Oxenfree II: Neu, besser, mehr
Wie schaurig-düstere Gemälde wirkt jedes einzelne Szenenbild, unheimlich wiegen Bäume leicht im Nachtwind. Das alles ist recht subtil gemacht und dennoch voller Details, auch die Animationen. Nur selten, etwa bei vorgefertigten Bewegungsabläufen von Sprüngen über Abgründe wirkt das ungelenk. Schade eigentlich, dass die Figuren selbst auf einem 65-Zoll-TV recht klein wirken. Man muss schon nah an den Fernseher herantreten, um etwa zu erkennen, dass Riley Sommersprossen hat. Dennoch ist Oxenfree II: Lost Signals eine Augenweide und legt zum Vorgänger eine ordentliche Schippe drauf.
Neben der verbesserten Grafik ist auch Rileys Walkie-Talkie neu, mit dem sie nicht nur mit ihrer Auftraggeberin Evelyn kommuniziert und Anweisungen erhält. Im Verlauf des rund achtstündigen Abenteuers lernt sie auf diesem Weg nämlich auch die jugendliche Radiomoderatorin Maria, einen Fischer und weitere schrullige Gestalten kennen, die per Funk Hintergrundinformationen und optionale Nebenaufträge liefern und sich bei entsprechendem Gesprächsverlauf mit Riley anfreunden, was den Fortgang der Geschichte beeinflusst. Auf einem Kanal belauscht sie sogar die Kultisten und entdeckt dadurch das eine oder andere Geheimnis, das bei späteren Begegnungen nützlich ist. Solltet ihr übrigens während eines solchen Funkgesprächs von einem Gespräch mit Partner Jacob unterbrochen werden, dürft ihr das ursprüngliche Gespräch anschließend fortsetzen, das Spiel weist sogar darauf hin – sehr komfortabel!
Gesprochen wird in Oxenfree II: Lost Signals also eine Menge. Zwar ist die Vertonung ausschließlich in englischer Sprache, gut lesbare und stimmig übersetzte Untertitel in einstellbarer Größe erleichtern jedoch das Verständnis und lenken nur selten vom stets gemächlichen Spielgeschehen ab. Die Sprecher leisten durchweg saubere Arbeit, lediglich Riley hört sich älter an als erwartet. Zudem klingt sie unabhängig von der gewählten Antwort immer schnippisch und sarkastisch, was zumindest mich etwas gestört hat, bis ich durch eine Enthüllung in der Story verstand, warum sie so ist: Es gibt tatsächlich einen Grund dafür. Stark!
Nicht minder stark ist die eingangs erwähnte Musikuntermalung. Wie im Vorgänger wabern Synthesizer in 80er-Jahre-Klangfarben minimalistisch aus den Boxen, dazwischen findet sich immer wieder Raum für kleine Melodiebögen, die bedeutungsschwanger und bisweilen bedrohlich Erinnerung an ruhigere Silent-Hill-Momente wecken. Gleichzeitig scheut sich das Spiel jedoch nicht davor, in dramatischen Momenten, in denen euch wilde Bildstörungen und verwirrende Effekte die Netzhaut malträtieren, auch akustisch Gas zu geben.
Ein bisschen Aktion
Neben dem Reden per Gesprächsoptionen und Walkie-Talkie bietet Oxenfree II: Lost Signals weitere Spielelemente, wenngleich keines davon besonders komplex oder gar fordernd ausfällt. Wie Alex im Vorgänger dreht auch Riley am Frequenzregler ihres tragbaren Radios. Neben Marias Livesendung lauscht ihr verstörend kryptischen Texten oder schrägen Sounds. Außerdem dient das Radio dazu, bestimmte Sicherheitsschlösser durch Einstellen der korrekten Frequenz zu knacken oder eine Geisterentität abzuwehren, wenn sie von einem Inselbewohner Besitz ergreift.
Hat Netflix eigentlich irgendwann einmal verlauten lassen, warum das Spiel nicht für die XBox erscheint?
Sehr schön, da hab ich drauf gewartet, hab den ersten Teil super gefunden.
Ich seh grad, Teil 1 hat hier damals nur 69% bekommen, was war denn da los
Klingt gut. Danke für den Test.
Ich mochte Teil 1 - war ein nettes Spiel mit dichter Atmosphäre und netten Charakteren.
Da werde ich wohl mit Teil 2 ebenfalls meine Freude haben. Kurz und knackig und somit gut für ein verregnetes Wochenende geeignet. (Ansich ist das Wetter viel zu gut für diese Art von Spiel)
Afterparty von den gleichen Machern hat übrigens noch keinen Test hier bei 4p. Weniger Horror, mehr Abstrusitäten, aber auch unterhaltsam.