Dadurch verliert das an sich interessante System jede Glaubwürdigkeit und setzt euch nur unnötig unter Zeitdruck, was auch negative Auswirkungen auf den Spielverlauf hat.
Denn statt den Feind möglichst unauffällig zu umgehen, ballert ihr euch in der Regel einfach den Weg frei, um Zeit und damit Ausdauer zu sparen. Zwar stehen euch auch diverse Ablenkungsmanöver wie Klopfgeräusche, Zigarettenköder oder Signalfackeln zur Verfügung, während ihr mit hinterhältigen Würgeangriffen sogar lautlos töten könnt, aber angesichts der unterirdischen Gegner-KI wendet ihr diese Mittel quasi nur an, wenn die Munition knapp wird – was aufgrund der miesen Kollisionsabfrage leider keine Seltenheit ist…
Zeitverschwendung
Ärgerlich nur, dass euer Protagonist für jeden Stealth-Kill seine Waffen in den Rucksack packt und ihr sie anschließend erst wieder hervorkramen müsst, um eventuell aufmerksam gewordene Wachen auszuschalten. Allerdings kümmert es die feindlichen Soldaten in der Regel keinen Deut, wenn in unmittelbarer Nähe Kameraden gemeuchelt werden oder ihr direkt vor ihrer Nase vorbeispaziert. Da macht es nicht einmal Sinn, die leblosen Körper getöteter Gegner wegzuschleppen, was nur Zeit und Ausdauer kostet.
Kurios auch, dass ihr die Waffen eurer Opfer nicht einsacken oder die Leichen nach Munition oder ähnlichem durchsuchen könnt, was reichlich inkonsequent wirkt. Stattdessen liegen Pistolen, Gewehre und andere Objekte einfach so in der Gegend rum als hätte man sie dort extra für euch deponiert…
Augen zu und durch
Überhaupt wirkt die Flucht viel zu konstruiert und linear, um auch nur ansatzweise Spannung oder Atmosphäre aufkommen zu lassen. Auch die antiquierte Grafik drückt gewaltig auf die Stimmung. Die Charaktermodelle sind teils extrem klobig, die Animationen mitunter einfach nur albern und die kargen Texturen trotz eines gewissen Zeichentrick-Flairs völlig indiskutabel. Lediglich die in Comic-Form präsentierten Zwischensequenzen machen hin und wieder was her. Auch die seltene englische Sprachausgabe eures Alter Egos geht in Ordnung, was man von den deutschen Stimmen der Soldaten und Zivilisten oder den deutschen Untertiteln und Menütexten nicht immer behaupten kann. Die Sound-FX sind auch nicht gerade spektakulär, erklingen auf der Xbox aber zumindest in Dolby Digital.
Buch mit zwei Seiten
Ein absoluter Witz ist jedoch das mickrige Handbuch, das mit seinen läppischen zwei Seiten mehr Fragen offen lässt als beantwortet und selbst angesichts des ermäßigten Preises (wobei jede Splinter Cell-Episode deutlich günstiger und besser ist) eine absolute Frechheit darstellt. Zum Glück werden euch im Spiel nochmals alle grundlegenden Aktionen in Textform kurz verdeutlicht, aber ansonsten heißt es einfach „Friss oder stirb“… Na ja, wenigsten ist die Steuerung nicht allzu kompliziert, auch wenn Pad-lose PC-User trotz frei konfigurierbarem Tasten-Layout mit einigen Fingerverrenkungen leben müssen. Dafür lässt es sich mit der Maus jedoch etwas genauer zielen, sofern euch die Kollisionsabfrage keinen Strich durch die Rechnung macht. Die analoge Pad-Steuerung ist aber definitiv handlicher. Am besten seid ihr jedoch dran, wenn ihr einen GameCube besitzt, denn dann bleibt euch Pilot Down komplett erspart…