Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 79,99 kostet das Robot-Kit sogar zehn Euro mehr als das Multi-Paket. Der Erwerb von Set 01 ist hier allerdings nicht nötig, denn im Set 02: Robo-Kit wird ein eigenes Spielmodul mitgeliefert. Enthalten sind die Materialien für den Roboteranzug, das dazugehörige Videospiel sowie diverse Tools und Werkstätten für die Dekoration und Experimente mit der Technik. Zunächst einmal steht natürlich das Basteln mit Hilfe des ausführlichen Tutorials auf dem Programm. Das dauert in etwa dreieinhalb Stunden und bringt ein erfreulich robustes Ergebnis hervor. Damit Schritte und Fausthiebe erkannt werden, werden die „Roboterschuhe“ und in der Hand gehaltenen Schlagklötzchen mit Schnüren angebunden. Die Seile flutschen während der Action ohne Pause in den Rucksack und wieder heraus, um die darin verbauten Gewichte hoch und herunter zu wuchten. Die schweren Klötze werden von einem eingesteckten Joycon erkannt, der die Bewegungen im Spiel abbildet.
Darin stampft man als wild gewordener Kampfroboter durch eine an MechAssault erinnernde Häuserschlucht, um auf alles einzuprügeln, was im Weg ist. Da der Roboter unbesiegbar ist, kommt dabei niemals ein Gefühl der Bedrohung auf. Stattdessen geht es lediglich darum, mit Hilfe einfacher Kombos den Highscore in die Höhe zu treiben. Der Spieler übernimmt hier also ausnahmsweise die Rolle des Bösewichts. Die durch die Metropole surrenden Ufos und Autos haben schließlich gar kein Verbrechen begangen – von ihrem hässlich eckigen Design mal abgesehen. Nicht nur die Kulisse wirkt hier wie mit der heißen Nadel gestrickt: Die KI der Autos etwa fährt oft munter mit Vollgas gegen eine Wand oder andere Hindernisse. Damit man keinen Muskelkater durch die gewöhnlichen Hiebe nach vorne bekommt, darf man seine Arme auch ausstrecken, um zum Schwebeflug anzusetzen und seine Opfer aus der Luft mit Schlägen oder Stampfattacken unter sich zu begraben. Zusätzlich gibt es noch die Verwandlung in ein Auto mit Laserkanone: Dazu muss man in die Hocke gehen, was ein ganz besonders elegantes Bild abgibt. Obwohl die Bewegungssteuerung bei richtig eingestellten Schnüren akkurat ihren Dienst verrichtet (man zielt z.B. mit der Kopfbewegung des Visiers), hatte ich schon nach wenigen Minuten keine Lust mehr auf die stumpfe Zerstörungsorgie.
Trainings-Vorteil
Immerhin etwas unterhaltsamer sind die Trainings-Herausforderungen in einer Art leuchtender VR-Umgebung. Dort muss man unter Zeitdruck durch Labyrinthe navigieren, durch schmale Tunnel schweben und die hinter Fallen versteckten Gegner abgrasen. Dadurch verbesserte Statuswerte oder Extrafähigkeiten wie einen massiven Energieschub erleichtern später die langweilige Highscorejagd im Hauptmodus – hurra! Kreative Baumeister dürfen zudem ein wenig am Aussehen ihres virtuellen Blech-Monstrums schrauben, und zwar mit Hilfe selbst gebauter Stellschrauben aus Pappe! Auch alberne Geräusche gehören zum Repertoire: Wer den Mittelteil der Konsole in den Rucksack legt, kann also das Surren und Kampfschreie direkt aus der Box ertönen lassen. Beinahe zum Wahnsinn getrieben habe ich übrigens meine Kollegen: Das Stampfen und Klappern der robusten Gewichte stellte sich als derart laut heraus, dass Spieler in übereinander liegenden Mietwohnungen ihre helle Freude daran haben dürften. Sogar im Büro unter mir hämmerte man plötzlich energisch an die Decke, so dass ich meine Test-Sessions in die Abendstunden verlegen musste. Figurbewusste stellen gleichzeitig den Kalorienzähler an. Dumm nur, dass das Logo ein appetitlich gezeichnetes Menü aus Hotdog und Soft-Eis zeigt, so dass ich mit die verlorenen Kalorien zu später Stunde schnell wieder angefuttert habe.
Ein kleines Highlight ist die vollwertige Toycon-Werkstatt, die von ihrer Funktionsweise dem Exemplar im Set 01 entspricht. Im Robo-Set sind natürlich weniger experimentelle Bausätze enthalten, trotzdem kann man sich auch hier nach Herzenslust mit dem „Umfall-Männchen“, den Bildschirmabdeckungen oder anderen kleinen Spielereien austoben. Genauere Infos zur Funktionsweise gibt es hier. Wer einen zweiten Roboter parat hat, kann sich zusätzlich auch in lokale Duelle stürzen, die aus der Seitenansicht gezeigt werden und alle Attacken der übrigen Modi zu bieten scheinen. Mangels zweitem Testmuster konnten wir diese Variante nicht ausprobieren. Warum hat Nintendo hier nicht mit einem Online-Modus Abhilfe geschaffen – oder wenigstens weltweite Bestenlisten eingebaut? Positiv fiel übrigens wieder einmal die Haltbarkeit des Toycon-Modells auf: Auch stundenlanges Spielen und Kloppen konnten dem Anzug nichts anhaben. Erst als ein Witzbold aus dem Büro nebenan meinte, eines der Handstöckchen mal testweise kräftig in die falsche Richtung zerren zu müssen, riss eine der Pappschichten ein, was sich aber flott mit einem Streifen Klebeband reparieren ließ.