Dank der abwechslungsreichen Fahrdynamik, die auch durch die zwar arcadige, aber in diesem Bereich durchaus überzeugende Physik und der direkten Steuerung aufgebaut wird, vergehen die Stunden wie im Flug. Selbst bei der eingangs erwähnten Überlandfahrt, die allerdings erst relativ spät zur Verfügung steht, verging die gute Dreiviertelstunde unverschämt schnell. Man ist nie festgelegt, was man als Nächstes macht, um einerseits „Follower“ als Status- sowie Fortschrittssymbol und andererseits „Bucks“ als spielinterne Währung zu gewinnen. Neue Wettbewerbe werden nach und nach freigeschaltet. Das Geld, das man benötigt, um sich die Fahrzeuge dafür zu kaufen, hat man im Normalfall schnell verdient. Entweder mit den zur Verfügung stehenden Wettkämpfen, Skill-Herausforderungen wie Slalom, Tempokameras oder Flucht, aber auch mit Foto-Aufgaben, bei denen man bestimmte Vorgaben erfüllen muss. Das Problem hierbei: Das Meiste kennt man bereits aus dem Vorgänger, so dass das Rasen z.B. bei der Flucht, um einem sich schnell ausdehnenden Kreis zu entwischen, keinen großen Überraschungsfaktor mehr mit sich bringt. Mit den Driftwettbewerben hingegen werde ich wie schon in der Vorschau nicht warm. Die ansonsten gut reagierende Steuerung, die lt. Optionsmenü sogar Lenkräder unterstützt, was wir allerdings im Rahmen des Tests nicht auf Tauglichkeit überprüft haben, ist hier zu schwammig. Selbst mit einigen eingebauten Tuning-Upgrades lässt das Fahrverhalten hier zu viel Wünsche übrig und muss sich in diesem Bereich deutlich hinter dem letzten Need for Speed einsortieren.
Apropos nicht warm: Ivory Tower hält an zwei Mechaniken des Vorgängers fest, die man durchaus hätte überdenken können. Das eine ist das Upgrade-System: Nach einem erfolgreichen Rennen sammelt man neue Bauteile in diversen Kategorien und Seltenheitsstufen ein. Diese bringen im Normalfall auf jeden Fall eine Verbesserung zum gegenwärtig ausgerüsteten Teil, werden aber dennoch per Zufall ausgeschüttet. Dementsprechend kann es auch passieren, dass man in allen außer einem Tuningbereich große Sprünge macht – doof nur, wenn dieser eine Bereich maßgeblich für die Beschleunigungswerte verantwortlich ist. Immerhin hat man darauf verzichtet, einen Laden für zufällig verteilte Zubehörteile einzubauen. Obwohl: Schmeißt den ganzen Zufallskram raus und gebt mir stattdessen mehr Bucks und einen Tuning-Shop, damit ich meinethalben unter bestimmten Limitierungen meine Upgrades nach Wahl zusammenstellen kann. Verzichten hätte man auch auf die Crew Credits können, die man alternativ zu den Bucks einsetzen darf, um sich neue Vehikel anzuschaffen oder kosmetische Gegenstände für Vehikel oder Fahrer zu kaufen. Zwar bekommt man im Lauf der Zeit mit bestimmten Meilensteinen auch ein paar Zehntausend CC überwiesen, doch man kann natürlich früh in der Karriere versucht sein, sich einen Supersportwagen anzuschaffen, der mit gut 640.000 Bucks zu Buche schlägt oder für gut 90.000 Crew Credits in die Spielergarage gestellt werden darf. Und wenn man die Zeit nicht investieren möchte, greift man im jeweiligen Store halt zu Echtgeld und besorgt sich CC-Nachschub als Zeitverkürzer im Gegenwert zwischen 9,99 Euro für 100.000 CC und 49,99 Euro für 675.000 CC.
Schnell und schick, aber steril
Wenn man über einen Highway rast, dann den Flieger wechselt, um einen Wald ohne Umwege zu überbrücken und sich schließlich mit einem Boot in den See oder einen Fluss fallen lässt, macht das visuell einiges her. Denn die Engine hinterlässt nicht nur bei den aufwändigen Vehikel-Modellen einen durchweg guten Eindruck, hinter denen die sparsame Mimik der Figuren ganz klar die hinteren Plätze einnimmt. Die Geschwindigkeit stimmt, es gibt keinen Schluckauf, der den Fahrspaß gefährden könnte. Und die Metropolen, die Ivory Tower hier wie im Vorgänger in ebenfalls miniaturisierter Form anbietet, können sich ebenso sehen lassen wie der Grand Canyon oder die Everglades. Allerdings sollte man vor allem in Städten nicht zu genau hinschauen. Zivilibevölkerung gibt es fast gar nicht und wenn man nicht mit einem Affenzahn, sondern gemäßigter an den Gebäuden vorbeizieht, stellt man fest, dass bei den Texturdetails gespart wurde – vermutlich um sowohl die Geschwindigkeit als auch den fließenden Übergang zu den imposanten Flughöhen oder auch der ebenfalls imposanten stufenlos zoombaren Karte zu ermöglichen. Ebenfalls erst bei langsamer Fahrt bzw. bei Kartennutzung feststellbar sind ab und an unpassenden Haustexturen oder die Schilder, mit denen einige Ladenbesitzer auf ihre Waren hinweisen und die mit ihren zufällig zusammengewürfelten Angeboten für ungewollte Unterhaltung sorgen. Man kann Apotheken finden, in denen Gemüse verkauft wird oder Burger-Läden, die auch gegrillte Pizza anbieten. Was Lebendigkeit und Authentizität der offenen Welt betrifft, hat The Crew 2 Nachholbedarf. Dann wiederum stellt sich ohnehin die Frage, ob angesichts des Komforts, zu jedem Wettbewerb mit minimalen Ladezeiten teleportiert werden zu können, die offene Welt in dieser Form nötig wäre. Es gibt nur wenige Erkundungsreize. Und die paar, die da sind, erreichen nicht die Qualität des Vorgängers.
Die Foto-Gelegenheiten, die man hier stattdessen findet, gehen in etwa in diese Richtung. Man bekommt nur Hinweise, was erwünscht wird oder wenn man sich in der Nähe eines dieser Foto-Punkte befindet und ist dann auf sich allein gestellt. Doch das übt auf mich nicht den gleichen Reiz aus. Auch die durch einen „Karten-Blib“ markierten Sonderbelohnungen binden nicht so wie die Jagd auf seltene Autos im Vorgänger. Immerhin: Die variierenden Wetterbedingungen sorgen ungeachtet der eingangs erwähnten Winterproblematik zusammen mit dem Tag-/Nachtwechsel ständig für stimmungsvolle einzufangende Panoramen, ohne zulasten der Geschwindigkeit zu gehen. Und jedes Fahrzeug, inkl. Booten und Flugzeugen, bietet neben zwei Außenkameras, einer Motorhauben-Perspektive sowie einer Stoßstangenfahrt auch eine gelungene Cockpitansicht. Diese wäre sogar noch überzeugender, wenn die ggf. vorhandenen Rückspiegel funktional wären, anstatt nur dumpfe Alufolie zu zeigen, die in dieser Form keinerlei Sinn ergibt. Und wo ich gerade beim Jammern bin: Eine waschechte Replay-Funktion mit wechselnden Kameraperspektiven für die Rennen würde The Crew 2 ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Wenig auszusetzen gibt es hingegen an den Motorengeräuschen, die sich als ebenso variantenreich wie wohlklingend präsentieren. Auch der von Abwechslung geprägte Soundtrack, der von Rock über diverse Elektrobeat-Varianten bis hin zu Klassik nahezu alles anbietet, was man sich wünschen kann (auch wenn die ganz großen Lizenzen fehlen), kann sich hören lassen. Einzig bei der deutschen Sprachausgabe ist Ubisoft ungewohnt lasch zu Werke gegangen. Angesichts der Qualität, die sowohl im englischen Original zu hören ist, als auch die anderen großen Ubi-Titel der jüngeren Vergangenheit von Assassin’s Creed bis The Division prägte, sind die hier maximal durchschnittlichen lokalisierten Dialoge eher enttäuschend.
Flugzeuge sind ein bisschen fad, aufgrund der Streckengestaltung, obwohl mir das Fliegen an sich schon sehr gut gefällt =/
Sehr begeistert bin ich aber nach wie vor von der Streckengestaltung, der Street-Racing-Events. Das ist einfach so over the top, dass ich es einfach nur genial finde
Und Off-Road finde ich sowieso super.
Ich muss aber zugeben, dass ich aufgrund meines riesiegen Pile-of-Shame, das Spiel garnicht so viel gespielt hab, wie ich eigentlich wollte. Bei The Crew 1 hatte ich nicht viele Spiele nebenbei und war mehrere Monate voll konzentriert darauf. Jetzt hingegen hab ich soviele angefangene Spiele, dass ich mich schon fast überfordert fühle
Zuletzt war ich am meisten an Blooborne gefesselt... das hab ich aber nun durch und merke nun im NewGame+, dass ich die Lust verliere.
Da muss ich dir übrigens danken, denn wegen dem Schreiben hier, hab ich direkt wieder Bock auf The Crew 2 ^^
Nur das ich gesagt habe, dass wenn man die älteren Spieltitel kennt, von den neuen komplett enttäuscht wird da diese trotz 10 Jahre Unterschied weniger bieten.
Wie sieht deine aktuelle Meinung denn zu The Crew 2 aus ?
ok, das ist mir noch garnicht passiert o.o
So richtig negativ fand ich bis jetzt nur die Beleuchtung im dunkeln. Da sieht man ja wirklich garnix o_o
Der einzige große Aufreger ist wie im Test erwähnt echt diese Rüchsetzmechanik.
Bei den Hypercars könnte ich da als echt fluchen, wenn man nur irgendwie etwas streift, oder manchmal wenn man durch zerstörbare Dinge brettert das Spiel setzt einen Zurück. Das nervt echt.
Cool
Da freu ich mich drauf