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Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots (Action-Adventure) – Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots

Eine Ära geht zu Ende: Hideo Kojima schickt seinen alternden Helden Solid Snake ein letztes Mal in einen actionreichen Schleicheinsatz, der gleichzeitig den Höhepunkt als auch den würdigen Abschluss der Serie markieren soll. Aber werden alle offenen Fragen beantwortet? Werden die hohen Erwartungen an den PS3-Hoffnungsträger erfüllt? Hat die Schlange auch im Alter noch den Biss von früher?

© Kojima Productions / Konami

Der perfekte Film?

Hat sich Kojima etwa von dem Konzept und Markenzeichen langer Zwischensequenzen verabschiedet, die in der Vergangenheit mit zunehmendem Ausmaß auch vermehrt kritisiert wurden? Nein, ganz im Gegenteil! Im vierten Teil setzen die Japaner noch einen drauf und liefern die längsten, größten, aber auch am besten inszenierten Filmsequenzen, die man jemals in einem Videospiel zu Gesicht bekommen hat. So wird auch dieses Mal die Diskussion über das Verhältnis von Spiel und

Feinde ergeben sich auch und lassen sich anschließend von Snake abtasten. Als Belohnung winkt meist frische Munition oder Gadgets.

Film erneut entfacht werden. Mit Recht? Ich für meinen Teil habe jede einzelne Sequenz genossen – bis auf den zum Schluss hin etwas zähen Epilog, wo Kojima ähnlich wie Peter Jackson bei „Die Rückkehr des Königs“ einfach kein Ende finden will. Aber mein Gott, was sind diese Videos genial inszeniert: Diese Kamerafahrten, die Schnitte, die Choreographie von Kämpfen, das nahezu perfekte Zusammenspiel von Bild und Musik – Wahnsinn! Dagegen wirken selbst die hoch gelobten Zwischensequenzen eines GTA IV wie ein Anfängerprojekt an der Filmhochschule! Allein schon der Kampf zwischen Raiden und Vamp, den es ausschnittsweise schon in einem der Trailer zu sehen gab, ist ein Paradebeispiel einer perfekt durchgestylten Choreographie und ein Fest für die Augen! Was Konami hier auffährt, sucht seinesgleichen und stellt selbst manch große Hollywood-Produktion in den Schatten. Nur schade, dass die Figuren noch nicht mit realen Pendants mithalten können, weil die Technik hier offensichtlich Grenzen setzt. Zwar sehen die Gesichter der virtuellen Akteure hervorragend aus und die geschmeidigen Bewegungen wirken dank Motion Capturing und aufwändigen Animationen enorm lebensecht, doch zeigt ein Blick auf die starre Haarpracht, woran es noch hapert. Vor allem bei weiblichen Figuren wie Meryl springt die „zementierte“ Frisur sofort ins Auge, die so aussieht, als hätte sie sich gleich eine ganze Dose Dreiwetter-Taft samt Gel in die Haare geschmiert. Denn die Frisur sitzt immer – und immer gleich. Besser sieht es schon bei Naomi aus, bei der wenigstens ein paar animierte Strähnen die Haare nicht ganz so leblos wirken lassen.

Magere Technik

Doch generell ist die Technik nicht gerade der Bereich, in dem Snake auftrumpfen kann. Vor allem die Texturen sind teilweise grausig und erinnern mit großen, verwaschenen Pixeln oder kaum erkennbaren Strukturen an einigen Stellen sogar an ein PS2-Spiel! Dazu gesellen sich meist extrem grobe Schatten und auch vor einigen Flimmerkanten und etwas billig wirkenden Feuereffekten sind die kaum zerstörbaren Kulissen nicht sicher. Allerdings muss gesagt werden, dass wir in Paris lediglich unter 720p spielen konnten, MGS 4 aber auch in 1080p läuft. Von daher werden wir Snake noch einmal in der Redaktion bei maximaler Auflösung unter die Lupe nehmen und im zweiten Teil des Tests näher darauf eingehen. Diesbezüglich wird es auch interessant sein zu sehen, ob die höhere Auflösung die Performance beeinflusst. Zwar

blieb das Geschehen unter 720p stets flüssig, doch genau wie bei GTA IV merkt man, dass sich die Engine offenbar am

Technisch ist Snakes letzter Einsatz eher ernüchternd: Vor allem die oft verwaschenen Texturen und groben Schatten haben die Bezeichnung „Next-Gen“ nicht verdient.

Limit bewegt. So ist die Framerate an manchen Stellen (u.a. auch in der einen oder anderen Zwischensequenz) kurz davor, in die Knie zu gehen, bekommt dann aber gerade noch so die Kurve. Hinzu kommt, dass es stellenweise zu üblen Clippingfehlern kommt: Bei der ersten Begegnung mit Liquids gefürchteter FROG-Einheit hat das Skript wohl vorgesehen, dass Meryl sich an einer bestimmten Stelle an einer Tür platziert. Dumm nur, dass ich bereits vorher mit Snake diese Position besetzt habe. Das Ergebnis: Meryl ploppt ständig in Snakes Körper und man könnte glauben, die beiden wären zusammen gewachsen. Doch auch wenn ihr über erledigte Gegner lauft, stecken eure Füße oft in ihren Körpern. Das muss doch nicht sein! Von daher ist MGS 4 rein technisch gesehen eher ernüchternd. Wer gehofft hat, die PS3 lässt hier ihre immer noch nicht vollkommen ausgebildeten Grafikmuskeln spielen und setzt neue Maßstäbe, wird enttäuscht. Das heißt nicht, dass die Kulissen durchweg schlecht aussehen, aber von einem Next-Gen-Titel mit diesem großen Namen erwartet man einfach mehr. Vielleicht ist dies ja einer der Punkte, die Kojima gemeint hat, als er davon sprach, dass er mit MGS 4 nur einen anstatt der angepeilten zehn Schritte weiter gehen konnte und ihn die technischen Möglichkeiten der PS3 schnell in die Schranken gewiesen haben.