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NHL 09 (Sport) – NHL 09

Die Eishockeywelt wird wieder klar dominiert: Während 2K Sports dieses Jahr mit NHL 2K9 in befriedigende Regionen abgleitet (zum Test), erreicht Electronic Arts mit NHL 09 einen Höhepunkt. Schon im letzten Jahr ist man mit fünf Prozent Vorsprung an der Konkurrenz vorbei geskatet, dieses Jahr sichert man sich sogar seit vielen Jahren erstmals wieder einen Gold-Award. Wie haben sich die Entwickler diese Auszeichnung verdient?

© EA Sports / Electronic Arts

Der bange Blick aufs Eis

Das neue Anheben des gegnerischen Schläger in Aktion: Gerade in der Defensive hat man jetzt deutlich mehr Möglichkeiten, den Gegner abzufangen oder aufzuhalten.

Es steht 2 zu 2. Es ist das letzte Drittel. Und ich sitze noch knapp eine Minute auf der Strafbank, schaue direkt über die Bande. Unsere Jungs halten sich gut, lassen noch kein Überzahltor zu – ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem; dieser blöde Check war wirklich nicht nötig. Wenn die Zeit um ist, werde ich es meinem Coach zeigen. Ich will dieses Spiel gewinnen und endlich von der zweiten in die erste Sturmreihe aufsteigen! Noch zwanzig Sekunden, dann kann ich endlich auf’s Eis. Noch zehn Sekunden. Noch fünf Sekunden. Noch eine Sekunde…

…ich bin wieder im Spiel, wir haben die Unterzahlsituation überstanden, ein blauer Pfeil markiert die optimalen Skatewege für meine Position. Als Spielmacher muss ich mich um die zentrale Position kümmern, nach vorne Druck machen und hinten aushelfen, den Puck klug verteilen und im besten Fall einnetzen. Meine Karriere und die Zahl meiner Erfahrungspunkte hängt von jedem Spiel ab. Mein Trainer notiert alles: Erfolgreiche Pässe, gewonnene Bullys, eingehaltene Laufwege, verursachtes Abseits, abgegebene Schüsse, Assists und natürlich Tore.

Profi-Karriere im Visier

Wenn ich mal in die NHL will, muss ich hier und jetzt in der 29 Teams starken AHL zeigen, was ich kann. Ich hab als junger Amateur bei den Iowa Chops in der dritten Sturmreihe angefangen und mich nach drei Spielen bereits eine Reihe nach oben gespielt. Aber wenn ich meine Saisonziele erreichen will, darf ich nicht nachlassen: 55 Assists, 157 Schüsse und zehn Tore stehen auf der Agenda meines Trainers. Das ist eine Menge Holz, wobei ihm die Vorlagen sogar wichtiger sind als meine Tore – ich soll mich als Teamspieler beweisen. Und der Mann hat Argusaugen: Ich bekomme in jeder Pause, nach jedem Match detailliertes Feedback über positives und negatives Spielverhalten.

In der Karriere fließen auch die erfolgreich absolvierten Bullys in eure Statistiken ein – euer Trainer notiert alles und gibt euch Feedback.

Ich schieb den Statistikdruck beiseite: Jetzt hab ich den Puck, schirme ihn schnell gegen den Gegner ab und skate dann nach vorne. Ich erreiche die blaue Linie. Das Publikum raunt. Die Kufen kratzen. Ich nehme links und rechts von mir unsere schwarzen Trikots wahr – soll ich einen Schlagschuss abfeuern, zu einem 1-gegen-1-Deke ansetzen oder lieber auf Nummer sicher gehen und passen? Ich will es wissen und ziehe den rechten Analogstick nach hinten, mein Schläger hängt in der Luft und als ich den Stick ruckartig nach vorne bewege, küsst er den Puck. Es kracht, er fliegt, die Sirene heult – TOOOOOOR! Verdammt, so gut hat sich selten ein virtuelles Eishockeytor angefühlt.

Spieler entwickeln

Wir haben dieses Spiel und ich habe an Erfahrungspunkte gewonnen. Aber wie soll ich mich entwickeln? Lieber die Präzision der Handgelenkschüsse verbessern oder die Beschleunigung? Oder lieber an den Dekes feilen? Ich muss mich entscheiden, wo die Reise hingehen soll. Und die Verbesserungen gehen als Rookie langsam vonstatten. Bevor man sie wirklich spürt, muss man mindestens eine halbe Saison hinter sich haben. Und erst nach der Amateursaison bekommt man vielleicht ein Angebot von einem NHL-Team, um dann wieder in der dritten Reihe zu starten. Aber diese Karriere macht einfach Spaß, man kann nicht aufhören, denn man wird schrittweise mit Hockeykarten und Meilensteinen belohnt – außerdem kann der eigene Spieler auch online eingesetzt werden!

Schön ist, dass man auf Wunsch alles authentisch erleben kann: Man steuert nur seinen Spieler, man muss sich in die Taktik des Trainers einfügen, man muss auf der Strafbank brüten oder auf seinen Einsatz warten. Dabei erkennt man, wie die eigene Energie langsam vom roten in den grünen Bereich steigt. Sobald man sich erholt hat, kann man über einen Knopfdruck theoretisch auch den Reihenwechsel erzwingen, aber Vorsicht – wenn man das im falschen Moment macht, etwa bei einem Tempo-Gegenzug, kassiert das Team vielleicht ein Tor. Wem das zu viel des Wartens ist, der kann auch alles so einstellen, dass man während des ganzen Spiels aktiv ist oder wenigstens einen anderen Spieler steuert.