Prime Matter & die Qualität
Im Juni 2021 hatte Koch Media – heute unter dem Namen Plaion firmierend – sein neues Spiele-Label Prime Matter vorgestellt: Man will unter dieser Marke „abwechslungsreiche Spiele veröffentlichen, die von erstklassigen Entwicklerstudios rund um den Globus entwickelt werden.“ Nebenbei bleibt Deep Silver, das langjährige Markenlabel, unter dem z. B. bald Dead Island 2 kommt, natürlich bestehen. Mittlerweile sind bereits einige Titel unter dem Prime-Matter-Dach erschienen: Ihnen gemein ist, dass sie mit relativ wenig Getöse in der Spielewelt aufschlagen, zudem war leider auch die Qualität der Titel nicht immer so, wie man sich das bei Plaion sicher vorgestellt hatte: Dolmen erhielt bei uns 68%, Tester Boris urteilte: „leidlich charmante Dark-Souls-Kopie, mit der sich ein kleines Team verhoben hat.“ Das Horror-Game The Chant und das Rollenspiel The Last Oricru wurden international mit mittelmäßigen bis schwachen Wertungen bedacht – und Gungrave G.O.R.E. fand ich so bescheiden, dass ich den Test schon nach zwei, drei Stunden abbrach. Besser machen will es nun Scars Above – ein mysteriöser SciFi-Shooter, entwickelt vom serbischen Studio Mad Head Games.
In Scars Above steuern wir die Forscherin Kate, die eigentlich mit einem Raumschiff unterwegs war, um eine rätselhafte Alienstruktur mit dem viel- und nichtssagenden Namen „Metaeder“ zu untersuchen – nach einem Absturz auf einen geheimnisvollen Planeten wird sie aber zur Kämpferin wider Willen. Sie muss sich nicht nur mit der extraterrestrischen Fauna herumschlagen, sondern auch nach ihren verschwundenen Crew-Mitgliedern Ausschau halten – und wenn sie nebenbei noch herausfindet, was es mit den düsteren Erscheinungen und den Echos einer untergegangenen Alien-Kultur auf sich hat – dann weht kurzzeitig sogar ein Hauch von Dead Space oder Mass Effect durch den Raum. Leider hat die Story zu wenig Fleisch auf den Rippen und lässt sich zudem viel Zeit, mir die rätselhaften Aspekte schmackhaft zu machen; obendrein ist Kate nicht nur optisch sondern auch persönlich ein Ausbund an Biederkeit. Zusammen mit der zweckmäßigen Grafik und der qualitativ überschaubaren Synchro ergibt das leider Mittelmaß auf vielen Ebenen – ich hatte mich wirklich auf den Titel gefreut und wollte gerne tiefer in das Universum eintauchen, letztlich bleibt Scars Above in puncto Spielwelt und Geschichte aber zu zäh und langweilig.
Dann halt mit Gewalt
Schon in den ersten Minuten wird deutlich, dass Kate kein Marcus Fenix ist: Sie kann zwar sprinten, per Ausweich-Dash zurückweichen und in die Hocke gehen, ihr Bewegungsrepertoir fühlt sich aber zögerlich an und ist letztlich banal – das Ballern aus Third-Person-Sicht funktioniert ordentlich, ihre Nahkampf-Attacken mit einer Klinge wirken aber total schwach; dazu gibt es kein Deckungssystem. Immerhin hat sie sich den Schneller-Nachladen-Trick von Gears of War abgeschaut und kann sich per überschaubarem Upgrade-Baum in einigen Bereichen verbessern. Dazu passt auch, dass ihre Hauptwaffe eigentlich ein Tech-Tool aus dem 3D-Drucker ist – mit ein paar Upgrades wird daraus ein anständiges SciFi-Gewehr, das unterem anderem Elektro-Schocks, feurige Schüsse oder Eis-Projektile ausspuckt. Wann immer Kate ein Upgrade dafür findet, wird das Gadget per 3D-Printer integriert – das klappt mobil und aus dem Zusammenhang gerissen, dafür braucht es keine Werkbank im Raumschiff-Hangar oder der alienesken Eishöhle.
Dass Kate nicht wie ein Badass-Shooter-Recke daherkommt ist kein Kritikpunkt per se – weil ihre Manöver, ihre Fähigkeiten und die Shooter-Zutaten aber so bieder sind, ergibt sich daraus eine Kritik an Scars Above als SciFi-Actionspiel. Das punktgenaue Bearbeiten von Schwachstellen per Elektro-Schuss oder das Entzünden von Büschen (damit man in eisigen Arealen nicht erfriert) hat mir Spaß bereitet, es überdeckt den Mangel an Trefferfeedback bei den Feinden und bei meiner Figur selbst aber nur bedingt. Ersteres Manko mildert Scars Above durch das Einblenden von Schadenswerten per Zahl ab, dass ich selbst Schaden nehme, hab‘ ich aber immer wieder übersehen. Plötzlich fällt Kate tot um, weil ein Aliengift an ihren Kräften zehrte oder der Frostwind schon seit etlichen Sekunden in die Glieder fuhr – vor lauter Ballern hatte ich das aber nicht bemerkt und das Spiel es offenbar nicht verstanden, mir das per visuellem Signal oder Pad-Vibration eindringlich mitzuteilen.
Yetis & Sumpfmonster
Immer wieder findet Kate kleine lilafarbene Wissens-Kuben, die ihr Charakterlevel langsam steigern, scannt Kreaturen und Alien-Technologie oder setzt rätselhafte Maschinen in Gang – den spielerischen Kern stellen aber die Action-Einlagen dar. Es gibt schwache, wieselflinke Standard(spinnen)feinde, aus dem Eiswasser auftauchende Scheusale, herumpolternde Ekel-Brocken und richtig große Bosse. Während Kates Nahkampf-Hiebe nur bei den Mini-Exemplaren sinnvoll sind, setzt sie ihre verschiedenen Schüsse und Gadgets bei den größeren Kalibern sinnvoll und kreativ ein. Mal ballert ihr den Gegern die Eisdecke unter den Füßen weg (und lasst das Monster-Wassereis mit einem Schuss bersten), andere Kreaturen haben leuchtende Schwachpunkte auf dem Rücken oder sind fast nur mit einem von Kates Technik-Helfern zu knacken: Man wirft eine Ablenk-Drohne ins Level, die Feinde auf sich zieht, verteilt brennbare Flüssigkeit per Granate, schützt sich mit einem wabernden Schutzmantel oder schleudert eine Schild-Blase, in deren Innerem alle Feind-Bewegungen drastisch verlangsamt sind. Diese Spielereien werten Scars Above als Shooter deutlich auf und sorgen dafür, dass die an sich wenig druckvollen Schießereien taktisch und spielerisch an Anspruch gewinnen.
Nervig ist jedoch, dass etliche Feinde direkt hinter mir spawnen und ich viel zu oft neue Munition aus besiegten Gegnern oder Pflanzen und Behältern holen muss – das hätte man eleganter gestalten können. Spannend ist hingegen, dass ich eine Art Multi-Ressource sammeln kann, die Kate je nach aktuellem Bedarf in zusätzliche Energie für die genannten Gadgets, Heil-Injektionen oder frische Munition verwandelt – so wird sichergestellt, dass mir letztlich nie die Schüsse ausgehen. In Scars Above muss ich meinen Spielstand regelmäßig an mysteriös wabernden Alien-Stelen speichern: Tue ich das, werden meine Medipacks aufgefüllt und alle Feinde wiederbelebt und ich muss sie auf dem Weg zum nächsten Missionsziel vielleicht erneut besiegen – damit hält ein Hauch von Soulslike Einzug in das ansonsten meist lineare Third-Person-Abenteuer. Gleichzeitig gibt es aber keine Charakter-Seele oder etwas Ähnliches, das ich am Ort meines letzten Todes auflesen muss – so ganz erschließt sich mir nicht, warum man sich für diese Art des Speichersystems entschieden hat. Bei anderen Shootern wie Gears, Control, Binary Domain & Co. hat es ja ganz gut auf herkömmliche Art, also mit Auto-Saves, funktioniert…
Das hätte ich auch besser gefunden. Leider ein Fluch das eben Momentan überall ein Souls ähnliches System reingequetscht werden muss. Aber das kennt man ja leider nicht anders in der Gaming Industrie.
Ich finde es auch nicht schlimm, dass man nichts beim Tod verliert (ganz im Gegenteil) - ich hätte mir bei diesem Spiel nur einfach ein ganz simples Autosave-System gewünscht, wie z. B. bei einem Shooter wie Gears.
Also mir gefällt es bisher recht gut, ich würde ne 70 Vergeben mit Potential zur 75.
Mich würde auch mal Interessieren warum hier eine Angeblich Blasse Heldin extra Hervorgehoben wird während das bei den meisten From Software Spielen keinen Juckt.
Auch läuft die PC Version bisher Sorgenfrei, und droppt nur selten mal ein paar Frames, meist nur nach dem laden des Spielstandes nach dem Start.