkonsole gut bis sehr gut laufende Kulisse für dieses Remaster anzupassen. Auch im TV-Modus wird das Spiel z.B. in einer kleinen Auflösung ausgegeben. Die Folge sind ausfransende Ränder und unschöne Kanten, die unterwegs allerdings nicht so stark ins  Auge fallen. Auch die instabile Bildrate wirkt mobil nicht ganz so problematisch, ist aber sowohl in der S-Bahn als auch auf dem Wohnzimmersofa und dem großen Fernseher nervend. Denn obendrauf zeigen Pop-Ups und sehr grobe Schatten, beides Phänomene, die sich auf One und PS4 nur sehr vereinzelt blicken lassen, dass Switch technisch Wünsche offen lässt. Dafür allerdings nimmt Lego City Undercover auf Switch in der gepatchten Variante weniger als 9 GB ein, während auf den Festplatten der „großen“ Konsolen gut 20 GB veranschlagt werden. Doch ganz ehrlich: Lieber größer und flüssig und im Zweifelsfall mit ein paar Aliasing-Treppen wie auf der Xbox One als klein und scheinbar im Detail nicht optimiert. Wenn ihr die Wahl habt und (wie es Nintendo gewünscht hat) Switch als Zweitkonsole nutzt und unterwegs auf Lego City verzichten könnt, wählt lieber die Fassung für ein anderes System.

  1. Was man unbedingt wissen muss, bevor man sich dieses Spiel zulegt:

    • Der viel beworbene Mehrspielermodus funktioniert leider nicht mit den beiden Joy-Cons, da beide für den ersten Spieler benötigt werden. Man benötigt zusätzliches Zubehör (entweder ein zweites Joy-Con-Set oder einen Pro Controller)!
    Angesichts der Tatsache, dass das Spiel für die Switch ohnehin doppelt so viel kostet wie für andere Konsolen, ist das ein ganz schön unverschämter Nebenaspekt!

  2. FlyingDutch hat geschrieben: 08.04.2017 16:42
    Stalkingwolf hat geschrieben: 07.04.2017 12:14 Und ganz ehrlich so anspruchsvoll ist der Humor von Nackte Kanone&Co auch nicht.
    :lol: :lol: :lol:
    Das ist doch mal die Feststellung des Tages.
    Ich finde es sehr schade, dass das Spiel quasi auf dem Heimkonsolennachfolger (ursprüngl. war es ja Wii U exklusiv) am schlechtesten läuft. Es darf gerne hässlich sein, aber Ruckeln geht mal gar nicht. Hätte mir das Spiel gerne geholt, obwohl es mich nur bedingt interessiert, um mal ein wenig mehr mit der Switch zu zocken. (BotW bewahre ich mir für den Sommerurlaub auf :Blauesauge: )
    Da hätte ich ein bisschen mehr erwartet, zumal die Qualitätskontrollabteilung der Switch derzeit sicherlich nicht überlastet ist.

    Ist das Spiel nicht von WB, unter anderem die welche sich ja sooo viel Mühe für Batman Arkham Night und der Qualitätskontrolle gemacht haben und dann noch die super saubere PC umsetzung geschenkt haben?
    Steht WB für Qualitätsumsetzungen bei weniger beliebten Platformen (Mortal Kombat X PC, Batman PC)?

  3. Stalkingwolf hat geschrieben: 07.04.2017 12:14 Und ganz ehrlich so anspruchsvoll ist der Humor von Nackte Kanone&Co auch nicht.
    :lol: :lol: :lol:
    Das ist doch mal die Feststellung des Tages.
    Ich finde es sehr schade, dass das Spiel quasi auf dem Heimkonsolennachfolger (ursprüngl. war es ja Wii U exklusiv) am schlechtesten läuft. Es darf gerne hässlich sein, aber Ruckeln geht mal gar nicht. Hätte mir das Spiel gerne geholt, obwohl es mich nur bedingt interessiert, um mal ein wenig mehr mit der Switch zu zocken. (BotW bewahre ich mir für den Sommerurlaub auf :Blauesauge: )
    Da hätte ich ein bisschen mehr erwartet, zumal die Qualitätskontrollabteilung der Switch derzeit sicherlich nicht überlastet ist.

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