Veröffentlicht inTests

Oddworld: Soulstorm (Plattformer) – Großes Kino, kleine Defizite

Seit dem 6. April feiert Abe sein Comeback in Oddworld: Soulstorm, sogar gratis auf PS5 für Mitglieder von PlayStation Plus – ansonsten zahlt man auf PC und Konsole 49,99 Euro. Der sympathische Held wider Willen debütierte 1997 auf PlayStation und PC. Damals konnte er nicht nur Mudokons befreien, sondern eine begeisterte Fangemeinde um sich scharen und eine Serie begründen. Da immer noch Lorne Lanning die Regie führt, ist die Vorfreude auf diesen Plattformer gerade unter Veteranen groß. Wie sich das neue Abenteuer spielt, verrät der Test.

© Oddworld Inhabitants / Frima Studio / Oddworld Inhabitants / Microids

Wenn das Wort nervig…

…mehrmals in den Notizen auftaucht, flankiert von Bugs, ist das kein gutes Zeichen. Auch nicht für einen coolen Typen wie Abe, den ich seit seinem Debüt auf der PlayStation einfach mag. Heutzutage sind Dystopien, Gesellschaftskritik und Anti-Helden in Spielen nichts Besonders. Aber Oddworld: Abe’s Odyssee zeichnete damals eine kreative düstere Welt mit einem ungewöhnlichen Charakter, der ein wenig wie die unverdorbene Variante von Gollum wirkte. Statt mit brachialer Gewalt, entfloh er mit Akrobatik, Timing und List seiner Knechtschaft, hatte weitere überzeugende Auftritte u.a. in Abe’s Exodus und Munch’s Oddysee. Die gute Nachricht: So einiges davon werdet ihr auch über zwanzig Jahre später finden.

[GUI_STATICIMAGE(setid=90707,id=92638763)]
Eigentlich will Abe gar nicht mehr losziehen. Aber der Schamane prophezeit ein neues Abenteuer, das einen Helden braucht… © 4P/Screenshot

Und wenn man Oddworld: Soulstorm auf der PlayStation 5 startet, entsteht durchaus das Gefühl, dass hier ein großartiger Plattformer der 90er zu neuer Höchstform auflaufen könnte. Das Comeback wird nicht nur von sehr guten Filmsequenzen mit englischer Sprachausgabe (es gibt deutsche Texte) umrahmt, sondern überaus stimmungsvoll und mit köstlichem schwarzen Humor inszeniert. Egal ob Level- und Artdesign sowie Kamerafahrten – all das überzeugt, zumal die statische, nur seitwärts scrollende 2,5D-Ansicht mit dynamischen Perspektivwechseln modernisiert wurde, so dass Abe auch mal aus dem Blickwinkel eines Crash Bandicoot flüchtet oder die automatisch angepasste Kamera ein schräges Panorama zeigt.

Tolle Inszenierung

[GUI_STATICIMAGE(setid=90707,id=92638765)]
…und so ist Abe bald unterwegs, um sein Volk zu retten. Feuer lässt übrigens Holztüren brennen, bis ein Durchgang frei wird. © 4P/Screenshot

Dass ausgerechnet die Unity Engine diese hübschen Kulissen befeuert, verdient ein Extralob – Licht, Animationen und Partikeleffekte können sich sehen lassen. Auch wenn man einschränken muss, dass die Texturen en detail etwas grob wirken und es nicht wie versprochen flüssig in 4K bei 60 Bildern pro Sekunde auf PlayStation 5 läuft.

Die Möglichkeiten des DualSense Wireless Controllers werden im Vergleich zu Astro’s Playroom übrigens nicht besonders genutzt – man bekommt quasi das übliche Feedback, so dass man am PC oder PS4 mit anderem Gamepad auch nix Wesentliches verpasst. Bis auf die Reduzierung auf 1080p bei 30 Bilder pro Sekunde für PS4 wurden keinerlei technischen Abstriche für ein System gemacht; auch die maximale Anzahl der Mudokons soll überall bei etwa 100 liegen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=90707,id=92638776)]
Die besten Szenen hat Abe unter Tage. © 4P/Screenshot

Aber ärgerlicher als die nicht perfekt optimierte Technik sind die mechanischen Probleme, weil das Potenzial für ein gutes Spiel ja immer wieder aufblitzt. Das Abenteuer ist abwechslungsreich, mit über 15 Stunden für den ersten Durchlauf umfangreich und bietet in seinen besten Momenten tolle Möglichkeiten, die vor allem Veteranen umgehend zurück in die 90er beamen. Es gibt übrigens drei Schwierigkeitsgrade, manuelles Sichern sowie faire automatische Speicherpunkte. Man kann alle der 15 (bzw. 17) Kapitel auch einzeln anwählen, sobald man sie gemeistert hat.