Gut gemeint, aber nicht gemacht
Besonders deutlich wird dies auf der PlayStation 4. Das ist schade, denn offensichtlich haben sich die Entwickler viele Gedanken über die Steuerungsproblemaktik von Echtzeit-Strategie gemacht und für einige Probleme durchaus kompetente Lösungen in Form von Radialmenüs und schlüssigen Tastenbelegungen gefunden. So kann z.B. mit L2 die Minikarte aktiviert und auf ihr gescrollt werden, R3 und L3 ermöglichen das Belegen von Schnellzugriffsgruppen und auch die Auswahl von Einheitengruppen per in der Größe anpassbarem Kreis (X + Linker Analogstick) funktioniert tadellos – auch wenn man die eigenen Gefechtsgruppen mit der Maus natürlich immer noch komfortabler und zügiger über das Schlachtfeld scheucht. Die Wegfindung ist aber auch hier ein Problem, so dass man mit dem Controller noch etwas nerviger Panzer für Panzer um Hausecken friemelt.
Zudem krankt die PS4-Fassung unter technischen Macken, die in der PC-Version nicht auftreten. Mal werden Missionsziele nicht richtig ausgelöst, mal lösen sich getötete Soldaten einfach in Luft auf und zum Teil hängen sich die Animationen des Waffenfeuers auf, was bei uns im Test auf der PlayStation 4 Pro sogar zu vereinzelten Abstürzen geführt hat. Zudem läuft Sudden Strike 4 auch auf Sonys Zugpferd nicht immer ganz flüssig. So gibt es gerade in Panzergefechten gerne mal spürbare Einbrüche der Bildrate, die das Spielen zwar nicht unmöglich machen, aber ungleich zäher gestalten.
Die Wahl des Generals
Auf beiden Plattformen gleich ist die Auswahl der Generäle vor den Schlachten, die mit errungenen Sternen aufgewertet werden können und bestimmten Einheiten neue Fähigkeiten verleihen. Pro Fraktion gibt es je einen Infanterie-, Panzer- und Unterstützungs-General. Letzterer ermöglicht z.B. den Reparaturfahrzeugen, bis zu 50% der Panzerlebenspunkte wiederherzustellen, während ein Infanterie-Kommandeur die Soldaten mit Erste-Hilfe-Paketen versorgt, die sie einmalig nutzen können um schwere Verwundungen zu heilen.
Das System ist etwas simpler als z.B. bei Company Of Heroes 2 funktioniert aber schlüssig und ermöglicht neue Taktiken im Kampf. Die zusätzlich einsetzbare Luftunterstützung kann hier allerdings weder verbessert noch quantitativ aufgewertet werden: Der mögliche Einsatz von Bodenkampfflugzeugen, Bombern und Co. Ist von der Mission selbst abhängig. Dabei cool: Aufklärer und Tiefflieger verbleiben für eine bestimmte Zeit im Einsatzgebiet und letztgenannte attackieren selbstständig im Bereich auftauchende Feinde – somit können Mustangs z.B. gut dazu genutzt werden, Infanteriegruppen für kurze Zeit bestimmte Bereiche zu verwehren und die eigenen Truppen in eine bessere Position zu manövrieren.
Überflüssige Scharmützel
So richtig überflüssig sind hingegen die Standard-Gefechte gegen die KI, die zum Teil nichtmal in der Lage ist, die Missionen erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Zudem ist der Umfang mit gerade mal vier (!) Mehrspieler-Karten bestenfalls mager, auch wenn mit der Variante, Einheiten nur an bestimmten Eroberungspunkten bestellen zu können, eine im Kern interessante Variation der üblichen Scharmützel geboten wird. Derselbe Spielmodus kommt im gähnend leeren Mehrspieler-Modus zur Anwendung, bei dem im Test nicht ein Spiel zustande gekommen ist. Wer ausschließlich auf actionreiche Multiplayer-Strategie steht, sollte von Sudden Strike 4 Abstand halten.
Hätte schon vorher schreiben sollen, dass ich mich hauptsächlich für den SP interessiere. Ob da jetzt eine epische Hintergrundgeschichte abgefeuert wird, ist mir schnurz, lediglich interessante Gefechte und eine anspruchsvolle KI sind für mich entscheidend.
Inwieweit könnten denn die erfahreneren Strategen unter euch "Wargame" oder "Steel Division" empfehlen?