Dass ein modernes Spiel dermaßen in die Knie gehen kann: Einen Großteil der Zeit läuft das Geschehen gefühlt nur halb so schnell wie es sollte. Manchmal stimmt die Geschwindigkeit noch – dann erstarrt sie von einem Moment auf den nächsten beinahe. Mal flutscht die Grafik selbst im eng bebauten, dicht gedrängten Stadtzentrum, mal [GUI_PLAYER(ID=90697,width=377,text=Von Wii auf Vita: Der Übergang gelingt leider nicht so unbeschwingt wie es die Bilder glauben machen.)] kommt sie dort kaum weiter. Und nein, man sieht New Little King’s Story den rechnerischen Aufwand in keinem Pixel an. Ausdauernde Spaziergänge werden im Bremstempo noch unerträglicher. Und davon gibt es jede Menge.
Drachen und Michelin-Männchen
Dabei hatte die Umsetzung des fast gleichnamigen Wii-Spiels die besten Voraussetzungen, ein Highlight zu werden: Das Original ist ein ebenso spritziger wie anspruchsvoller Cocktail aus taktischen Geplänkeln und dem Aufbau eines Königreichs. Mit ein wenig Feinschliff hätte aus der guten Vorlage ein großartiges Abenteuer werden können. Immerhin hatte ich schon damals meine helle Freude daran, mir als Königsbub eine Hand voll Untertanen zu schnappen, sie mit einem Tastendruck auf einen Gegner zu schnipsen – so einfach können Taktikkämpfe sein. Drollig, wie die Knilche an toten Kühen, schwarzen „Michelin-Männchen“ oder Drachen hängen, bevor sie zu Boden plumpsen!
Der Kniff liegt natürlich im Detail: Manche Untertanen sind Nahkämpfer, andere Bogenschützen, wieder andere graben nach Schätzen oder bauen Brücken. So erkunde und erweitere ich die Welt, denn sobald ich den Boss eines neuen Gebiets besiege, gehört dieser Teil der Karte zu meinem Reich. Mit dem Wert aufgelesener Schätze kaufe ich Wohnungen, um meine Gefolgschaft zu vergrößern und wenn ich die Zivilisten in eine
Ausbildungsstätte schnipse, weise ich ihnen den entsprechenden Beruf zu. Wie ich meine Armee zusammenstelle, entscheidet schließlich über meine Stärke im Kampf und bestimmt, wie weit ich in unbekannte Gebiete vordringen kann. Immerhin sind Bergarbeiter schwache Kämpfer, räumen aber Geröll von versperrten Pfaden… Das ist motivierend, spannend, witzig – eigentlich hätte Konami nur die umständliche Steuerung entschlacken und für ein wenig mehr Übersicht sorgen müssen.
Die sperrige Gruppe
Über den den Touchscreen vielleicht? Darauf könnten Symbole für verschiedene Formationen liegen. Doch stattdessen greife ich für Kamera und Aufstellung aufs Digikreuz um und nutze den Berührbildschirm nur im Menü, wo ich ihn partout nicht brauche. Ich kann meine Leute zwar mit der Fingerkuppe aufs Ziel weisen, aber das ist bei spätestens zehn Untertanen unhandlicher als der Tastendruck. Die Kamera tut zudem häufig, was sie will, nicht aber, was ich will.
Vor allem ärgere ich mich, dass ich noch immer nicht auf die Schnelle einen Trupp ganz bestimmter Gefolgsleute zusammenstellen kann. Zwar darf ich wahlweise mein letztes Team oder alle Mitglieder einer Berufsgruppe zusammentrommeln, aber sobald ich eine andere Gruppe rufe, zieht die vorherige einfach von dannen. Ich darf einmal bestehende Gruppen zwar speichern, allerdings ändert sich meine gewünschte Zusammenstellung so häufig, dass mir selbst das den Alltag kaum erleichtert.
Weil ich außerdem jeden Untertan mit bunten Klamotten und besseren Waffen ausstatten darf, würde ich gerne einzelne Bewohner heran zitieren – geht aber nicht. Ich kann doch
nicht für jede Rekrutierung durch mein weitläufiges Reich latschen, um zwei oder drei Personen aufzuspüren! Selbst im Kampf schnipse ich Männer und Frauen stets in vorgegebener Reihenfolge; allzu weit gehen also weder Taktik noch Verwaltung des Königreichs in die Tiefe.
Chemie zum Selberbauen
Müssen sie ja auch nicht. New Little King’s Story ist auch ohne Kleinklein ein forderndes Kämpfen und Abwägen. Zumal Herausforderungen sowie ein Baukasten hinzukommen, die meinen Handlungsspielraum vorsichtig erweitern. Den neuen Kämpfen wurde ich dabei trotz Onlineranglisten schnell müde, weil ich mit losgelösten Arenagefechten zum Selbstzweck wenig anfangen kann – die vielen bekannten freiwilligen Bosskämpfe sind nach wie vor die bessere Wahl. Das Herstellen stärkende Tränke ist allerdings eine sinnvolle Ergänzung, zumal ich experimentieren darf.
Schade, hätte mehr erwartet, die Wii Version gefiel mir, habe sie aber nie durchgespielt - werde es mir für die Vita aber bei entsprechendem Preis trotzdem zulegen.