Der Clou ist aber, wie herausragend gut das eigentliche Spielprinzip, das Leveldesign sowie das Item- und Fähigkeiten-System gealtert sind. „Zeitloser Klassiker“ ist eine viel zu leicht viel zu oft bemühte Floskel – aber dieses Ding ist wirklich sensationell gut gealtert. Ich setze am Ende „nur“ 88 Spielspaßpunkte drunter, weil mich so manche Laufwege doch nerven, ich nicht der größte Fan des Gegnerdesigns bin und Audio-Logs den vielen Text-Files vorgezogen hätte. Aber mir fällt kein anderes Game aus dieser Ära ein, dass sich ohne größere spielerische Eingriffe heute noch dermaßen gut, frisch, ja beinahe innovativ anfühlt. Metroid Prime war auch ohne dieses Remaster schon eine Legende in der Spieler-Community, aber diese neue Version zeigt, wie unglaublich hoch die Leistung der damaligen Macher einzustufen ist. Wie visionär gut das Leveldesign war, wie perfekt sie es verstanden haben, die Zelda-Formel in einen SciFi-Ego-Shooter zu gießen.
Vom Suchen und Finden
Ihr seid vermutlich nicht hier, um eine schnöde Beschreibung des Spielablaufs von mir zu erhalten – gleichzeitig kann ich aber kaum voraussetzen, dass jeder damals Metroid Prime gespielt hat. Um ein paar Eckpunkte kommen wir also nicht herum: Nach einem linearen Intro-Kapitel strandet die gut gerüstete Heldin auf einem weitläufigen, verwinkelten Planeten, dessen unterschiedliche Areale mit zahllosen Gängen, Schleichwegen, Aufzügen & Co. miteinander verbunden sind. Nur leider kommt man kaum von A nach B: Farbig markierte Türen brauchen spezielle Upgrades für Samus‘ Waffenarm, bevor sie aufgehen. Anderswo kommt man ohne Doppelsprung nicht auf Plattformen hinauf oder ärgert sich über Trümmer, die man ohne Bomben-Upgrade nicht aus dem Weg bekommt. Diese ganzen Erweiterungen zu finden und nebenbei nicht nur mit der Flora und Fauna zu ringen, sondern auch den insektoiden Space-Piraten heimzuleuchten – das ist Samus‘ Aufgabe in Metroid Prime. Dazu sucht sich nach mystischen Artefakten und entschlüsselt durch das Lesen zahlloser Info-Texte die durchaus interessante Lore des Spiels.
Auf Knopfdruck wird die Kopfgeldjägerin zum ikonischen Morphball – so zwängt sie sich durch viele kleine Öffnungen, kugelt durch Abkürzungsröhren oder setzt den Ball zur Rätsellösung ein. Die verschiedenen Schuss-Varianten in Samus‘ Arm erlauben vielfältige Kampfstrategien, dazu gesellen sich vier Sicht-Arten für ihr Visier: Im Scan-Modus legt man die Schwachstellen von Gegnern frei, sucht nach Hinweisen, wie Türen aufzuschließen sind, oder zieht sich die Info-Sheets von herrenlosen Computer-Terminals. X-Ray-Modus und Wärmebild wiederum zeigen verborgene Plattformen oder unsichtbare Gegner – das Umschalten kann in der Action ein bisschen frickelig sein, habt ihr die randvolle Pad-Belegung aber irgendwann verinnerlicht, klappt auch das sehr zuverlässig.
Weil Gegner respawnen oder im späteren Spielverlauf durch stärkere Brocken ersetzt werden, werden die vielen Laufwege von A nach B nie langweilig. Mühselig vielleicht mal, öde wird es aber niemals. Zudem hatten die Retro-Studios ein gutes Händchen in puncto Spielermotivation: Sie geben euch immer wieder kleine und große Upgrades, so dass ihr richtig Lust habt, mit den neuen Gadgets frische Wege aufzumachen. Dazu gehört natürlich auch eine gut funktionierende Karte – die gibt es. Ich hätte mir nur gewünscht, dort Räume markieren zu können, die dann im Samus‘ Visier als kleiner Pfeil eingeblendet werden. So ein bisschen mehr moderner Komfort hätte meiner Meinung nach nicht geschadet. Metroid Prime Remastered Backtracking vorzuwerfen wäre übrigens albern – denn das erneute Absuchen von Räumen und das immer elegantere Durchqueren der Welt gehört zum Wesenskern des Spiels – das solltet ihr das wissen, bevor ihr euch auf das Abenteuer Metroid Prime einlasst.
Die beiden Metroid Prime Titel gehören für mich zu den besten Spielen auf dem GameCube.
Super, dass jetzt endlich der erste Teil für die Switch erscheint. Werde mir das Spiel dann am 3.3. im Laden kaufen.
Hoffentlich wird auch Teil 2 und 3 Remastered.