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Rag Doll Kung Fu: Fists of Plastic (Prügeln & Kämpfen) – Rag Doll Kung Fu: Fists of Plastic

Vor vier Jahren, als Mark Healey, damals Grafiker bei Lionhead, gerade langweilig war, entwickelte er mal nebenbei Rag Doll Kung Fu – ursprünglich eine Fingerübung, um sich mit dem einen oder anderen Aspekt der Programmierung vertraut zu machen, schlussendlich ein ausgereiftes Projekt, das mehr Zeit verschlang als ihm lieb war. Nicht zu vergessen die bemerkenswerte Beklopptheit, die das Hoppelpuppen-Geprügel mit sich brachte. Die ist auch im professioneller aufgezogeneren Nachfolger noch vorhanden. Aber irgendwo blieb die Experimentierfreude auf der Strecke.

© Tarsier Studios / Sony Computer Entertainment

Fliegende Klopperpuppen 2.0

Selbstzitate sind was Tolles: »[Rag Doll Kung Fu ist] mehr cooler Physik-Spielplatz als Beat-em-Up. Wäre es nicht ganz so einzigartig anzuschauen, würde sich vermutlich kein Mensch dafür interessieren« schrieb ich im Jahr 2005 am Ende des Tests. Ein interessantes, anderes Spiel war das; erfrischend anzusehen, leider nicht sonderlich gut zu spielen, aber als Experiment sehr interessant. Die Zeit kroch gemächlich auf ihrem gewohnten Pfad herab,

Damals wie heute besticht das Spiel vor allem durch seinen originellen Grafikstil. Die Gestalt eurer Klooperfigur dürft ihr wieder aus vielen Einzelteilen selbst zusammenschrauben.
Entwickler Mark Healey gründete zwischendurch Media Molecule, um einige Zeit danach die Welt mit LittleBigPlanet auf den Kopf zu stellen. Und weil damit das Verhältnis zu Sony wohl so super war, reichte er das Rag Doll-Zepter an die Entwickler-Kumpel von Tarsier Studios weiter, die das Konzept für das PSN neu strickten. Tatsächlich sogar so neu, dass von dem Original-Spielprinzip kaum noch etwas übrig ist.

Die offensichtlichste Parallele ist das Grafikdesign: Nach wie vor steuert man bizarr gestaltete Männlein und Weiblein durch mit Tiefe versehene 2D-Arenen, die sich im Stil eines Puppenspiels die plastikglänzenden Nasen verbiegen. Und das dem Namen entsprechend physikalisch durchaus bemerkenswert, denn die Havok-befeuerte Engine sorgt dafür, dass fliegende Körper und gedehnte Extremitäten in einem spaßigen, aber dennoch glaubwürdig wirkenden  Comic-Rahmen stattfinden. Allerdings wurde die Steuerung der Hampelmänner (die sich wie üblich aus etlichen Einzelteilen, die größtenteils erst freigespielt werden müssen, individuell zusammenbasteln lassen) komplett umgemodelt. Statt Arme und Beine umständlich per Maus zu befummeln, kontrolliert man die Kämpfer jetzt direkt per linkem Analogstick, Schläge und Kicks werden einfach auf Knopfdruck ausgelöst, die sich zu einfachen Kombos verbinden lassen – was auch ganz wunderbar funktioniert. Sogar so wunderbar, dass die Entwickler natürlich unbedingt eine Tonne Stolpersteine einbauen mussten.

Das große Fisch-Massaker

Diese Stolpersteine haben allesamt mit dem berüchtigten Sixaxis-Konzept des PS3-Controllers zu tun: Einen Feuerball loszulassen, indem man das Pad schüttelt, geht ja noch recht leicht von der Hand. Nervender ist da schon das »Firefly«-Manöver: Richtung per linkem Stick anweisen, Vierecks-Taste gedrückt halten und dann noch Controller schütteln, um mit Flammenfaust voran drauflos zu fliegen, ist schon sehr umständlich. Nur auf dem Papier sinnvoll auch das Meditieren, mit dem man erlangte Chi-Power in Lebensenergie umwandeln kann – wofür man einfach nur den Controller auf den Kopf drehen muss.
Vier Spieler dürfen lokal die Plastikfäuste schwingen – einen Online-Modus gibt es allerdings leider nicht.
Wenn man Glück hat, geht die Spielfigur träge in einen Schneidersitz und glüht drauflos, kann aber weiterhin angegriffen werden, wodurch die Meditation unterbrochen wird. Kurz gesagt: Die Erkennung der Bewegungskontrolle funktioniert viel zu unzuverlässig und fummelig, als dass sie im Spielalltag tatsächlich zu gebrauchen wäre.

Seid ihr allein, dürftet ihr mit Fists of Plastic nur kurz Freude haben: Neben dem Tutorial warten gerade mal acht Herausforderungen, die locker in einer Stunde abgearbeitet sind – keine Story, keine Bosskämpfe, nix. Interessant wird das Spiel erst ab einem weiteren Mitstreiter, maximal vier sind vor einem Fernseher erlaubt – einen Online-Modus gibt es leider nicht. Leere Slots lassen sich mit KI-Rumschreiern füllen, mit Ausnahme der »Capture The Fish«-Variante, die auch gleich die beste im Repertoire ist: Ziel ist es hier, einen Gummifisch in einen Korb zu bugsieren, ohne sich von den anderen dabei aufhalten zu lassen – sehr bescheuert, sehr unterhaltsam. Der Rest besteht aus klassischem Alle-gegen-alle, einem Plattform-Gehangel, bei dem man möglichst wenig Bodenkontakt haben darf, Shuriken-Scharfschuss oder dem wörtlich zu nehmenden »King of the Hill«: Man erklimmt eine Plattform und hält sich dort oben die anderen mit Faust, Fuß und diversen Waffen möglichst lange vom Hals. Immerhin gibt es für die verschiedenen Spielvarianten Online-Ranglisten, außerdem kann man besonders aufregende Fights aufzeichnen und auf der Videoplattform der Wahl mit der Welt teilen.

    

  1. Was steckt eigentlich hinter dieser Aktion? Ist mir ein wenig schleierhaft, eine Preissenkung hätte es ja auch getan.
    Euch sei es gegönnt, fühle mich nur ein wenig veralbert, dass ich da vor kurzem etwas für ausgegeben habe ;)

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