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Star Trek: Legacy (Taktik & Strategie) – Star Trek: Legacy

Herzlichen Glückwunsch, Star Trek! Eine der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag und Ubisoft will das Science Fiction-Phänomen mit taktischer Weltraumaction ansprechend würdigen. Alle Äras des bekannten Star Trek-Universums und alle Captains in aufregenden Schlachten – ein mitreißendes Abenteuer für alle oder wie so oft nur etwas für Fans?

© Mad Doc Software / Bethesda Softworks, Ubisoft

Lahme Kameraden

Das liegt vor allem an euren widerspenstigen Flotten-Kameraden sowie dem mickrigen Inventar an Befehlen: Ihr könnt eurer Flotte gerade mal ausrichten, ein bestimmtes Ziel anzugreifen oder wild um sich zu feuern. Dass Flügelmänner in anderen Abenteuern auch die Stellung halten oder ein Schiff verteidigen können, weiß die Sternenflotte leider nicht. Besonders brenzlig wurde die Lage auch immer dann, wenn ich mein Team in Warpgeschwindigkeit versetzt und zu einem Sammelpunkt geschickt habe. Die träge Maussteuerung auf der zweidimensionalen Übersichtskarte, zu der ihr dabei wechseln müsst, fällt da noch unter die kleinen Übel. Aber falls ihr vor eurer Verstärkung am Zielort seid und auf mehrere Gegner stoßt, wird es heikel. Denn meine erste Reaktion war, der Flotte einen Befehl zum Angriff zu geben – und was passiert? Die Kapitäne der drei anderen Schiffe fallen von Warp auf Impulsantrieb,

Noch sieht alles nach einer schicken Explosion aus – bis sich die Einzelteile der Sphäre ineinander verschieben.

um die Richtung zu wechseln und tingeln anschließend seelenruhig dorthin, wo mein Kahn längst in seine Einzelteile zerlegt war. Blöd, dass ich zudem Reparaturarbeiten selbst auslösen muss. Schließlich habe ich mitten im Kampf nichts Besseres zu tun als jedes einzelne der vier Schiffe separat nach Schäden zu inspizieren…

Als ähnlich nervig habe ich Missionen empfunden, in denen ich meine Flotte teilen musste (z.B. um Versorgungsschiffe zu beschützen). Da springt ihr dann ständig zwischen vier Raumschiffen hin und her, um deren Wegpunkte zu ändern, Feinde anzugreifen oder selbst Hand anzulegen, was schnell die Übersicht zunichte macht. Denn auch wenn sich die Mitstreiter mit ihren eigenen Namen melden und die Pötte sogar unterschiedlich getauft wurden, sieht der Rest des Universums überall gleich aus, so dass ihr schnell die Übersicht verliert. Tatsächlich: Abgesehen von den für den Einsatz relevanten Objekten trefft ihr auf absolut gar nichts, was von einer atmenden Welt zeugen könnte. Wobei diese selbst in den knackigen Gefechten nur durch eine zugeschnürte Gurgel Luft holen kann. Denn spätestens wenn ihr seht, wie eine Raumstation oder ein Borg-Kubus auseinander fällt, ist jede Illusion dahin. Sobald sich riesige Polygonmassen mit abgeschalteter Kollisionsabfrage ineinander verschieben, sieht das nicht nur hässlich aus, sondern wirkt vor allem lächerlich. Ein weiteres, wenn auch unwesentliches Detail ist der sichtbare Schaden an euren Fortbewegungsmitteln: Selbst wenn euch feindliche Disruptor-Strahlen kaum Schaden zugefügt haben, sieht das getroffene Schiff aus, als hätte man es in einem Meteoritenschauer geparkt.

Online oder doch nicht online?

Einen weiteren Dämpfer erhält die von Mad Doc versoftete Welt, sobald ihr eine Funkverbindung zu Raumstationen aufbauen oder Personen beamen wollt. Das funktioniert nämlich nur, wenn es das Skript vorsieht. Selbst das vom Konzept her simple Tactical Assault ließ euch hin und wieder das System scannen oder Gegner anfunken und quittierte einen erfolglosen Versuch mit einer Meldung des Kommunikationsoffiziers. Warum wirkt der große Bruder im Gegensatz dazu so starr? Immerhin: Falls es vorgesehen ist, dürft ihr natürlich den Traktorstrahl einsetzen oder Außenteams auf eine Station beamen. Die nett gedachten Zugaben können das Wirrwarr aus vergebenen Chancen aber nicht retten.

Und was bleibt euch als Sternenflottenoffizier, wenn ihr die wenigen drei mal fünf Einsätze (Janeway und Sisko sind nur ein Teil von Picards Geschichte) abgeschlossen habt? Ihr könntet euch ins einzelne Gefecht stürzen, wo ihr euch entweder im „Deathmatch“ austobt oder ständig nachrückende Widersacher in „Koop Welle“ bekämpft. In beiden dürft ihr auch als Klingone, Romulaner oder Borg auftreten. Damit kommt ihr zwar in den Genuss getarnter Schiffe, die zusammenhangslosen Massenschlachten bestehen allerdings nur aus trockenem Anvisieren und Schießen und arten spätestens dann in unübersichtliches Geballer aus, wenn mehr als eine feindliche Partei im Spiel ist. Das ist jedoch besser als der Online-Modus, wo ihr die gleichen

Ab auf Warp! Ihr könnt zwar schnell von einem Planeten zum nächsten fliegen, seid aber selten mehr als zehn Sekunden unterwegs.

Möglichkeiten habt – theoretisch jedenfalls. Denn auf PC habe ich keine einzige Verbindung zu einem erstellten Spiel herstellen können. Auf Xbox 360 bin ich nach etlichen Versuchen endlich einer Partie beitreten, wurde anschließend aber sofort wieder herausgeworfen.

Nur ein Abziehbild

Einzeln genommen können solche Details unwichtige Kleinigkeiten sein, doch je mehr ihr über sie stolpert – und darum kommt ihr leider nicht herum – desto stärker leidet das Flair der SciFi-Oper. Da hilft es auch nichts, dass die fünf Captains mit den Stimmen der bekannten Schauspieler sprechen (wobei Jonathan Archer im Deutschen die Synchronstimme eines blassen Jungspunds ertragen muss), dass die Story im Grunde spannend ist und dass die Weltraumschlachten teilweise richtig gut aussehen, aber nach einer Weile bleiben selbst für mich als Fan der Serien nur Unzulänglichkeiten hängen. Ja, der Star Trek-Bonus ist spürbar und besonders die großartige Musik von Jason Graves und Rod Abernethy (beide Blazing Angels und Rayman Raving Rabbids) weckt Erinnerungen an die Soundtracks von Jerry Goldmith. Filmreif war auch der Moment, in dem die von mir befehligte Enterprise zwischen drei Warbirds in Schwierigkeiten geriet – als plötzlich zwei verbündete Kreuzer aus Warpgeschwindigkeit kommend mit allen Phasern in Richtung meines Gegners schossen. Akustisch tut Legacy allerdings nur das Nötigste, um Trekkies zu begeistern, denn die bekannten Geräusche klingen wie schwache Abziehbilder ihrer Vorlagen.