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Resistance: Fall of Man (Shooter) – Resistance: Fall of Man

Einst wurde Resistance als Heilsbringer und legitimer Killzone-Ersatz gehandelt. Dann drohte nach den ersten Präsentationen der Absturz: Vieles sah so ganz und gar nicht nach PlayStation 3-Grafikmacht aus und hätte mit viel bösem Willen auch als PS2-Shooter durchgehen können. Doch wie so häufig liegt Schönheit im Auge des Betrachters, alles kommt sowieso ganz anders und erst jetzt ist Testzeit!

© Insomniac Games / Sony

So konventionell sich Resistance bis hierhin fast in jeder Beziehung gezeigt hat, so sehr lässt Insomniac Games bei der umfangreichen Waffenauswahl die Kreativmuskeln spielen. Hier zahlt sich – vor allem auch hinsichtlich der Mehrspieler-Duelle – die Erfahrung und der Ruf aus, den die Briten mit Spielen wie der Ratchet & Clank-Serie aufgebaut haben. Natürlich findet sich im reichhaltigen Repertoire auch das Standard-MG mit Granatwerfer als Sekundärfeuer.
Doch zielsuchende Leuchtspurgeschosse, Projektile, die an soliden Hindernissen wie Mauern etc. kurz halt machen, bevor sie sich quasi durchbohren und weiterhin eine Gefahr darstellen oder Sniper-Gewehre, bei denen ihr kurzzeitig Bullet-Time aktivieren könnt, findet man nicht in jedem Action-Titel.

Die weitestgehend lineare Welt von Resistance wird von Grau- und Brauntönen dominiert…

Und so gut und interessant viele der Waffen auch sind und so sehr sich Resistance auch bemüht, die zahlreichen Gegnertypen mit Anfälligkeiten für die eine oder andere Wumme auszustatten, kommt man auch mit den Waffen der ersten Stunden sehr weit.

Bei den Bosskämpfen sieht es wieder etwas anders aus, doch für die Standardgegner, die euch über einen Großteil der Solo-Spielzeit bzw. im möglichen Splitscreen-Koop-Modus begegnen werden, reichen Standardwaffen vollkommen aus. Einen „ad hoc“-Online-Koop wie z.B. im indizierten 360-Action-Primus gibt es nicht.
Zu den Gegnern: Deren KI befindet sich im Großen und Ganzen auf üblichen Genre-Standards. Soll heißen, das Spieler, die schon einmal mit einer virtuellen Knarre über sagen wir mal irgendwelche Call of Duty-Schlachtfelder gelaufen sind, kaum Schwierigkeiten haben werden. Kollektives Verhalten findet man nur selten. Die meiste Zeit geht es für die Aliens nur darum, euch so effektiv wie möglich unter Beschuss zu nehmen. Selbst wenn ihr die Flucht ergreift, verfolgen die Aliens euch meist nur bis zu einem bestimmten Punkt und machen dann kehrt. Das ist gut für die Spielbalance und die Fairness, aber sehr schlecht für die Spannung.

Halo 2 hat sie, Gears of War hat sie auch und Resistance bietet sie ebenfalls: Eingestreute Fahrsequenzen. Dabei fallen vor allem zwei Sachen auf: A) die Fahrzeuge werden direkt gesteuert (im Gegensatz zur „Kamerasteuerung“ à la Halo) – das ist gut! B) Sitze ich z.B. im Jeep und werde beschossen, nimmt das Fahrzeug keinen Schaden, sondern meine Gesundheitsleiste – das ist schlecht! Denn obwohl Insomniac ein gar nicht mal schlechtes Physiksystem integriert hat (vor allem sichtbar, wenn man mit Granaten Ketten-Explosionen auslöst), ist dies nur ein weiteres Zeichen dafür, dass Interaktion mit der Umgebung im Allgmeinen sehr klein geschrieben wird. Ein paar Einschusslöcher, ein paar zerstörbare Kisten – das war´s im Wesentlichen. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen und ist für Resistance einer der Hauptpunkte, an denen man das Next-Gen-Versprechen definitiv nicht einlösen kann.

Die nächste Generation?

Ich erinnere mich noch gut an Phil Harrisons Aussage, dass die nächste Generation erst dann beginnt, wenn Sony es sagt. Ich hoffe für ihn, dass er angesichts von Resistance bereit ist, den Next-Gen-Start etwas zurück zu halten. Er täte besser daran.

Auch wenn das Next-Gen-Versprechen nicht vollends eingelöst wird: Resistance sieht nicht schlecht aus.

Denn auf den ersten Blick und vor allem in den ersten Abschnitten erinnert Resistance eher an einen leicht aufgewerteten PS2-Titel: Die im Detail aufgeweichten Umgebungs-Texturen sind in etwa so weit von Next-Gen entfernt wie das Grafikdesign der meisten Virtual Console-Titel.

Dieser Eindruck ändert sich aber relativ schnell: Die Texturen werden besser -ohne allerdings irgendwo auch nur ansatzweise in Gears of War-Bereiche zu kommen- und die Areale insgesamt abwechslungsreicher. Gewisse Anleihen bei den üblichen Verdächtigen, angefangen bei den Call of Dutys oder Medal of Honors bis hin zu Prey mit seinen organisch-metallischen Ansätzen, lassen sich zwar auch hier feststellen, doch Insomniac schafft es, sich eine gewisse Eigenständigkeit zu erarbeiten. 
Die Erdtöne, die man von Anfang bis Ende in den verschiedensten Variationen vorfindet, gingen mir persönlich zwar nach einiger Zeit auf den Keks – zumal gewisse Farbtupfer hier und da meiner Meinung nach durchaus auflockernd hätten wirken können, bevor die nächste Bedrohung einsetzt. Doch unter dem Strich erreichen sie ihr Ziel: das Schaffen von Atmosphäre. Und was Resistance hinsichtlich der Texturen und dem Next-Gen-Anspruch vermissen lässt, macht das Gegnerdesign zumindest ansatzweise wieder wett.