Noch bevor Harmonix die Erweiterung Rivals ankündigte, hat man im Laufe des letzten Jahres viele unserer Kritikpunkte aus unserem Test von Rock Band 4 in den monatlichen Updates beseitigt, die vor allem seit Anfang 2016 aufgespielt wurden. Da sich am grundsätzlichen Spielprinzip und dem Fundament allerdings nichts verändert hat, möchte ich auf den ursprünglichen Test verweisen und nachfolgend vor allem auf die Änderungen des Musikspiels eingehen, das nach wie vor fasziniert. Denn mittlerweile kann man z.B. problematische Passagen im Training in Angriff nehmen und dabei wie in früheren Rock-Band-Spielen auch die Geschwindigkeit reduzieren, um die nötigen Fingerbewegungen oder heftigen Drum-Sequenzen im motorischen Gedächtnis abzuspeichern. Man darf mittlerweile auch wieder eigene Setlists zusammenstellen und muss nicht immer nach jedem Song wieder zurück in die Auswahl.
Vor allem als dieses Feature im April wieder hinzugefügt wurde, nachdem es aus mir unerfindlichen Gründen bei der Veröffentlichung im Oktober letzten Jahres fehlte, habe ich wieder häufiger die Plastikklampfen, das Drumset und das Mikro (und damit die Ohren der Nachbarn) malträtiert. Gleichzeitig wurden zunehmend mehr Archivsongs verfügbar gemacht und mit dem Account verknüpft, wobei leider bei einigen Titeln älterer Serienableger mittlerweile die Lizenzen ausgelaufen zu sein scheinen. Besonders bedaure ich es im Fall von Journeys „Don’t stop believing“, doch da solche Sonderfälle in etwa bei einem Prozent liegen dürften, ist es letztlich verschmerzbar. Die Personalisierungsoptionen wurden ebenfalls aufgestockt, liegen aber nach wie vor weit unter dem, was in Rock Band 3 möglich war. Eine Möglichkeit, sein Gesicht per Kinect oder PlayStation-Kamera zu scannen oder es über eine Harmonix-Webseite als Foto hochzuladen und sich dann als Comic-Figur für das Spiel erstellen zu lassen, fehlt weiterhin. Zahlreiche Bugfixes und die ebenfalls von den Fans geforderte und seinerzeit nicht in Rock Band 4 vorhandene Unterstützung für Doppel-Kick-Pedals runden die Updates vor „Rivals“ ab. Und hätte Harmonix all das schon seinerzeit integriert, wäre ein Gold-Award sicher gewesen. Aber besser spät als nie.
Rivalen und Rock’n‘Roll-Geschichte
Und was bietet die Rivals-Erweiterung, die im Gegensatz zu den anderen Updates nicht kostenlos, sondern mit etwa 30 Euro zu Buche schlägt bzw. im Pack mit dem Basisspiel für 60 Euro zu haben ist? Zum einen wird man in der „Beneath the Tunage“ getauften Rock-Doku (Rockumentary) Zeuge vom Aufstieg, Fall und erneutem Aufstieg seiner Band. Zwischen den Shows, die von den Anfängen als Schülerband mit einem (!) Zuschauer bis hin zum Aufstieg in den Rockolymp und Arena-Gigs reichen, bekommt man Interviews mit anderen Bands, Bekannten der eigenen Combo und Fans präsentiert. Diese sind allerdings (vermutlich aus Kostengründen) nicht aufwändig mit Figuren in Spielgrafik produziert und vertont worden. Stattdessen hat man echte Darsteller vor die Kamera gezerrt, die im Stil aufwändiger Produktionen von MTV oder Kerrang als „Zeitzeugen“ ihre Meinung zum Besten geben. Der Bruch zwischen den realen und den Szenen in Spielgrafik stört allerdings nur anfänglich. Denn auf dem Weg zu den drei unterschiedlichen Enden wird man nicht nur mit unterschiedlichen Herausforderungen beim Kampf um Ruhm und Fans konfrontiert, sondern auch mit einer Menge Humor. Selbst in tragischen Momenten wird das Musikbusiness mit einem Schalk im Nacken betrachtet, wobei sich selbst der Sprecher der Rockumentary nicht ausnimmt – sehr schön! Wer nach der Karriere des Hauptspiels eine erzähllastige Alternative sucht, ist hier mehr als gut aufgehoben und kann hier einige Stunden investieren.
Wobei guitar hero von den Songs her immer besser war. Aber ich lasse mich mal überraschen
Ja, das "rockt", im wahrsten Sinne des Wortes!