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No Pineapple Left Behind (Taktik & Strategie) – Soziale Lehre

Auf die Idee muss man erst mal kommen: Anstatt wie Die Sims einen unterhaltsamen Comic des Schulalltags zu skizzieren oder das Streben nach einem besseren Klassendurchschnitt zu einer spritzigen Wirtschaftssimulation der Marke Theme Park zu machen, nimmt Seth Alter das Thema bierernst. Kein Wunder, der Entwickler ist studierter Mathelehrer und weiß, wovon er spricht. Aber macht sein No Pineapple Left Behind als Spiel auch Spaß? Im Test sind wir auf der Suche nach der richtigen Note.

© Subaltern Games / Mastertronic

„Kein Kind bleibt zurück!“

Eins muss man Seth Alter lassen: Er trifft den Nagel auf den Kopf. Die alltäglichen Nöte eines Schulleiters zeichnet er in ihrem Kern nämlich so präzise nach, dass man schnell versteht, warum das Bildungssystem auf einem schiefen Fundament steht. Das amerikanische jedenfalls, denn um dessen Besonderheiten geht es dem Independent-Entwickler und seinen Kollegen aus Boston. Immerhin nimmt der Titel direkten Bezug auf die 2001 erlassene Verordnung namens „No Child Left Behind“. Deren Inhalt: Nur wenn die Schüler in Leistungstests gut abschnitten, erhielten ihre Bundesstaaten Geld vom Staat. Unterm Strich zählte nur die Leistung. „Zählte“ – denn im vergangenen

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So blickt der ehemalige Lehrer Seth Alter auf das amerikanische Schulsystem. © 4P/Screenshot

Jahr wurde die Regelung weitestgehend abgeschafft.

Nicht, dass das Problem damit aus der Welt oder gar eine Besonderheit der USA wäre! Gelten Schulnoten im staatlichen System doch fast durchgehend als einziges Kriterium beim Bewerten der Reife Heranwachsender. Ist das kritikwürdig? Unbedingt! Ist es verständlich?

Warum mit Kindern reden?

Tatsächlich wird es nachvollziehbar, wenn man als Schulleiter in No Pineapple Left Behind nur dann eine positive Bilanz verbucht, wenn der Notendurchschnitt stimmt. „Klar“, könnte man sagen, „ich will es aber nicht übertreiben. Ich gewähre den Schülern ihre Freundschaften, selbst wenn das Lernen darunter ein klein wenig leidet. Nur wenn der Durchschnitt ins Bodenlose fällt, greife ich ein.“ Doch genau da liegt das Problem: Die Noten sind immer zu schlecht! Geld ist fast jederzeit dermaßen knapp, dass man stets ums Überleben kämpft – und deshalb schon bald keinen anderen Weg sieht, als die Schüler zu Ananas zu machen, also zu charakterlosen Zensur-Vehikeln.

Denn Ananas (Engl: Pineapples) haben in Alters Spiel etliche Vorteile gegenüber menschlichen Schülern: Sie schließen keine Freundschaften und an Beziehungen sind sie nicht interessiert. Sie werden auch nicht gegängelt, weil sie schwul, lesbisch oder bisexuell sind. Ihre Eltern rufen außerdem nicht an, um zusätzliche Aufgaben zu stellen,

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Mithilfe von Lasern werden Schüler schneller zur strebsamen Ananas. © 4P/Screenshot

deren Nichterfüllung meist das Budget belastet. „Auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen“, das sagt sich so leicht. Über weite Strecken ist genau das aber wirtschaftlicher Selbstmord.

Frontal statt sozial

Frontalunterricht vor nicht mitdenkenden Ananas: ein Traum für Schulleiter! Also lässt man die Lehrer Laser auf ihre Schüler feuern, Alters Version strenger Erziehungsmaßnahmen, damit sie Freundschaften aufgeben, nicht Abschreiben oder einfach die Idee verwerfen, einen Klassenkameraden auf ein Date einzuladen. Man kann den Kindern auch Vernunft einbläuen, indem man ihren Ananaswert direkt massiv erhöht – das ist der mit Abstand stärkste Laser.

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