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Prey (2006) (Shooter) – Prey (2006)

Neun Jahre nach seiner Ankündigung erblickt Prey das Licht der Welt und schickt euch als Cherokee-Indianer durch ein ungewöhnliches Actionfest. Der eigentliche Star ist aber die Inszenierung: Ein Indianer im Science Fiction-Universum – das ist ausgefallen, neu und wird mit frischen Ideen gepflastert. Passt die Mischung oder regiert die Form über den Inhalt? Gut Ding will Weile haben. Ist Prey SO gut?

© Human Head Studios (PC) / Venom Games (360) / 2K Games

Es ist ebenso ungewöhnlich wie cool, eine Granate zu schmeißen und sie nach links, rechts oder oben fallen zu sehen. Aber ihr dürft euch nicht nur daran satt sehen, sondern müsst auch die grauen Zellen aktivieren, denn viele Rätsel spielen mit eurem Orientierungssinn. Wart ihr es bisher gewohnt, entfernte Plattformen zu erreichen oder versteckte Eingänge zu finden, müsst ihr das hier auch in der dritten Dimension schaffen. Ihr bahnt euch z.B. euren Weg, indem ihr auf Schalter schießt, welche die Gravitationsverhältnisse ändern. Gibt es drei oder mehr davon in einem Raum, müsst ihr genau überlegen, welcher Schalter euch aus welcher Position wo hin bringt. Was für Half-Life 2 die Experimente mit der Physik waren, sind bei Prey die Knobeleien mit der Schwerkraft. Dafür könnt ihr hier eure

Die Bastion der Außerirdischen erstreckt sich hunderte Meter hoch.

Umwelt kaum beeinflussen: Nach rollenden Alien-Eiern, fallenden Kisten sowie einem Traktor-Strahl ist Schluss mit der physikalischen Ernsthaftigkeit. Waffen durchbrechen nicht einmal Glasscheiben.

Völlig abgefahren wird die verkehrte Welt im Mehrspieler-Modus, wo ihr nicht mehr in aller Ruhe Rätsel lösen, sondern beim hektischen Ballern die Orientierung behalten müsst. Das ist einfacher gesagt als getan, denn in einigen der acht Levels ändert sich die Schwerkraft alle zehn Meter. Geht ihr um die Ecke, kann es sein, dass ihr plötzlich an der Wand lauft. Gegner über, unter und neben euch – das will erst einmal kapiert sein. Dem Erlebnis tut’s gut: So aufregend sind Multiplayer-Gefechte selten. Dem kommt auch zugute, dass sämtliche Waffen ähnlich durchschlagskräftig sind, wenn ihr mit ihnen umgehen könnt. Das Abklappern der immer gleichen Flecken nach der dicksten Wumme könnt ihr euch somit sparen. Konzentriert euch lieber auf die Action. Schade jedoch, dass gerade mal Deathmatch sowie Team Deathmatch zur Auswahl stehen. Wenn Prey auf lange Sicht gut bevölkerte Server haben will, sind die Modder gefragt.

Türen von morgen

Einzigartig ist aber nicht nur die veränderliche Schwerkraft, beeindruckend sind vor allem die Portale. Dabei wirken die Durchgänge auf den ersten Blick völlig unspektakulär, aber gerade das ist so faszinierend. Denn auch wenn ihr schon in tausendundfünfzig Spielen von einem Ort zum nächsten transportiert wurdet: So nahtlos war der Übergang noch nie. Ihr seht schon von Weitem, was euch auf der gegenüberliegenden Seite erwartet, denn die Öffnungen geben den Blick auf das frei, was dahinter liegt. Ihr könnt sogar hindurch schießen. So erledigt ihr einige der Aliens, bevor sie das Feuer erwidern können. Tretet ihr schließlich über, gibt es kein Blitzen, kein Verschwinden und Anderswo-Wieder-Auftauchen. Ihr lauft wie durch eine Tür und seht jederzeit beide Räume – die Illusion ist perfekt.

Überall liegen Leichen – widerlich zugerichtete Experimente. Das Licht flackert, irgendwo fängt ein Computer die Radiosendung auf, in der Anrufer von mysteriösen Erscheinungen über Nordamerika berichten. Meine Sicht verzerrt sich, da ist wieder diese Stimme. Der Keeper beobachtet mich. Was will das Monster von mir? Ich habe keine Zeit zum Nachdenken, da vorne lauert der nächste Fiesling. Ranzoomen, Zielen, Kopfschuss. Und noch einer. Und dann noch einer. Wieso reagiert der nicht auf mich, wenn ich deutlich sichtbar hinter der Glasscheibe warte? Verdammt, mit der Riesenspinne hatte ich nicht gerechnet! Erst ist es nur eine. Dann zwei, dann drei. Besonders einfallsreich sind die nicht.

Kanonenfutter

Nach dem atemberaubenden Einstieg kann Prey die aufgebaute Stimmung leider nicht halten. Obwohl abgefahrene Ideen, Wall Walks oder Rätsel für Abwechslung sorgen, fällt die Spannung schon nach einer Stunde ab. Das liegt zum einen am geradlinigen Ablauf, der euch stur von A über B nach C schickt und zum anderen an den wahnsinnig doofen Monstern. Die Außerirdischen sind zwar Meister der Raumfahrt und Technik, ihre martialische Überlegenheit lässt allerdings zu wünschen übrig. Sie bleiben stur auf ihrer Position, der gelegentliche Sprung

Faszinierend: Der nahtlose Übergang ist beeindruckend.

zur Seite ist ihre einzige Verteidigung und im Team agieren sie schon gar nicht. Falls sie sich nicht auf den Wall Walk teleportieren, betreten sie die Bahnen auch dann nicht, wenn ihr euch dort versteckt. Ihr einziges Mittel ist die ständig größer werdende Schar an Kameraden. Mehr haben die Feinde nicht zu bieten, denn selbst wenn ihr einstellt, dass sich der Schwierigkeitsgrad ähnlich wie bei Sin Episodes an euer Können anpasst, kommen selbst dicke Gegner einzeln nicht zum Zug. Somit müssen die Portale als Entschuldigung herhalten, um Widersacher einfach sukzessive in den Raum zu werfen. Eine intelligente Platzierung der Aliens fällt flach – wozu auch, wenn „Taktik“ nicht im Wörterbuch steht.

Aber um Taktieren geht es nicht. Prey ist nicht „Der schmale Grat“, es ist „Mission: Impossible 3“. Der Kracher für jedermann, der Blockbuster im Sommer. Und für die gilt bekanntlich: Synapsen abschalten und die Inszenierung genießen. Selbst dann könnten die Widersacher intelligenter agieren, ja. Aber dafür entdeckt ihr eine Unmenge cooler Einfälle und erfreut euch an der dichten Atmosphäre. Da sind z.B. die Sklaven der Aliens, welche aufgeschnitten, mit Implantaten versehen und wieder zugenäht wurden. Sie halten die Sphäre am Laufen und registrieren euch nur, wenn ihr sie angreift oder ihnen zu nahe kommt. Wenn ihr auf sie schießt, verlieren sie erst ihren Kopf, dann einen Arm und humpeln immer noch auf euch zu. Ekel erzeugen auch große Schließmuskeln, aus denen Gedärme herausspritzen. Das ist widerlich! Aber cool! Tunnel, in denen sich halb lebende, halb mechanische Spinnen verstecken, wecken Assoziationen an Werke von Alien-Erfinder H.R. Giger. Und dann ist da der Raum, in dem sich die Schwerkraft mehrmals ändert. Tommy, der ohnehin stinksauer und fluchend durch das gesamte Spiel rennt, beschwert sich deshalb über ein ungutes Gefühl in der Magengrube… Als er das nächste Mal an der gegenüberliegenden Mauer landet, kotzt er einfach auf den Boden.

           

  1. Ich hab es heute mal wieder Gepsielt.Und ich bin wieder mal drauf hängen geblieben.Im Gegensatz zu den heutigen Shooter wo es nur um Moorhun Ballern geht ist das eine wundervolle Perle.Da Setting ist unverbraucht die Rätzel sind cool und das ganze Level Designs ist durchdacht und mit den Portalen wunderbar verbunden.
    Die Grafik ist schön anzusehen.Wenn man bedenkt das es von 2006 ist.Nicht übertreiben mit effecte so wie heute.
    Für mich heute immer noch ein 90% Wertung.
    Einzig was ich schade finde ist das man nie ein weiters Story dlc gemacht hat.

  2. Ich habe es auch gerade @Win10 durchgespielt (i5 4440, Radeon 390) ...
    Über 11 Jahre alt, aber die Grafik sieht (auch bedingt durch das dunkle, enge Setting, guteLichteffekte) immer noch aktuell aus, gute Texturen. Da fallen einem die übertriebenen Special-Effekte von heutigen Open-World-Spiele (Tiefenschärfe *würg*) auf.
    Endlich ein nahezu (da etwas mehr Rätsel) reinrassiger OldSql-Shooter ohne Achievements, Extra-Ziele, Sammlungswahn und megagroßen Feature-Wasserkopf wie in den heutigen Spielen - selbst Rennspiele haben gefühlt eine Mio. Features).
    Ich fand einige Logik-Rätsel nicht sooo einfach und das Spiel ist auch nicht sooo kurz. Wenn man das Ende erwartet, geht es doch noch ein Stück weiter.
    Story geht auch immer etwas weiter mit kleinen Überraschungen.
    Komisch dass wirklich niemand (weder User noch Testbericht) den Falken als NPC-Buddy erwähnt - es hilft zur Ablenkung der Gegner gut mit.
    Auf jeden Fall ne Empehlung wert - so gefühlt zwischen 82 und 86% (bin sonst eher Rollenspieler).

  3. Hab's gerad in der Version 1.4 durchgespielt. Mein Eindruck: Visuell und levelarchitektonisch (für seine Zeit) beeindruckend, spielerisch aber bieder-monoton ohne ein einziges forderndes Puzzle; je weiter ich im Spiel fortschritt, desto entnervter war ich überdies von der allzu seichten Story. Valve hat da mit Half-Life² in allen Belangen die Nase vorn.
    Nichtsdestotrotz geht Prey als wenig anspruchsvoller Ego-Shooter für die Kurzweil zwischendurch klar.
    Fazit: 6/10.

  4. Das habe ich noch gut in Erinnerung. Ich werde es mir jetzt zum Nice Price kaufen. Die Grafik ist noch voll in Ordnung. Ich glaube die Doom 3 Engine ist noch 10 Jahre nach Release spielenswert.

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