Dass sich ACE Team beim mechanischen Fundament von Rock of Ages 2 treu blieb, ist keine Überraschung. Denn das war beim 2011 erschienenen Vorgänger eines der kleineren Probleme. Das Konzept, ein „Kugelrollen“ à la Super Monkey Ball bzw. Marble Madness mit Elementen der Tower Defense zu verbinden, indem man den ebenfalls einen Stein rollenden KI- oder menschlichen Gegner kostspielige Hindernisse in den Weg stellt, bevor er durch das Tor der Festung rollen kann, war damals schon interessant. Und das ist es immer noch – zumal bislang kein anderes Spiel auf die Idee kam, diese Verbindung aufzugreifen. Und jetzt hat man die Gelegenheit, die Redundanz des Vorgängers aufzubrechen, die sich in etwa ab der Hälfte der Spielzeit eingestellt hat und die auch vom Monty-Pythonesken Humor nicht aufgelöst werden konnte. Apropos: Ich als Fan der Mannen um Terry Gilliam, John Cleese oder Graham Chapman bin begeistert, dass ACE Team nicht nur hinsichtlich der Story ebenso durchgeknallt ist wie bei Teil 1, sondern auch den markanten Präsentationsstil beibehalten hat.
Wer mit den ausgeschnittenen, verfremdeten sowie nur rudimentär animierten Gemälden, Statuen, Figuren aus über einem Dutzend Epochen usw. nichts anfangen kann, obwohl (oder weil) sie stark an die Zwischensequenzen in zahlreichen Filmen der britischen Kulttruppe sowie der TV-Serie Monty Python’s Flying Circus erinnern, wird vermutlich auch nicht mit dem Humor warm werden. Bei mir jedoch treffen die absurden Sequenzen genau ins Schwarze. Wenn in der Introsequenz der den Vorgänger-„Helden“ Sisyphos ablösende Atlas die Erde fallen lässt, noch bevor Gott die Arbeit daran beendet hat und man schließlich mit Atlas in einer Art Schule landet, in der einige geschasste historische Gestalten wie Kleopatra nachsitzen müssen, ist das erst der Anfang. „Braveheart“ William Wallace kriegt ebenso sein Fett weg wie Richard Löwenherz, Baba Jaga, Vincent Van Gogh, Johanna von Orleans oder Don Quijote, die allesamt als Gegner dienen und überrollt werden müssen, nachdem man das Tor plattgewalzt hat, hinter dem sie sich befinden. Nach dem Sinn, wieso all diese historischen oder fiktiven Figuren hier als Antagonisten auftauchen, sollte man nicht fragen. Denn spätestens wenn man der brennenden Giraffe gegenübersteht, kann diese Antwort nur noch mit „Gaga“ oder ähnlich unartikulierten Lauten ausfallen.
„Like a rolling stone“
Dementsprechend haben die Entwickler beim oftmals höchst surrealen Leveldesign oder bei der Auswahl der mitunter kostspieligen Hindernisse, die man platzieren kann, um den Gegner davon abzuhalten, durch den Schutzwall zu brechen, ebenfalls ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Kämpft man z.B. gegen Don Quijote, sieht man in den großräumigen und häufig alternative aber gefährlich zu erreichende Routen bietenden Gebieten in der Entfernung Giganten, die sich beim Nähern in Windmühlen verwandeln. Und spätestens wenn man den Wal als „Turm“ benutzen kann, der eine Art Staubsauger nutzt, um die Felskugeln einzusammeln oder die Ballons freischaltet, die versuchen, den Stein des Anstoßes mit Tieren wie Löwen als Köder am Haken zu fangen, wird die ganze Bandbreite deutlich, mit der ACE Team das Konzept des Vorgängers aufzuwerten versucht. Und das gelingt auch – in erster Linie durch die aufgebohrten Inhalte. Fast 20 freizuschaltende Hindernisse stehen schließlich zur Verfügung, während man auf der offensiven Seite aus 16 Steinen auswählen kann, um sie auf die Tore des Gegners zuzusteuern.
Wunderbare ungezügelte kreative Vision. Pflichtkauf. Wird an einem Abend mit grünem Gemüse gespielt. Das wird ein Spaß.
Was zur Hölle ist denn das?
Vielleicht teste ich das mal.