Wandelbare Wunderblume
Dass Super Mario Bros. Wonder zum spielerischen Spektakel wird, dafür sorgt dann die titelgebende Wunderblume, die sich in fast jedem Level versteckt und das Gameplay, manchmal sogar wortwörtlich, auf den Kopf stellt. Findet ihr eines der Gewächse und schließt den dann folgenden Abschnitt ab, erhaltet ihr einen Wundersamen als Belohnung, die essenziell für den Spielfortschritt sind, also die Rettung des Blumenkönigreichs. Doch weil in der wildwachsenden Topfpflanze offenbar spezielle Substanzen enthalten sind, landet Mario beim Einsammeln jedes Mal in einem Fiebertraum, in dem Röhren zum Leben erwachen, eine Stampede von Rhinozerossen durch den Bildschirm galoppiert oder sich gleich die ganze Levelstruktur verändert.
Während der optische Effekt der Darstellung eines LSD-Trips in Film und Fernsehen gleicht, versteckt sich hinter jeder Wunderblume eine spielerische Überraschung, wodurch sich Super Mario Bros. Wonder regelmäßig neu erfindet und nie vorhersehbar wird. Mit kindlicher Neugier bin ich von Welt zu Welt gehüpft, begierig darauf herauszufinden, welche Einfälle mich noch erwarten und zum Staunen bringen. Die Wunderblume ist nicht nur das Highlight eines jeden Levels, sondern des ganzen Spiels und zeigt, dass die Entwickler mit ihrer Kreativität noch lange nicht am Ende ihrer Kräfte angelangt sind. Es ist das Salz in der Suppe, das die zuletzt ungewürzten 2D-Mario-Abenteuer so dringend gebraucht haben, um wieder an Geschmack zu gewinnen.
Famose Feindesvielfalt und frische Fähigkeiten
Die Wunderblumen sind aber nicht die einzige Besonderheit im Blumenkönigreich, denn Mario und seine Freunde haben ein paar mächtige neue Power-Ups im Gepäck, um den vielen unbekannten Gegenspielern zu zeigen, woraus Klempner und Konsorten gemacht sind. Mit der prominent in Trailern beworbenen Elefantenfrucht steht eine Verwandlung in den gleichnamigen Dickhäuter ins Haus, die Nintendos Maskottchen einen stattlichen Rüssel verleiht. Damit lassen sich nicht nur Gumbas aus dem Weg schubsen, sondern auch durstige Blumen wässern, die dann ein paar Münzen springen lassen. Mit der Seifenblasen-Blume sperrt ihr dagegen Koopas in durchsichtige Gefängnisse, um sie dann zerplatzen zu lassen, und mit dem Bohrer-Pilz auf der Birne grabt ihr euch in den Boden oder die Decke, womit ihr Hindernissen ausweichen und fiese Geheimnisse aufspüren könnt.
Zusammen mit der vertrauten Feuerblume sind das alles effiziente Möglichkeiten um die Heerscharen an Handlangern, die sich im Blumenkönigreich tummeln, aus dem Weg zu räumen. Auch in diesem Punkt kann Super Mario Bros. Wonder mit einer Menge Einfallsreichtum punkten, denn obwohl in den Leveln vereinzelt auch Cheep-Cheeps oder Lakitus anzutreffen sind, stoßt ihr dort größtenteils auf unbekannte Geschöpfe, die sich trotz ihrer frischen Einführung bereits nahtlos in das Mario-Universum einfügen. Am Meeresboden genießen scharfzahnige Sandhechte und süße Seegurken die sanfte Strömung, durch die Luft segeln diebische Elstern und aufgeblasene Ballonfische.
Die lassen sich natürlich nach wie vor alle durch einen beherzten Hüpfer oder ein paar Feuerbälle beseitigen, aber die optische Vielfalt macht das Blumenkönigreich lebendiger und ein paar Ausnahmen erweitern auch das Spielerlebnis. Die Pfeilschnäbel zum Beispiel, die ihre Fressluken verschießen und daraus Plattformen entstehen lassen, oder die kugelrunden Hippos, deren elastische Haut euch in die Höhe katapultiert. In Bowsers beeindruckenden Burgen wartet derweil auch wieder sein schelmischer Sohn auf euch, um euch alle Nase lang auf derselbigen herumzutanzen. Aber auch wenn Bowser Jr. ein paar neue Tricks im Gepäck hat, mangelt es den ohnehin schon viel zu spärlich vorkommenden Bosskämpfen an Abwechslung. Die bunte Palette aus New Super Mario Bros. für den Nintendo DS bleibt also weiter unerreicht.
Aktenzeichen Abzeichen
Die spielerischen Neuerungen von Super Mario Bros. Wonder werden durch die eingangs erwähnten Abzeichen abgerundet, die ihr nach und nach freischaltet und von denen ihr immer nur ein einziges anlegen könnt. Angefangen bei kleinen Komfortfunktionen, wie einem automatischen Superpilz am Anfang des Levels oder einem magischen Münzmagneten, bis hin zu Bewegungsverbesserungen wie dem Delfin-Kick, der eure Kontrolle unter Wasser beträchtlich erhöht, oder dem Rankenschuss, der euch wie Spider-Man mit einem Seil zur nächsten Wand schwingen lässt, sorgen die Abzeichen für einen gewissen Grad der Individualisierung eurer Fähigkeiten. Die kommen zwar auch in den normalen Leveln zum Einsatz, richtig glänzen können sie aber in den Abzeichen-Tests, die auf die jeweilige Fähigkeit passgenau zugeschnitten sind.
Mit der Fallschirmmütze müsst ihr hier präzise über Abgründe hinwegsegeln und mit dem Klimmsprung an sonst unerreichbaren Klippen in die Höhe hüpfen. Eine besonders fiese Herausforderung erwartet euch derweil beim Unsichtbarkeits-Abzeichen: Plötzlich verschwunden geht ihr zwar auch Gegnern leichter aus dem Weg, aber wenn man die eigene Spielfigur nicht mehr sieht, dann scheint kontrolliertes Springen ziemlich schnell ziemlich unmöglich. Fähigkeiten wie Luigis Flattersprung oder Toads hohes Tempo wurden hier übrigens ebenfalls verbaut, was wohl die Vereinheitlichung der Charakter-Movesets erklärt – kein schlechter Tausch. Das Herumexperimentieren mit den verschiedenen Abzeichen macht Laune und erlaubt zusätzlich, sich das Spiel leichter oder schwieriger zu gestalten.
viel zu anspruchslos is das spiel schon - selbst für ein mario. hat aber alles nix mit einer min max-produktionsphilosophie eines nintendos zu tun, denn dieses spiel hatte keine deadline und man durfte wild herumexperimentieren, es ist also das gegenteil von min max (nach deinem verständnis: minimaler aufwand, maximaler gewinn). ferner sind die animationen so unglaublich gut und liebevoll gestaltet und es gibt unzählige neue gegnerformen, obwohl man sich bei mario an einem jahrzehnte altes gegnerportfolio bedienen kann, weitere hinweise darauf, dass hier nicht einfach nur schnelles geld gemacht wurde. dein damaliges min max-argument trifft viel eher auf den mario film zu, den du ironischerweise besser findest (er ist technisch ja auch super, aber die auswahl von peinlichen, völlig durchnudelten pop songs bspw. ist ein kniefall vor dem mainstream, min max [nach deinem verständnis] eben)
Ne, man muss doch nicht gut sein um in Wonder voranzukommen, alleine für das Durchkommen durch die Levels erhält man ja schon einen Wundersamen und sterben bzw. Leben verlieren kann man ja auch nicht wirklich, oder wer schafft es nicht innerhalb von 5 Sekunden wieder zu seinem Partner zu kommen?
Wonder ist mit weitem Abstand das einfachste Super Mario Bros.
Die 5 Sterne Levels bieten dann zumindest ein wenig Herausforderung, aber da sie optional sind, kann man sie getrost ignorieren.
Und was sind das für Zwischengegner bzw. Levels? Auch die sind nicht der Rede wert, schneller und einfacher wars nie da durchzukommen.
Hast Du wirklich zwischendurch Schwierigkeiten bei Wonder voranzukommen?
Du bist wohl einfach zu gut.
Ich versuche in den Levels möglichst alle Samen zu finden und bin nach 4h nicht halb durch. Aber das schwere 4 Sterne Level mit diesen rhythmischen Sprüngen war mir zu schwer. Vor allem immer wieder neu anfangen zu müssen hat eher was von roguelike.
Nein, lahm ist es höchstens andere Meinungen herabzuwürdigen.
Haben übrigens ein wenig weitergespielt, die bisher spaßigstens Levels waren die Sprunglevels die man bestenfalls rhythmisch auf Zeit bestehen musste, da kam das erste mal ein wenig Super Mario Bros. Feeling auf.
Ansonsten ist aber die Spielzeit doch ein Witz , oder? Nach keinen 4 Stunden bekommen wir den Hinweis, dass wir die Hälfte geschafft haben...
Zum glück gab es das Spiel ende Oktober im Angebot für unter 50,- Euro.
Dennoch bleib ich bei meiner Einschätzung, für mich leider eine der Enttäuschungen 2023.