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SimAnimals (Simulation) – SimAnimals

Falls eure Freundin mal wieder mit frischer Luft droht, könnte euch Electronic Arts aus der Patsche helfen: Ab sofort lässt sich das lästige Pflichtprogramm zum Aufleveln der Beziehungspunkte, gemeinhin »ausgiebiger Waldspaziergang« genannt, auch virtuell erledigen. Der Sim-Publisher hat zur Verwunderung der Fachwelt ein weiteres Spinoff seines Goldesels veröffentlicht. Diesmal wuseln statt Großstadt-Neurotikern allerlei putzige Waldtiere über den Bildschirm – und zwar in ihrem natürlichen Habitat. Wie in Viva Piñata darf man in gottgleicher Funktion dem Öko-System mit einer helfender Hand auf die Sprünge helfen.

© EA Sims Studio / Electronic Arts

Förster gesucht

Der Begriff »helfende Hand« dient in diesem Fall keineswegs als Metapher: Bewege ich die Wii-Fernbedienung, schwebt tatsächlich eine dickes menschliches Greifinstrument in einem weißen Handschuh über die Lichtung. Es besitzt genügend Fähigkeiten, um Allmachtsphantasien zu beflügeln:

Och wie putzig: Mit eurem Cursor-Handschuh könnt ihr nicht nur gärtnern und füttern, sondern auch eure Lieblinge streicheln.

Ich kann die Erde mit Blitzen verkokeln und mich mit den Fingern im Boden festkrallen, um die komplette Erdkugel zu verschieben! Okay – im Grunde bewirkt das lediglich die Veränderung der Kameraperspektive. Aber ich kann außerdem Bäume fällen, Pflanzen wässern, Beeren pflücken und Bären streicheln. Meister Petz schnaubt zwar verächtlich und sträubt sich realistisch animiert gegen die unerwartete Zärtlichkeitsattacke, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich auch seine Sympathie gewinne. Gans, Biber, Igel und Hirsch fressen mir schließlich auch schon aus der Hand.

Verglichen mit menschlichen Sims sind meine Schützlinge nämlich relativ einfach zu beeindrucken. Ein paar leckere Brombeeren später sitzt das patzige Riesenfellknäuel bereits schmatzend auf den vier Buchstaben und rollt anschließend sogar auf den Rücken, damit ich ihm mit ein paar Wedlern der Fernbedienung den Bauch kraulen kann. Jetzt genießt er meine Streicheleinheiten sichtlich. Sein Vertrauen geht so weit, dass ich ihn sogar am Kragen packen und über die Lichtung schleudern kann, ohne zur Belohnung angebrüllt zu werden. Manche Waldbewohner stehen sogar auf diese unerwartete Schüttelkur

Wald, Wiese & Wüste

Das N64 lässt grüßen: Von den realitätsnahen Animationen abgesehen ruckeln Tiere und Vegetation erschreckend detailarm über den Bildschirm. 

Doch nicht nur meine Zuwendung macht die Vierbeiner glücklich. Ich darf ihnen außerdem bei der Freizeitgestaltung helfen. Wenn ich mit dem allmächtigen weißen Handschuh ein wenig über einen Baum oder einen Strauch streiche, fallen zunächst einmal gewachsene Nüsse, Früchte und Blüten zu Boden. Malträtiere ich die Pflanze länger, kann ich sie fällen und in Stöckchen verarbeiten, welche der Biber als Material für seinen Damm gebrauchen kann. Das Bauvorhaben ist eines der Ziele, welche am Bildrand aufgezählt werden.

Jedes Waldgebiet besitzt seine thematischen Eigenheiten wie z.B. eine spezifische Pflanzenwelt, Teiche oder eine ausgedörrte Schlucht sowie dazu passende Aufgaben. Leider wirken die karge Vegetation und der Rest der Kulisse hässlicher als manch ein Spiel aus dem letzten Jahrtausend. Trotz unscharfer Texturen und grobpixeliger Treppchen-Schatten werden Kamerafahrten von starkem Ruckeln begleitet. Im Gegenzug vermitteln die idyllischen Soundeffekte immerhin ein wenig das Gefühl von unberührter Natur.