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Shadow of the Colossus (Action-Adventure) – Shadow of the Colossus

Das letzte Jahr hinterließ viele Abenteuerlöcher: Selbst zu Weihnachten suchte man vergeblich nach epischen Erfahrungen. Nicht nur das neue Zelda und Oblivion, auch der inoffizielle Nachfolger zu ICO wurde auf dieses Jahr verschoben. Aber jetzt ist es da, das vielleicht letzte großartige PS2-Erlebnis: Shadow of the Colossus. Wir sahen, wir spielten, wir staunten.

© Team Ico / Bluepoint Games / Sony

Trauer & Entschlossenheit

Aber es geht hier nicht nur um diese grandiose Technik, sondern auch, nein  vor allem um die Atmosphäre: Schon das Intro lässt ein Gefühl von wehmütiger Tragik aufkommen, das weit entfernt ist von billigem heroischem Popanz. Ich habe dieses Intro zig mal angeschaut. Ohne große Worte wird man Teil einer ganz besonderen Stimmung. Man kann die Trauer spüren, die sich zusammen mit stillen, aber eindringlichen Melodien ins Tal ergießt. Dabei ist der Held jung, grazil und nahezu spärlich gerüstet: Lediglich in eine Tunika gekleidet  und mit leicht androgynen Zügen, wirkt er fast verletzlich. Doch zusammen mit seinem Pferd bildet er eine Einheit der Entschlossenheit. Spätestens, wenn er sein Schwert zückt, um sich durch die Reflexion des Sonnenlichts das Versteck des nächsten Kolosses anzuzeigen, ist er nur noch eines: ein Krieger.

Schade ist vielleicht, dass die Reihenfolge der Gegner festgelegt ist. Schön ist jedoch, dass man den nächsten Zielort ignorieren und einfach

Ein Held, eine Tote, ein Ziel: Die Wiederbelebung. Doch davor haben die Götter sechzehn Riesen gesetzt…

drauflosreiten kann – man wird nicht durch künstliche Levelschläuche gezwängt, darf frei nach Norden, Süden, Osten oder Westen ziehen. Obwohl die Landschaft auf den ersten Blick wie ausgestorben wirkt, gibt es einiges zu entdecken: Ihr könnt Eidechsen mit dem Bogen jagen und ihr Fleisch verspeisen, um eure Ausdauer zu erhöhen. Oder ihr schießt Früchte von Bäumen, um eure Gesundheit wieder herzustellen. Außerdem trifft man in jeder Region auf andere Tiere: Mal sind es Möwen, mal Fledermäuse oder Schildkröten, die in eurer Nähe den Kopf einziehen. Ab und zu begleitet euch auch ein Falke im eleganten Gleitflug. Das sind stille, fast schon majestätische Momente.

Auf der Suche nach dem nächsten Kampf reitet ihr durch eine Landschaft, die vor allem in ihrer Vielfalt fasziniert. Freut euch auf rotsandige Wüsten, weite Steppen, sanfte Hügel oder zerfurchte Schluchten mit verträumten Seen. Künstliche Grenzen? Gibt’s nicht. Nachladen? Fehlanzeige. Ja, es flimmert hier und da. Ja, ab und zu taucht plötzlich ein Hügel in der Ferne oder auch ein Ruckler auf. Aber alles wirkt nahezu grenzenlos und wunderbar natürlich. Die Landschaft beeindruckt auch deshalb, weil das Licht immer neue Facetten zeigt und damit wunderbare Übergänge schafft: Man reitet über eine Ebene, in der eine gnadenlos gleißende Helligkeit herrscht, und kurze Zeit später taucht man in die schattige Kühle des Waldes. Man hört einen Wasserfall rauschen und muss sich erst an die Dunkelheit zwischen den Bäumen gewöhnen, die nur von vereinsamten Lichtschächten erhellt wird. Idyllisch. Traumhaft. Schön.

Idylle & Chaos

Aber irgendwann wird es richtig dunkel, richtig düster. Jedesmal, wenn ihr in die Reichweite eines der Riesen kommt, lässt euch ein kurzer Film die gewaltigen Ausmaße des bevorstehenden Kampfes erahnen: Wenn man vor einem windumtosten Abgrund steht und plötzlich zwei gigantische Pranken links und rechts über die Spalte greifen, während sich langsam der gehörnte Kopf einer Kreatur nach oben schraubt, auf dem ihr locker mehrere Häuser bauen könntet, steigt der Puls. Wenn aus einem scheinbar tiefen See plötzlich eine ebenso stark behaarte wie bemooste Gestalt auftaucht, die Wale zum Frühstück verspeisen würde und der das Nass bei voll aufgerichteter Drohpose nur noch bis ans Knie reicht, rast der Puls.

Dieses Spiel definiert den Begriff „Bosskampf“ völlig neu. Da steht kein Boss, kein Chef, kein Anführer, sondern ein urtümlicher Titan. Egal ob zwei- oder vierbeinig, mit Schwertern oder Hörnern bewaffnet, schwimmend oder fliegend – macht

Ihr seid klein, aber beweglich und mit dem Bogen auch auf Distanz gefährlich.

euch auf Kolosse gefasst, die diesen Namen mit jeder Polygonfaser verdienen. Jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen, jeder muss auf eine bestimmte Art besiegt werden – manchmal führen allerdings auch mehrere Wege zu den blau leuchtenden Wundpunkten. Das Team von Fumeto Ueda hat auch dafür gesorgt, dass ihr die Umgebung klug in die Kämpfe einbeziehen müsst: Mal wirft die Wucht eines Geysirs die Riesen um, mal müsst ihr einstürzende Säulen nutzen, mal müsst ihr sie gezielt in Abgründe locken oder auf dem Rücken eures Pferdes reitend den idealen Absprungmoment finden.

Aber Vorsicht: Dieses Abenteuer ist nichts für Anfänger, Buttonmasher oder Actionfresser, die schnell die Flinte ins Korn werfen. Die Kolosse brüllen vor Wut, während sie sich kraftvoll schütteln, nach euch schlagen oder mit ihren riesigen Füßen trampeln. Man muss geduldig Schwächen suchen, rechtzeitig in die Knie gehen, um wieder Kraft zu schöpfen oder sich nach einem Abwurf wieder aufrappeln, um von vorne loszuklettern. Und selbst wenn man die verwundbaren Stellen erreicht hat, muss man seine Stiche gut timen: Langes Ausholen macht sie kräftiger, kostet aber auch wertvolle Zeit – das gilt auch für den Bogen. Ihr könnt während der Kämpfe nicht speichern, sondern nur vor und nachher an bestimmten Türmen. Lediglich ein Autosave ermöglicht euch, die Konfrontation noch mal direkt zu starten. Die Reste gefallener Kolosse bleiben übrigens wie Ruinen am Ort des Kampfes zurück. Wenn ihr diese Orte aufsucht und meditiert, könnt ihr das Duell noch mal erleben – nach dem ersten Durchspielen sogar auf Zeit mit der Aussicht auf neue Waffen.
             

  1. Veldrin hat geschrieben:Also die KI ist doch naja. Wollten die Kolosse unbedingt sterben, oder warum kann man so quasi ohne Gegnenwehr auf der Hand oder dem Rücken herumklettern? Ich meine, wieso streichen die Kolosse die „Fliege Mensch“ nicht einfach fort oder zerquetschen sie einfach? Nein, stattdessen lassen sie sich lieber zig mal irgendwo reinstechen und flattern oder zappeln dabei halbherzig etwas herum.
    Dass ich also die zumeist wehrlosen Kolosse töten muss, finde ich auch bescheuert. Ich möchte nicht andere Lebewesen töten nur um eines zu retten. Und monoton ist es ja auch.
    Ja, wenn man beginnt darauf zu achten, dann kann einem auffallen, das sich der eine oder andere Koloss vielleicht ein wenig hölzern oder auch zu langsam bewegt. Aber es wird am Ende des Spiels (sozusagen) "erklärt", das es in dieser Welt so ist und woher das kommt. Zudem finde ich, das ein Vergleich mit Menschen und Insekten angebracht ist. Manchmal wundert man sich, was man alles anstellen muss, um eins dieser Viecher los zu werden. Im Vergleich zum Insekt bewegen wir Menschen uns im Zeitlupentempo. Aber das Wichtigste ist eigentlich immer: Man muss es zulassen, an die Welt des Spieles zu glauben. Bei Fantasy-Filmen kann man es ja auch ohne Probleme genießen, das es Monster und Magier gibt und kleine Menschen sich unsichtbar machen können. ;)
    Ansonsten wollte ich sagen:
    Hab es vor ein paar Tagen erst durchgespielt... und es ist definitiv auf meiner Top5-Liste. Ein unheimlich tolles Spiel. Sowas gabs noch nie, und wirds auch nicht mehr geben, denn es ist einfach einzigartig. Zwar ein geschundener Begriff, aber hier trifft er zu: Das Spiel ist eine Erfahrung.

  2. Also die KI ist doch naja. Wollten die Kolosse unbedingt sterben, oder warum kann man so quasi ohne Gegnenwehr auf der Hand oder dem Rücken herumklettern? Ich meine, wieso streichen die Kolosse die „Fliege Mensch“ nicht einfach fort oder zerquetschen sie einfach? Nein, stattdessen lassen sie sich lieber zig mal irgendwo reinstechen und flattern oder zappeln dabei halbherzig etwas herum.
    Dass ich also die zumeist wehrlosen Kolosse töten muss, finde ich auch bescheuert. Ich möchte nicht andere Lebewesen töten nur um eines zu retten. Und monoton ist es ja auch.
    Die Atmosphäre ja die ist große klasse. Mit Agro umherreiten und die Landschaft bewundern. Die Story ist zwar mager aber auch ganz nett. Aber das kann doch nicht alles sein.
    Also meins ist es nicht. Ich kann die Wertung nicht nachvollziehen. Aber gut, Geschmäcker sind halt verschieden.

  3. saxxon.de hat geschrieben:
    Danny1981 hat geschrieben:Finde ich aber interessant, dass du dann ausgerechnet FF XII anführst.
    In FFXII kämpft meine Party ohne mein Zutun. Ich hab diese ganzen KI-Scripte so aufeinander abgestimmt, dass ich die Gruppe nur noch von einem Gegner zum nächsten lenken muss, den Rest machen die alleine. Gegner auswählen, tanken, Schaden machen, heilen, Buffs oben halten, alles automatisch ;). Nur bei Bossen muss ich aktiv eingreifen. So fühlt sich's kein bisschen wie Grinden an, eher wie eine Art verlangsamtes Rumlaufen ;) Für mich lag der Spaß im Kampfsystem des Spiels darin, genau diese KI-Routinen immer weiter zu perfektionieren und als alter Pen & Paper-Min- / Maxer war es dann auch sehr befriedigend zu sehen wie der Plan aufging und alles reibungslos ineinandergriff.

    :D ich werde immer ausgelacht, wenn ich genau diese Spielweise als Grund angebe, wieso FF XII das meiner Meinung nach beste Kampfsystem hat :)
    Aber da spielt dir die Erinnerung wirklich einen Streich : FF XII war Grinden in Perfektion. Und das meine ich genau so wie du gesagt hast : Es hat nicht gestört und machte Spass! Es hat mich in Dragon Age z.B. tierisch gefreut, dass das System seine Rückkehr gefeiert hatte! Spiel auf den höchsten Schwierigkeitsgrad, mod für 18 Taktikslots runterladen und Spass haben :)

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