Vertraut ungewohnt
Angenehm vertraut: Faith läuft oder rennt immer der Mausnase nach, per Tastendruck springt und duckt sich die agile Lady wie schon der Duke. Wer Ego-Shooter spielen kann, der beherrscht auch Mirror’s Edge!
Und trotzdem ist die Runnerin überraschend anders. Immerhin hat Faith noch weniger für bleihaltige Luftverschmutzung übrig als Umwelt-Engel Al Gore. Wer unbedingt das letztjährige Schießbudenfest simulieren möchte, darf das zwar gerne tun – allerdings nur in spärlich verteilten, kurzen Momenten. Meist seid ihr hingegen besser beraten, wenn ihr vor dem Kugelhagel Reißaus nehmt. Denn weder gegen einen Helikopter noch gegen vier gleichzeitig vorrückende Polizisten, kann die unbewaffnete Faith etwas ausrichten. Ihre einzige Waffe ist die
Beweglichkeit: Faith rennt, springt, klettert, hangelt, kriecht, rutscht an, neben und über den Mauern einer kalten Zukunftsmetropole. Die grauen Dächer, glänzenden Abgasrohre, verspiegelten Häuserwände, Fahnenmasten und Maschendrahtzäune des Großstadtdschungel sind Faiths Revier.[GUI_FLVPLAYER(width=300,height=188,STREAMINGID=27478,image=http://static.4players.de/premium/ContentImage/26/26/106813-bild.jpg)]
Der Unterschied in Bild und Ton: Links seht ihr, wie Faith ihre Welt auf den Konsolen sieht und rechts die Kleinigkeiten, die DICE für den PC hinzugefügt hat.
Shadow’s Edge
Hoch über den Straßen von Big Brother müsst ihr akrobatische Kunststücke aneinander reihen, wenn Faith ihr Ziel erreichen soll – genau wie Mario, nur dass das Springen&Rennen aus der Egoperspektive wesentlich intensiver wirkt als der unbeteiligte Blick durch eine zwei- oder dreidimensionale Kamera. Warum uns die Erzählweise, die künstlerische Gestaltung und die agile Heldin so in ihren Bann gezogen haben? Die Antwort findet ihr unserem Test der 360- und PS3-Versionen. Denn weder am Prinzip noch an der kurzen Spieldauer oder am mitreißenden Soundtrack hat DICE seit den Konsolen-Fassungen etwas geändert. Falls ihr die die grafischen Details auf einen mittleren Wert einstellt, die PhysX-Unterstützung ausgeschaltet lasst und im besten Fall ein 360-Pad in den PC einklinkt, erwartet euch sogar präzise das gleiche Spiel wie auf einer der beiden Konsolen.
Erst wenn ihr auf den Controller verzichtet, könnt ihr euch über die flüssige Steuerung per Tastatur und Maus freuen. Im Gegensatz zum Controller, dessen Tastenbelegung ihr nach wie vor nicht selbst vornehmen dürft, könnt ihr das Keyboard zudem an eure Vorlieben anpassen. Schraubt ihr Texturgröße sowie die allgemeinen Details nach oben und schaltet die Kantenglättung hinzu, sieht Faiths Umgebung außerdem eine ganze Stufe sauberer aus als auf den Konsolen. Vor allem der Wegfall der unsauberen Ränder an Schatten und Objekten erzeugt ein ruhigeres Bild. Allerdings setzt schon dieser geringfügige Anstieg der Qualität einen potenten Rechner voraus. Verzichtet trotzdem nicht auf den V-Sync, denn sobald Mirror’s Edge nicht mehr absolut flüssig läuft, bekommt ihr heftiges Tearing zu Gesicht.
Physikwimpel
Richtig gefordert wird euer PC spätestens dann, wenn ihr die PC-exklusiven Physik-Effekte zuschaltet, ohne dass eine PhysX-Karte im Grafikslot steckt. Unter Vista braucht ihr dafür eine High-End-Maschine, falls ihr den Flow des Runners nicht von Diashow-Passagen unterbrechen wollt. Gerade, wenn während der packenden Verfolgungsjagden um euch herum Fensterscheiben zu
Bruch gehen oder andere Partikel durch die Luft gewirbelt werden, bekommt ein mittelprächtiger Dual-Core gehörigen Schluckauf. Unter XP würde derselbe Computer das Geschehen gerade noch flüssig stemmen. Das Streaming hat DICE allerdings auf beiden Betriebssystemen nicht richtig unter Kontrolle. Die „großen“ Ladezeiten sind nämlich kürzer, doch wenn mitten im Level neue Inhalte gelesen werden, macht sich für einige Sekunden ein kleines, aber merkliches Dauerstottern bemerkbar. Schade: Auf den Konsolen war Mirror’s Edge technisch sauberer.Sie kommt zwar am PC gelegentlich ins Stocken, sonst kann sie aber nichts aufhalten: Die agile Runnerin auf den Dächern von „Big Brother“.
Im Gegenzug freuen sich PC-Runner über ein Atmosphäre-Plus, denn die PhysX-Elemente beleben jeden Level mit zahlreichen Details. So wehen Fahnen halbwegs realistisch im Wind, auf Baustellen wurden Kistenstapel mit Folie verpackt und in vielen Durchgängen bilden halb-durchsichtige Kunststoffstreifen einen Vorhang. Zum größten Teil sind es diese oder ähnliche lose hängenden Materialien, mit denen sich diese Version von ihren Pendants auf PS3 und 360 unterscheidet. Die meisten dieser Materialien zerfallen unter Beschuss in nachvollziehbare Einzelteile oder werden von Faith zur Seite gedrückt. Fast noch eindrucksvoller sind aber die fast unauffälligen zusätzlichen Staubwolken, Pappkisten sowie Fensterscheiben, die von Wind umher geblasen werden oder unter Beschuss in tausend Einzelteile zerspringen. Solche Kleinigkeiten sorgen nämlich dafür, dass Verfolgungsszenen, in denen euch Polizisten oder Hubschrauber auf den Fersen sind, eine ganze Ecke kinoreifer wirken! Spielerisch ändert sich dadurch aber natürlich nichts.