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The Bard’s Tale 4: Barrows Deep (Rollenspiel) – Zurück nach Skara Brae

Warum ich The Bard’s Tale 4: Barrows Deep sofort nach der Ankündigung über Kickstarter unterstützt habe, verrät mein Rückblick ins Jahr 1985. Das Abenteuer von Interplay war das erste digitale Erlebnis, das meine Faszination an Rollenspielen weckte. Damals war ich zwölf Jahre alt, jetzt bin ich 45 und erlebe Fantasy im Zeitalter von The Witcher 3, Divinity 2: Original Sin oder Legend of Grimrock 2. Welche Wirkung hinterlässt die moderne Weiterentwicklung dieses Klassikers von Brian Fargo und InXile Entertainment? Mehr dazu im Test.

© InXile Entertainment / Deep Silver

Rundenbasiertes Kampfsystem

Ich habe mir als Fan von Etrian Odyssey immer gewünscht, dass sich mal westliche Fantasy der Rundentaktik mit Party annimmt. Und genau das erlebt man in den spannenden Gefechten, wenn man seine vier bis sechs Abenteurer auf einem Raster in zwei Reihen bewegt und kämpfen lässt. Was mir schon vorher gefällt ist, dass man mit seiner Gruppe in einen Schleichmodus wechseln kann, um den Feind zu überraschen, damit man den Erstschlag bekommt – und das kann sehr wichtig sein. Und man erkennt nicht nur an der Farbe der Feinde (grün, gelb, rot), wie stark sie sind, sondern bekommt dazu manchmal auch eine Warnung aus der Gruppe. Schön ist, dass man hier nicht einfach alles weghauen kann, sondern dass
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Im rundenbasierten Kampf gibt es coole Kettenreaktionen. © 4P/Screenshot
recht zügig ein angenehmer Anspruch entsteht, weil auch die Gegner-KI einige fiese Manöver und Heilungen beherrscht. Die dabei entstehende Dynamik erinnert ein wenig an Trading-Card-Games, in denen man gut mit seiner Energie und den begrenzten Aktionen haushalten sowie rechtzeitig kontern muss.

Die Position ist für eine Attacke ebenso wichtig wie das Timing, denn manche Schläge oder Zauber wirken nur in eine Richtung, auf spezielle Felder oder benötigen für mehr Schaden eine Aufladezeit. Neben physikalischem gibt es auch mentalen Schaden, wobei Letzterer exklusiv für Unterbrechungen der feindlichen Fokusphase genutzt werden kann. Richtig cool sind einige Spezialmanöver, mit denen Magier ihre Gegner schrumpfen oder auf andere Felder heben, mit denen Gauner aus dem Hinterhalt für betäubende Schläge sorgen oder Krieger weit ausholend eine ganze Reihe wegsensen. Und natürlich darf man die Barden nicht vergessen, deren Lieder für zig Verstärkungen oder gar Verbrennungen sorgen können.

Viele martialische Interaktionen

Apropos: Feuer, Säure & Co wirken sich aus und es gibt einige spektakuläre Kettenreaktionen, so dass ein Blitz zur rechten Zeit für Detonationen sorgen kann, die auf mehrere Felder überspringen. Hinzu kommt, dass man nicht nur Bomben oder

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Leider gibt es für das Inventar keine Sortierfunktion und einige Bugs nerven bei der Ausrüstung. © 4P/Screenshot

Fallen, sondern auch Barrieren aufstellen kann. Gerade die Verteidigung ist aufgrund der eigenwilligen Integration der Rüstungsklasse zunächst knifflig, da sie eben nicht mit jedem ausgerüsteten Helm, Kettenhemd, Schild und Stiefel steigt – Letztere geben z.B. lediglich mehr Bewegungsfreiheit. Und sobald feindliche Paladine mit hohem Rüstungswert auftauchen, prallen normale Schläge einfach ab. Wie kann man sie durchbrechen?

Spätestens vor dem ersten Boss musss man sich intensiver mit der eigenen Ausrüstung, der Charakterentwicklung und den darin freischaltbaren passiven sowie aktiven Fähigkeiten beschäftigen. Ich habe länger gebraucht, um auch defensiv mit meinem Krieger stärker zu werden, denn es gibt neben der Rüstungsklasse wichtige Schildkonter und Bollwerkaktionen, aber eben auch offensive Schläge gegen die Rüstungsklasse. Zwar gibt es nur vier Klassen mit Magier, Barde, Gauner und Kämpfer, aber man kann sie nochmal zu Spezialisten entwickeln, sowohl hinsichtlich der Waffen als auch Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass man nur einen „Schmuck“ ausrüsten darf, der aber enorm wichtig ist, weil es sich dabei auch um Zaubertränke, Fallen oder Verstärkungen handeln kann. Leider ist man auch im Kampf nicht vor frustrierenden Bugs gefeit, denn es kann passieren, dass so mancher Zauber trotz manueller Aktivierung nicht im Slot bleibt, und damit im Kampf fehlt, oder dass es plötzlich nicht mehr weitergeht, weil das Spiel den Zug der KI einfach nicht korrekt beendet.

  1. 4P|T@xtchef hat geschrieben: 26.09.2018 14:11 Das erste The Bard's Tale ist das hier aus dem Jahr 1985: http://www.4players.de/4players.php/dis ... Oldie.html Es stand natürlich deutlich in der Tradition von Wizardry, das 1981 erschien und bereits in drei Varianten auf dem Markt war - aber als Zwöfjähriger kannte ich Letzteres gar nicht, weil es auf keiner Diskette im Stapel meines Dealers war.;)
    Und ja, Dungeon Master hievte das Prinzip des Dungeon-Crawlers 1988 auf ein ganz neues Niveau. Was war das cool auf dem Amiga. Dazu hat Jens einen schönen Rückblick verfasst: http://www.4players.de/4players.php/dis ... aster.html
    Ich weiss nicht warum, aber mich hat damals Lands of Lore 1 wahnsinnig gefesselt. Irgendwie hat mich da diese ganze Atmosphäre total mitgerissen.
    Da fällt mir ein, ich muss es unbedingt nochmal installieren (CD Version mit Sprachausgabe!)

  2. Hab nach der heutigen News zu dem Spiel nun auch mal das Test-Video angesehen. Ich denke, Fargo kann mit nun mehr finanzieller Sicherheit auch jeden Fall die nächsten Spiele deutlich besser entwickeln. Ich freue mich auf den Konsolen-Release, Schwächen hin oder her. Das Spiel macht genug anders, um mich anzusprechen, und ich habe auch mit Jade Empire dieses Jahr noch Spaß gehabt.

  3. Bin jetzt fast durch und ich muss sagen es gilbt nochmal richtig Gas. Zum Glück hatte ich keine größeren Bugs und die Questlinie war auch nicht verbugt. Ich habe es nicht bereut mich von dem anfänglichen Würgereiz nicht abhalten zu lassen weiter zu spielen ... :D

  4. Erstmal ein Kompliment an die wunderbaren reviews, die klare Sprache und vor allem die fantastische Fachkompetenz von Jörg und Kollegen. Ich liebe jedes Epilog Video.
    Mein Problem ist ausnahmsweise die Grafik, spezifisch die Gesichter. Aus vielen lets play videos sind non-human Gegner oder Gegner mit Masken zu sehen. Das hat den Grund das die Gesichter wirklich "nicht funktionieren". Und das macht aber einen gewaltigen Teil des Artwork aus, geführt für mich jedensfalls.
    @Jörg, ich habe Bards Tale 1 geliebt, was war ich stolz auf meine Monks (critical hit for 1 dmg, kills red dragon...).
    Aber was ich hier sehe, höre und verstehe ist eine halbgare Entwicklung, die den Fokus falsch gesetzt hat.
    Der Anspruch mag zu hoch gewesen sein, aber daran muß man sich jetzt messen lassen.
    Ich hätte gerne auf Grafik Komplexität verzichtet wenn dafür ein einheitlich gutes Artwork und ein tiefes Skill/Perk System umgesetzt worden wäre.
    Wirklich schade. (aber es gibt ja mit Pillars of Eternity 2 Futter zuhauf).
    Nochmal Dankeschön für die wirklich besten Tests auf dem Markt, auch in amerikanischen Publikationen sucht man diese Kompetenz vergeblich.

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